Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
wir ja nun leider nicht.«
»Sir, wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen, mir reicht es, dass wir dieser Übermacht entkommen konnten. Das waren doch bestimmt an die anderthalbtausend Mann.«
»Kann sein.«
Viele atmeten auf, als sie wieder die offene See erreichten.
»Man fühlt sich anders hier als in diesen engen Wasserschläuchen mit den nahen Ufern«, sagte ein Maat zu seinem Kumpel. »Hier siehst du doch, was kommt.«
»Wenn dein Ausguck nicht schläft!«
Leutnant Potter störte sie. »Meine Herren, würden Sie die Güte haben, diese Verwundeten hier ins Unterdeck bringen zu lassen, damit wir hier Segel und Kanonen bedienen können?«
»Wichtigtuer«, raunte der eine Maat dem anderen zu.
Sie segelten mit günstigem Wind an der inselreichen Küste Georgias entlang nach Süden. Auch Sven schien keine Lust zu haben, nach ihrem letzten Erlebnis noch die Nase zwischen die Inseln zu stecken. Er konnte sich damit rechtfertigen, dass sie zu viele Gefangene für ein neues Gefecht an Bord hätten.
Am Abend tranken die Mannschaften ihr Bier und erzählten ihre Heldentaten, mit denen sie sich aus der Falle gekämpft hatten.
Der Kapitän lud seine Offiziere und den gefangenen Oberst zum Essen ein. Sie tranken ihren Wein und genossen das gute Essen, aber mit Heldentaten hielten sie sich mit Rücksicht auf den Gefangenen zurück. Dafür unterhielten sie sich mit lustigen Geschichten über Pannen, wie sie immer wieder im Dienst passieren.
Bootsmann Petrus hatte die Wache übernommen. Als Sven nochan Deck kam, nachdem die Gäste gegangen waren, ergab es sich, dass sie außerhalb der Hörweite von Rudergänger und Ausguck standen.
»Es war Ingrids Warnung, nicht wahr?«, sagte Joshua leise.
»Ja«, antwortete Sven einfach.
»In meinem Volk hätte man sie als Göttin verehrt. In ihr wohnen gute Geister, das haben wir nun mehrfach erfahren. Ich bewundere deine Schwester.«
»Bei uns würde man sie eher als Hexe verfolgen, wenn man wüsste, dass sie manchmal in die Zukunft sehen und über viele Meilen hinweg warnen kann. Aber du hast recht. Sie ist ein wunderbarer Mensch. Ich verstehe bloß nicht, warum die Loyalisten sich so viel Mühe gegeben haben, uns zu fangen? Es ist doch nicht einfach, anderthalbtausend Mann zusammenzukriegen.«
»Wir haben ihnen viel Schaden zugefügt, und jemand möchte uns unbedingt aus dem Weg räumen«, gab Joshua zu bedenken.
»Hoffen wir, dass ihnen das auch künftig nicht gelingt. Gute Nacht, mein Freund«, sagte Sven.
»Gute Nacht, Sven.«
Brunswick war eine kleine Stadt, vor wenigen Jahren erst gegründet. Aber sie hatte Zukunft mit dem guten Hafen. Ihre Straßen waren schachbrettartig nach dem Muster Savannahs angelegt. Auch eine Gloucester Straße war dabei.
»Da soll ich mich wohl heimisch fühlen?«, sagte Sven.
Die Matrosen schauten eher skeptisch. Kleine Städte boten wenig Abwechslung. Mehr als drei oder vier Kneipen waren auch nicht zu erkennen.
»Wo sollen die mit den vielen Gefangenen hin?«, fragte Mr Flinders Leutnant Johnson.
»Sie werden die Gesunden arbeiten lassen, und wer verkrüppelt oder krank ist, den werden sie mit Florida austauschen, nehme ich an. Es ist ja nicht weit.«
Der Milizhauptmann, der mit seinen Leuten an Bord kam, sah auchnicht erfreut aus. »Wo sollen wir die vielen Verwundeten nur unterbringen?«
»Warten Sie nur ab! Ihre Frauen werden sich freuen, mal andere Männer pflegen zu können«, scherzte Leutnant Will.
»Wenn einer eine ledige Frau heiraten will, lassen wir ihn sowieso frei«, antwortete der Hauptmann. »Er muss nur schwören, dass er der Stadt keinen Schaden zufügt.«
»Das ist ja Förderung der Vielweiberei«, stellte Mr Will fest.
Sven hatte ein etwas ernsteres Erlebnis. Der Oberst bedankte sich bei ihm beim Abschied für die gute Behandlung der Gefangenen. »Zum Dank will ich Ihnen eine Information anvertrauen, Herr Kapitän. Unser Agent hatte den Tipp, dass Sie die Küste absuchen würden, von einer Frau aus Charleston. Sie soll aus einem der ersten Häuser sein. Mehr weiß ich auch nicht!«
»Aber wieso haben Sie so viel aufgeboten, um eine Fregatte und eine Sloop zu fangen, Herr Oberst?«
»Herr Kapitän, Sie haben unserer Sache schon viel Schaden zugefügt, und wenn wir Ihre Schiffe in unsere Hand bekommen hätten, wäre die Chesapeake Bay mindestens zeitweilig für amerikanische Schiffe nicht mehr zugänglich gewesen. Das hätte Ihnen sehr geschadet.«
Das leuchtete ein, aber Sven wurde nicht schlau aus der
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