Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg

die britische Flotte vierzehntausend Mann bei Charleston gelandet habe und die Stadt belagere. Zwei Tage später stand es in den Zeitungen. Dort las Sven auch, dass die vier Schiffe der Kontinentalen Flotte im Hafen von Charleston eingeschlossen seien.
    »Sabrina, stell dir nur vor, meine Liberty ist in Charleston gefangen. Die kommen da nicht mehr raus. Entweder zerstören die Briten mein Schiff, oder sie erbeuten es.«
    »Ein Glück, dass du bei uns bist. Ich hätte keine ruhige Minute mehr«, äußerte sich Sabrina.
    Doch die Unruhe zermürbte ihren Sven. Er wollte nicht mehr mit den Kindern spielen, sondern saß immer wieder grübelnd über den Karten. Dann ließ er Billy kommen.
    »Billy, unsere Kameraden von der Liberty sitzen in der Falle. Wir müssen etwas für sie tun!«
    Billy sah ihn mit großen Augen an. »Was sollen wir denn tun, Sir?«
    »Wir müssen Ihnen helfen, dass sie ausbrechen können, wenn Charleston fällt oder übergeben wird.«
    »Wie sollten wir das schaffen, Sir? Wir haben weder ein Schiff noch eine Armee.«
    Sven winkte. »Komm mal her zur Karte. Erinnerst du dich, wie wir damals hier zwischen den Inseln gesegelt sind? Wenn jemand aus Charleston ausbrechen will, wird Nordost die bevorzugte Richtung sein. Wir werden aber im Südwesten ansetzen. Erinnerst du dich an Rockville, dieses kleine Nest gegenüber von Seabrook Island?«
    »Aber ja, Sir. Wir suchten mit zwei Kuttern zwischen den Inseln. Im Ort hat uns dann ein Fischer allen einen Rum spendiert, weil er so glücklich war, dass die Kontinentale Flotte sich sehen ließ. Die Nachbarn haben uns zu essen gegeben. Sie standen alle auf Seiten der Revolution.«
    »Ja, ich glaube, sie meinten es wirklich ernst. Du musst mit Sam und ein paar Mann, die du dir aus unseren Leuten aussuchst, die jetzt auf der Defence sind, nach Rockville. Hör dich mit Sam im Hafen und in den Kneipen um, wie ihr am besten dorthin gelangt. Ihr könnt zu Land fahren oder zur See segeln. Ihr könnt auch einen kleinen Schoner dafür kaufen. Am Geld soll es nicht liegen. Dort müsst ihr dann Kontakt zu Kapitän Bauer aufnehmen und für den Fall einer Kapitulation einen Fluchtweg ausfindig machen. Nutzt das große Durcheinander aus, das bei jeder Kapitulation oder Eroberung auftritt. Ich segele mit der Defence nach Charleston, um euch in dem Inselgewirr aufzunehmen. Aber bis dahin muss alles geplant sein. Hör dich jetzt gut um. Ich rede mit Mr Bradwick und anderen Reedern. Dann sprechen wir uns wieder mit Sam und den anderen Seeleuten, die mit euch gehen.«Sam und Billy stöberten die nächsten Abende und Nächte in Hafenkneipen herum und kundschafteten aus, wie man in diesem harten Winter am besten nach Charleston gelangen könne.
    Ein alter Seemann sagte ihnen gleich in der ersten Kneipe, was sie drei Tage später als Fazit ihrer Erkundigungen an Sven melden mussten: »Nach Charleston? Auf dem Landweg musst de so viel Schnee wegschippen, dass de drei Tage für zwee Meilen brauchst. Und der Delaware ist gefroren, da jeht janischt. Kommt mal im Sommer wieder.«
    Aber Sven hatte bessere Nachrichten. »Ich habe auf der Hafenkommandantur erfahren, dass sie in Lewes an der Mündung des Delaware einen Schoner beim Schmuggeln beschlagnahmt und vor Anker gelegt haben. Der Kommandant meint, wer gut zahlt, könnte ihn schon vor der nächsten Versteigerung erwerben. Ich rede mit Jack. Er soll euch mit dem Schlitten nach Lewes bringen. Sucht alles raus, was ihr für die Fahrt braucht.«
     
    Nach einer Woche waren sie wieder da, völlig erschöpft, durchgefroren und hungrig. Nachdem Martha sie eine Stunde mit warmen Kleidern, heißen Getränken und warmem Essen verwöhnt hatte, konnten sie auch ihre gute Nachricht loswerden: »Das ist ein kleiner, sehr solide gebauter und scharf geschnittener Schoner, der mit drei Mann gesegelt werden kann. Seinem Schnitt nach ist er sehr schnell und nach den Reden der Schiffer dort fliegt er geradezu. Wenn wir siebenhundert Dollar zahlen, erhalten wir ihn ohne Versteigerung, die erst im Sommer ist. Da oben wirkt der Atlantik so stark mit Ebbe und Flut und seinem Salz, dass sich keine feste Eisdecke bildet. Man kann dort absegeln.«
    Sven hatte Billy aufmerksam zugehört. »Wie viel Mann braucht ihr für eure Aufgabe?«
    »Für Segeln und Erkundigen: sieben Mann, Sir. Einen langen Dreipfünder sollten wir auch haben.«
    Nun wurde Sven dienstlich: »Gut, Mr Walton. Ich ernenne Sie zum diensttuenden Leutnant. Sagen Sie dem Lagerleiter bei Bradwick,