Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
feuerten noch über ihre Köpfe auf die britischen Stellungen. Von hinten kam ein Trupp Offiziere. Sie trugen französische Uniformen.
»Das wird d’Estaing mit seinem Gefolge sein«, stellte der Hauptmann fest.
Sven sah den Admiral neben seinem Adjutanten. Jetzt schaute er zu ihnen hinüber. Sven zog seinen Hut. D’Estaing winkte mit der Hand und lüftete seinen Hut.
»Da ist der amerikanische Kapitän, der mich als Erster an der Küste des Kontinents begrüßte«, erklärte d’Estaing seinem Adjutanten, und der zog auch seinen Hut.
»Kennen Sie die Franzosen?«, fragte der Hauptmann erstaunt.
»Nicht alle, aber d’Estaing. Ich führte das erste amerikanische Schiff, das er vor unserer Küste traf.«
Mit einem Schlag endete das Bombardement. Nur zwei Kanonen bummerten etwas hinterher.
Sven sah zu Sam und Midshipman Billy Walton und nickte Leutnant Will zu.
»Auf, auf! Mir nach!«, brüllte der mit gezogenem Degen und rannte voran. Sven und die Seesoldaten folgten ihm.
Jetzt sahen sie die britischen Stellungen, die nicht mehr vom aufstiebenden Sand umwölkt waren, klar vor sich. Aber sie sahen nun auch Briten, die auf sie schossen und kleine Kanonen auf den Wall rollten.
»Lauft!«, rief Sven. »Näher an sie ran, ehe ihr schießt!«
Sie stampften entschlossen neben ihm voran. Einer griff sich an die Brust und fiel vornüber. Im Rennen schielte Sven etwas nach hinten. Ja, da liefen die Sanitäter, und etwas weiter zurück beeilte sich Dr. Bader mit seiner Arzttasche.
Jetzt stoppten die Seesoldaten, knieten und zielten. Ihre Salve fegte eine Reihe der Verteidiger hinweg. Die Marines steckten nun ihre Bajonette auf und stürmten weiter. Sven griff nach seiner Pistole und zielte auf einen britischen Offizier. Er traf ihn an der Schulter.
Sven sah Sam und Billy an seiner Seite. »Voran!«, rief er und lief los. Da rollte etwas vor seine Beine und platzte mit hell krachendem Knall. Sven spürte einen gewaltigen Schlag gegen seinen linken Unterschenkel und wurde zu Boden geschleudert. Er schüttelte den Kopf und wollte wieder aufstehen, aber der linke Fuß knickte ihm weg. Und dann spürte er auch den Schmerz.
Sam warf sich neben Sven zu Boden, drückte sofort mit seinen Händen das linke Bein oberhalb des Knies ab und rief: »Billy, hol den Arzt! Den Kapitän hat’s erwischt.«
Billy hatte sich schon nach dem Schiffsarzt umgeschaut. Dort kniete er neben einem Verwundeten.
»Dr. Bader! Der Kapitän ist schwer verwundet!«
»Sofort!«, antwortete der Schiffsarzt, knüpfte den Verband zu und wies die beiden Sanitäter an: »Bringt ihn zurück und kommt sofort wieder. Wo liegt der Kapitän?«
»Dort!«, wies Billy. »Nur zwanzig Meter.«
Billy nahm die Arzttasche und lief voraus.
Sven sah mit matten Augen, wie Dr. Bader sein linkes Bein untersuchte.
»Hören Sie mich?«, fragte er Sven.
Der nickte mühsam.
»Hier kann ich nur unterhalb des Knies amputieren«, sagte Dr. Bader.
Sven schüttelte den Kopf. »Keine Amputation!«, murmelte er.
»Dann binde ich ab, und Sie werden aufs Schiff transportiert. Aber ich kann nichts garantieren.«
Sven nickte.
Der Schiffsarzt band das Bein fest ab und befahl, während er arbeitete: »Ihr beiden bringt ihn zum Schiff. Dort hinter der Scheune liegen Tragen. Ich komme, sobald ich kann.«
Sam rannte und holte die Trage. Billy saß neben Sven, hielt seine Hand und sprach auf ihn ein: »Bleiben Sie wach, Sir. Gleich bringen wir Sie aufs Schiff. Dort wird Ihnen geholfen. Nicht ohnmächtig werden. Alles wird gut!«
Auf des Messers Schneide (November 1779 bis Mai 1780)
»Deck!«, rief der Ausguck. »Französische Flotte ändert Kurs!«
Auf dem Achterdeck hob Leutnant Flinders das Teleskop ans Auge. Er brummte vor sich hin und sagte dann zum Midshipman: »Lassen Sie Abschiedssignal hissen: ›Gute Fahrt‹ usw.«
Dann ging er weiter zum Master: »Wieder einmal hauen die Franzmänner ab, ohne Erfolg gehabt zu haben. Was haben uns diese Verbündeten schon gebracht?«
»Sir, da sind Sie aber ungerecht!«, antwortete Mr White. »Sie haben in der Karibik den Briten einige Schläge verpasst, und die englische Flotte schwärmt nicht mehr so aus, wenn die Franzosen in der Nähe sind. Auch ihr Admiral ist bei seinem persönlichen Einsatz schwer verwundet worden wie unser Kapitän.«
Mr Flinders sah den Master böse an. »Erinnern Sie mich bloß nicht an die Verwundung unseres Kapitäns! Musste er an Land mit den Seesoldaten gegen die feindlichen Wälle stürmen?
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