Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
bei ihrer Hauslehrerin hatten. So kam Sven ruhiger in sein Zimmer und ließ sich dort einen Stuhl herrichten. Aber ohne Aufregung ging das auch nicht.
Martha, die gute, alte Köchin, hatte Svens Ankunft mitbekommen und weinte und jammerte nun, dass er so schwer verletzt sei. Joshua und Billy trösteten ihre alte Wohltäterin, und Sven lenkte sie ab, als er fragte, ob sie zufällig eines ihrer wunderbaren Nusstörtchen für ihn habe.
Und dann brachte Henrietta den jüngsten Sohn Henry Richard, ganze zwei Monate alt. Er hielt seinen Kopf schon recht gut, und Sven hatte den Eindruck, dass er ihn mit seinen blauen Augen nachdrücklich mustere.
»Dein Daddy ist wieder da«, sagte Sven und hob ihn mit beiden Armen an sein Gesicht. Der Kleine krähte und Sven nahm wie alle Väter an, dass er ihm was sagen wolle.
»So ein Pech, dass die gnädige Frau gerade abgereist ist. In vierTagen wollte sie wiederkommen. Sie wird jedem Tag hinterhertrauern«, sagte Henrietta.
»Lass nur«, meinte Sven. »Dann bin ich schon ein wenig erholter, und sie erschreckt sich weniger.«
Aber dann hörten beide Getrampel auf der Treppe. Der Unterricht war vorbei und Lilian und Einar wollten zum Vater.
»Langsam!«, rief Henrietta. »Euer Vater ist noch krank.«
Aber die beiden wollten ihren Vater sehen, holten sich ein Küsschen ab, bestaunten das Bein mit dem Verband, drückten sich an ihn und schwabbelten los, was sie ihm alles sagen wollten. Kinder wärmen einem das Herz, dachte Sven wieder einmal und war glücklich.
Es waren äußerlich recht beschauliche Tage, in denen Sven auf seine Sabrina wartete. Besuch sollte er noch nicht empfangen. Nur der Doktor aus dem Ort kam, wechselte den Verband und zeigte Sam einige Übungen für das Bein, bei denen er Sven helfen sollte.
Martha kochte nur die Leibgerichte Svens. Lilian und Einar waren vormittags und nachmittags jeweils zwei Stunden bei ihrem Vater und erzählten ihm alles, was sie bewegte. Sie spielten auch Ratespiele mit ihm, und er musste ihnen vorlesen.
Sven wurde informiert, was es in Haus und Garten Neues gab, er las die örtliche Zeitung von der ersten bis zur letzten Zeile und hatte das Gefühl, dass er noch nie in den letzten Jahren von Gloucester so viel gewusst habe.
Aber wenn keiner bei ihm war, dann dachte er an Sabrina, und sein Gewissen plagte ihn. Wie hatte er nur ihren Versuch, ihn trotz hoher Schwangerschaft sexuell zu befriedigen, so falsch deuten können? Warum hatte er sie bei der ersten Gelegenheit mit Rosita betrogen, obwohl er ihr doch immer treu sein wollte? Manchmal erwog er, ihr alles zu beichten. Aber dann entschied er sich für absolutes Schweigen. Es würde sonst immer zwischen ihnen stehen. Sabrina würde immer daran denken.
Joshua war zu seiner schönen jungen Frau weitergefahren.
»Er hatte ja noch nicht einmal richtig Flitterwochen«, scherzte Sam, der mit Billy und John bei den Larssons wohnte.
Am dritten Tag kamen die Kellaghans mit Edgar und Astrid, ihrem jüngsten Baby. Nun waren Lilian und Einar erst einmal mit Cousin und Cousine beschäftigt, Henry Kellaghan, Svens Schwager, untersuchte in Gegenwart von Ingrid den Unterschenkel.
Er betastete jeden Zentimeter, fragte nach Druckempfindlichkeit, achtete auf Hautverfärbungen, prüfte die Beweglichkeit der Gelenke und sagte schließlich zur Erleichterung aller: »Gut behandelt, gut verheilt. Du musst jetzt immer einige Schritte mit Stützen gehen und im Sitzen viel üben, dann kannst du wieder die volle Tauglichkeit erreichen. Vielleicht bleibt der Unterschenkel wetterfühlig.«
»Wie schön, du alter Seebär«, fügte Ingrid hinzu und umarmte ihren Bruder. »Du machst einem schon Sorgen. Und deine Frau ist nicht da.«
Sie bekamen Tee, und dann wurde erzählt, was sich in jeder Familie ereignet hatte. Nach einer Stunde verabschiedete sich Henry. Er musste in seiner Zweitpraxis in Philadelphia Sprechstunde abhalten. Er hatte schon drei angestellte Ärzte, arbeitete aber auch immer selbst mit.
»Wenn dein Schiffsarzt einen Job sucht, bei mir kommt er immer unter, lieber Sven«, sagte er zum Abschied.
Die Kinder spielten mit den Hunden, und Sam achtete auf sie. Henrietta versorgte den kleinen Henry und Astrid. Sven war seit langer Zeit wieder einmal ungestört mit seiner Schwester.
»Erinnerst du dich manchmal noch, wie wir aus Einars Tal geflüchtet sind, Bruderherz?«, fragte Ingrid.
»Selten und etwas verschwommen. Aber Angst bekomme ich dann immer noch.«
»Was haben wir für ein
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