Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
dass die eisenbewehrten Baumspitzen dicht unter Wasser jedes flussaufwärts fahrende Schiff aufspießen mussten. Die Pfähle standen so dicht, dass nur kleine Ruderboote zwischen ihnen hindurch konnten. Die erste Linie dieser Hindernisse wurde durch Fort Billingsport geschützt. Die zweite Linie wurde durch die Forts Mifflin und Mercer gegen einen Angriff verteidigt.
In der Mitte der Schifffahrtsrinne hatte man jetzt ein Handelsschiff mit Steinen beschwert und versenkt, um den Briten die Durchfahrt zu sperren. Weiter flussabwärts bei Fort Billingsport sah Sven durch sein Fernrohr die Masten der britischen Flotte. Die erste Reihe der Unterwasserhindernisse hatten sie also schon überwunden.
Seine Galeere nahm Kurs auf das Ufer bei Red Bank, wo Fort Mercer lag. Dort ankerten auch die restlichen Galeeren seiner Flottille und waren mit Drill an Kanonen und Handwaffen beschäftigt.
Das war sein Kampfgebiet! An diesem kurzen Flussabschnitt von Hog Island bis League Island würde die Schlacht auf dem Delaware entschieden werden, vielleicht sogar der ganze Krieg.
Sven war enttäuscht von dem, was er sah. Das war kein Volk in Waffen, bereit, den Gegner zurückzuwerfen. Das waren ein paar mehr oder weniger provisorische Bollwerke mit wenigen Kanonen, unterstützt durch kleinere Boote, schlecht ausgerüstet, gering motiviert und dürftig trainiert. Da blieb viel zu tun. Hatten sie auch die Zeit?
Als er zum Ufer kam, sah er ein Boot mit sechs Riemen wegrudern und am Ufer ein paar Mann, die ein Feuer entfachten, über das sie einen größeren Kessel hängten.
Sven ging ans Ufer und sah den Übungen mit Gewehren, Entermessern und Pistolen zu. Einer der jungen Kapitäne, die er selbst ausgebildet hatte, kommandierte eine Truppe in seiner Nähe. Er ging zu ihm und fragte: »Was für ein Boot ruderte eben fort, Kapitän Prosper?«
»Der Fourier, Sir, der den Nachschub brachte. Unsere Kochgehilfen haben gerade mit der Vorbereitung des Mittagessens begonnen.«
»Kochen sie für alle sieben Schiffe?«
»Für alle, die gerade beisammen sind, Sir. Wenn eins allein ist, kochen sie nur für eins.«
»Wer hat denn diese Variation von Kochkesseln an Bord?«
»Das ist das erste Problem, Sir. Eigentlich hat nur ein Boot den ganz großen Kessel, eins einen mittleren und die anderen nur kleine.«
»Und die anderen Probleme?«
»Der Lagerort. Wie lange ist er vorher zugänglich, wie lange bleiben wir dort? Das Wetter? Ist Wasser verfügbar, Holz? Trifft der Proviant rechtzeitig ein? Es klappt selten alles, Sir.«
»Haben Sie Verbesserungsvorschläge, Mr Prosper?«
Der Leutnant dachte einen Moment nach und sagte dann: »Leider keinen realistischen, Sir. Man müsste fahrbare Küchen am Ufer haben, die an bestimmte Orte dirigiert werden können.«
»Welche Werften reparieren die Galeeren, wenn sie Probleme haben?«
»Meist Harper’s, Sir, am Timber Creek«, antwortete der Leutnant verwundert über den vermeintlichen Themenwechsel.
Aber als Sven dann nachdenklich sagte: »Ich müsste mit denen mal über schwimmende Küchen reden«, da merkte er, dass Sven noch beim Thema war.
Sie saßen alle auf der Wiese beim Essen, genossen die kräftige Erbsensuppe mit Fleisch und freuten sich am sonnigen Oktobertag.
»Morgen werden wir Scharfschießen üben. Wie haben Sie Pulver und Munition dafür abrechnen können?«, fragte Sven die Kapitäne.
»Wir haben einen kleinen schwarzen Vorrat und haben ein paar Schüsse auf vorstoßende feindliche Ruderboote verbucht, Sir«, antwortete einer, und alle lächelten.
»Also das alte Spiel.« Sven schüttelte den Kopf. »Wann werden die Herren im Komitee einsehen, dass man nur treffen kann, wenn man es genügend übt. Ich fahre heute noch zu Kapitän Andersson. Der Kommodore meint, er wäre der beste Ratgeber, um an Nachschub zu kommen. Ich werde ihn auch auf Pulver ansprechen. Außerdem will ich über Schlafdecken und neue Uniformen mit ihm reden. Welche Vorschläge hätten Sie sonst noch?«
»Wenn wir jetzt auch mit Nahkämpfen rechnen müssen, sollte jede Galeere ein bis zwei Zweipfünder-Drehbassen erhalten, Sir«, schlug einer vor.
»Guter Vorschlag!«, kommentierte Sven.
»Jede Galeere hat zwar zwei Sanitäter, Sir. Aber die verfügen über keine Hilfsmittel. Sie brauchten Mullbinden, Watte und was alles erforderlich ist. Und warum sollte die Flottille nicht auch einen Arzt erhalten?«
»Sehr richtig«, kommentierten die anderen, und Sven nickte bestätigend.So kam einiges
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