Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
Vorgang nach, wie eine Kugel ins Rohr gestoßen und festgerammt wurde. Nun waren die Kanonen wieder bereit, ausgerannt zu werden.
Sven wandte sich den Kapitänen zu. »Meine Herren! Geben Sie nun bitte die Kommandos individuell für Ihre Galeere. Ich gehe von Boot zu Boot.«
Sven ging zu der am weitesten links festgemachten Galeere. Ausgerechnet Kapitän Rotty war ihr Kommandant. Aber er schien wie verwandelt. Er zeigte keine Opposition mehr, sondern nur Eifer.
Während die Mannschaft die Befehle ausführte, fragte ihn Sven, wie er mit der Ausstattung der Mannschaften zufrieden sei.
»Wenig, Sir, um ehrlich zu sein. Die Uniformen fallen bald in Fetzen vom Körper. Die Leute haben keine Decke zum Schlafen. Nur mit der Verpflegung kann man zufrieden sein.«
Rottys Mannschaft war ziemlich gut in Schuss, und Sven sagte ihm das. Der Kapitän schien sich zu freuen und lächelte etwas verlegen.
»Keine Sorge, Mr Rotty. Manche Dinge vergesse ich ganz schnell. Wir fangen ganz neu an. Einverstanden?«
»Auf jeden Fall, Sir. Danke!«
Auch bei den anderen Booten hörte Sven immer wieder Klagen über fehlende Decken und schlechte Kleidung. Auch die Unterkünfte waren vergammelt und das Kochen der Mahlzeiten war schwierig, wenn Wachdienst auf dem Fluss auf dem Plan stand.
Sven berichtete am Abend dem Kommodore vom Ausbildungsstand und von den Schwierigkeiten bei Bekleidung und Decken. Aber er kündigte gleich an, dass er sich in den nächsten Tagen intensiver orientieren und dann den Bedarf zusammenstellen werde.
»Auch wenn Sie alles in einer Liste zusammenstellen, Kapitän Larsson, haben wir es noch nicht vorrätig. Es fehlt bei uns an allen Ecken und Kanten.«
»Sir, ich habe auf See Kleidung und Ausrüstung für mindestens drei Regimenter gekapert, und es gab noch wesentlich erfolgreichere Kapitäne. Das Material muss doch irgendwo sein.«
Hazelwood sah ihn skeptisch an. »Lassen Sie uns erst einmal auf den Erfolg unserer Streitkräfte trinken.« Er hob sein Glas und prostete Sven zu.
Dann tupfte er sich die Lippen ab und sagte: »Die Organisation unseres Nachschubs klappt noch nicht. Aus Angst vor den Briten sind manche Depots so weit ins Hinterland verlegt worden, dass die Sachen nicht hier ankommen. Andere Depotverwalter haben den Ehrgeiz, nur ihren Bestand zu vergrößern, und geben nichts raus. Wieder andere sind korrupt und wollen geschmiert werden, um etwas zu liefern.«
»Sir, und wer weiß, welche Depotverwalter was haben und zu welcher Art Mensch sie gehören?«
Hazelwood lachte und klatschte sich auf den Oberschenkel. »Ein naiver Neuling sind Sie trotz Ihrer Jugend wahrlich nicht. Es gibt einen alten Kapitän, der bei der Gründung unserer Flotte dabei war, dem jetzt aber Alter und Krankheit die aktive Teilnahme verbieten. Es ist Kapitän Andersson. Er hat ein Häuschen in Westville.«
Sven kam die Erinnerung. »Er hat eine große Narbe über der rechten Augenbraue, nicht wahr?«
»Woher wissen Sie denn das schon wieder?«
»Kapitän Andersson war ein Freund meines Großvaters. Er erhielt die Wunde, als sie beide in der Südsee segelten«, antwortete Sven. »Ich sah den Kapitän zum letzten Mal bei der Beisetzung meines Großvaters.«
»Na, dann reden Sie erst mit ihm über die Ausrüstung. Ich will Sie jetzt noch in die aktuelle Lage einweihen und Ihnen Karten für Ihren persönlichen Bedarf geben. Trainieren Sie Ihre Flottille hart. Viel Zeit bis zum Endkampf haben wir nicht mehr.«
Die Schlacht um den
Delaware
(Oktober bis November
1777)
Die Nebelschwaden hoben sich nur zögerlich an jenem frühen Morgen des 11. Oktober 1777. Svens Galeere ruderte in der Fahrrinne zwischen Mud Island und Province Island langsam flussabwärts. Sven schaute mit dem Fernglas zu den Wällen von Fort Mifflin. Dann drehte er sich um und inspizierte die britischen Batterien auf Provence Island. Rechts davon hatten die Briten auch eine Bootsbrücke über den Schuylkill-Fluss gebaut. Hier könnten seine Kanonen ein Zielschießen unter realistischen Bedingungen absolvieren.
Er ließ dann nach Osten abbiegen und fuhr an den Reihen der Chevaux de Frise entlang, die sich über den Fluss in Richtung Woodberry erstreckten. ›Chevaux de Frise‹ oder ›Friesische Pferde‹ waren Unterwasserhindernisse. Es waren große Holzkisten, etwa zwanzig mal zwölf Meter breit. An diesen Kisten wurden Baumpfähle schräg befestigt. Die Kästen wurden in den Fluss geschleppt, mit Steinen gefüllt und so versenkt,
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