Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
ihn zum Niedergang. Dort nahmen ihm zwei Mann den Verwundeten ab und trugen ihn ins Lazarett.
Als eine Kugel so dicht neben Svens Kopf vorbeisauste, dass sie ihm den Hut abriss, stand er einen Augenblick wie betäubt da und fing dann an, furchtbar zu fluchen.
Die erfahrenen Seeleute grinsten sich an. Sie luden und schossen in ihrem gewohnten Tempo weiter, ob er nun brüllte: »Macht endlich Schluss mit der verdammten Bande!«, oder nicht.
Dann war es vorbei. Bei den Briten löste sich kein Schuss mehr. Auf der Enterprise rief die Besatzung »Hurra!«, und auf der Fregatte schlossen sie sich an.
Mr Will schaute Sven erwartungsvoll an, aber der schüttelte den Kopf. Eine Landung hatte keinen Sinn. Hier war zu viel britische Infanterie an Land.
Die Fregatte patrouillierte im frühen Morgenlicht in der Hope-Bucht vor der Einfahrt zur Tiverton-Landenge. Die Enterprise segelte etwa fünf Meilen südlich in der Sakonnet-Passage.
Die Landtruppen setzten mit Scharen von kleinen Booten von Tiverton nach Rhode Island über. Hin und wieder knatterten Schüsse.
»So könnte det den janzen Tach weiterjehen«, meinte ein Kanonier grinsend zum anderen. »Wir warten hier in Ruhe und die da hinten rackern sich ab«. Sein schwieliger Daumen zeigte auf die Landungsboote.
Die Liberty war an ihrem südlichen Wendepunkt angekommen und konnte in die östliche Passage einsehen. »Deck!«, meldete der Ausguck. »Französische Flotte liegt bei der Insel Gould.«
Donnerwetter!, dachte Sven. Da ist d’Estaing doch in die Passage hineingesegelt. Das wird den Briten gar nicht passen, denn nun sind ihre Befestigungen vor Newport unmittelbar bedroht.
Kurz darauf kam ein Ruderboot von den Landungsschiffen auf sie zu. Der Adjutant von Sullivan kam an Bord.
»Kapitän Larsson! Sie möchten unsere Truppen beim Vormarsch an der Westseite von Rhode Island unterstützen.«
Sven gab die notwendigen Befehle, und sie segelten zwischen Prudence Island und Rhode Island entlang. Am Ufer konnten sie sehen, dass gekämpft worden war. Gefangene wurden zurückgetrieben. Amerikanische Truppen marschierten mit wehenden Fahnen voran. Dann stockte der Vormarsch. Die Soldaten warfen sich auf den Boden. Sven erkannte mit dem Teleskop einen Erdwall. Dort standen wohl auch Kanonen.
»Ziel am Ufer am nördlichen Ende der Lichtung auffassen!«, befahl er. Er wandte sich zu Leutnant Johnson. »Lassen Sie einzeln feuern!«
Leutnant Johnson rief eine Kanone nach der anderen auf und beobachtete die Einschläge. Seine Kommentare lösten nicht immer Freudeaus. Wenn er zum Beispiel schrie: »Kanone drei! Fünfzig Meter zu kurz!«, dann drohte der Geschützführer dem Richtkanonier mit der Faust. Und als er brüllte: »Kanone fünf! Schielt ihr? Fünfzig Meter nach backbord!«, stieß der Geschützführer den Richtkanonier weg und zielte selbst.
Aber insgesamt war ihre Beschießung sehr wirkungsvoll. Die Soldaten erhoben sich und stürmten voran. Sie überwanden den zum Teil eingeebneten Erdwall ohne sichtbare Verluste, winkten zum Schiff und marschierten weiter.
Die Besatzung nahm nun gruppenweise ihr Mittagessen ein und lehnte dann etwas faul an den Kanonen herum. Die Liberty glitt langsam auf die Insel Gould zu. Da meldete plötzlich der Ausguck, dass über Newport Raketen in die Luft geschossen würden.
Sven ließ Midshipman Walton mit dem Teleskop aufentern. »Das müssen Freudenraketen sein, Sir. Sie werden einfach ohne erkennbares Ziel hochgeschossen.«
Sven und Leutnant Flinders sahen sich an. »Die müssen eine gute Nachricht erhalten haben, Sir.«
»Eine andere Lösung wüsste ich auch nicht. Warten wir’s ab.«
Sie mussten sich nicht lange gedulden. Von der französischen Flotte segelte ein Boot auf sie zu. Ein Adjutant teilte Sven mit, dass die englische Flotte vor Kap Judith gesichtet worden sei. Die französische Flotte werde in Kürze zum Kampf auslaufen. Die Liberty möchte weiterhin die gelandeten Truppen unterstützen.
Nun schossen überall die Spekulationen ins Kraut. Hatte Lord Howe Verstärkung erhalten, dass er es wagte, den Franzosen auf See entgegenzutreten? Was sollte aus den amerikanischen Landungstruppen werden? Ohne die Bedrohung durch die französische Flotte konnten die Briten Truppen aus Newport schicken.
Der von seiner Splitterwunde noch humpelnde Master kam an Deck. »Ist eben kein Seemann, der Herr d’Estaing. In weniger als vierundzwanzig Stunden haben wir einen Sturm, da kann keiner auf See gegen andere Schiffe
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