Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
anderen Information. Eine Frau aus Charleston? Er kannte doch dort keine Frau. Über seine Aufgaben hatte er auch nur mit dem Hafenkapitän und mit Mr Talbot gesprochen. Von denen würde keiner ihn verraten.
Sie verweilten nur eine Nacht in Brunswick. Die meisten Seeleute blieben nicht lange in der Stadt. »Nicht mal ’nen richtigen Puff haben sie in dem Kaff«, maulten die Rückkehrer.
»Das Städtchen liegt ja recht hübsch, aber viel zu bieten hat es nicht«, beklagte sich auch Leutnant Flinders bei Sven.
»Wir sind ja bald in der Karibik. Dort werden Sie mehr Abwechslung finden«, antwortete ihm Sven.
Kümmert euch man lieber um Prisen, dachte der Master, der ihnen zugehört hatte.
Sven ahnte, dass auch viele Matrosen Prisen herbeisehnten, und ließ die Enterprise mit vier Meilen Abstand vor der Küste segeln. Die Liberty suchte weiter seewärts.
Nach der Inselwelt vor Georgias Küste war die Küste Floridas eher geradlinig und eintönig. Der Hafen von St Augustine war ein wichtiger Nachschubhafen der Briten. Sven wollte eine Nacht vor der Einfahrt warten, ob sich Schiffe im Morgengrauen nähern würden.
Schon vor Beginn der Morgenwache stand er wieder an Deck. Er hatte Rocky bei sich, und bevor ein Ausguck etwas sehen konnte, sträubten sich schon Rockys Nackenhaare. Er knurrte und horchte und schnupperte seewärts. Sven kraulte seinen Kopf. Dann würden sie wohl Glück haben.
Die Ausgucke meldeten einen Dreimastsegler und eine Zweimastbrigg. Liberty und Enterprise setzten britische Flaggen und segelten den beiden entgegen, als seien sie gerade aus St. Augustine ausgelaufen. Die Schiffe schöpften keinen Argwohn. Nach ihrer langen Reise fühlten sie schon die Vorzüge des Hafens und sahen in den beiden Schiffen Vorboten.
Die beiden Amerikaner segelten den Briten bis auf hundert Meter entgegen. Die Liberty lag breitseits vom Dreimaster, die Enterprise neben der Brigg. Dann wechselten sie im Nu die Flaggen, rannten die Kanonen aus und donnerten den Briten einen Schuss vor den Bug. Hinter den Amerikanern kamen Boote mit Enterern hervor.
Die Briten erkannten, dass sie nicht den Hauch einer Chance hatten, und ergaben sich ohne Gegenwehr. Kapitän Bauer ließ sich zur Liberty übersetzen und berichtete in Svens Kajüte: »Schöne Schiffe! Ein Westindiensegler von etwa 340 Tonnen und eine Brigg mit etwa 200 Tonnen. Beide segeln im Auftrag des Transportamtes und bringen Ausrüstungen und Munition für Loyalistenregimenter, die sie in Georgia aufstellen wollen.«
Sven rieb sich das Kinn. »Ein guter Fang, Karl. Aber er bringt Probleme. Wir müssten möglichst schnell zu d’Estaing in die Karibik. Aber es wäre doch Unsinn, diese Güter den ganzen Weg nachMartinique mitzuschleppen. Das wäre ein großes Risiko. Vorher, in den spanischen Häfen, möchte ich sie auch nicht verkaufen. Es sind ja genau die Ausrüstungen, die unsere Miliz braucht. Wir müssen zurück nach Savannah und alles unseren Truppen anbieten.«
»Dann ist aber keine Zeit zu verlieren, Sven.«
»Nein, mein Lieber. Ich schlage vor, dass du die Offiziere der Brigg auf dein Schiff nimmst. Ich werde die des Westindienseglers übernehmen. Stelle einen guten und vorsichtigen Prisenkommandanten ab und genug Leute. Wir müssen sehr achtsam sein. Die werden alles versuchen, uns die Prisen zu entreißen. Das bringt ihnen dicke Prämien.«
»Wir werden vorsichtig sein, Sven. Ich kann das Prisengeld gebrauchen.«
Nach drei Tagen trafen sie vor Savannah ein.
»Das war eine Schinderei, Mr White«, sagte Joshua zum Master. »Wir haben ja keinen Windhauch versäumt. Die Männer sind viel zu müde, um sich auf die Kneipen zu freuen.«
»Ach, Mr Petrus. Wenn die den Hafen erst riechen, dann werden sie wieder wach. Passen sie nur auf, wenn die Nutten uns einlaufen sehen, was dann los ist.«
In der Tat! Die Burschen wurden munter, als die Huren Beine und Busen zeigten.
»Dann werde ich das Schiff aus Jamaika, das sich uns anschloss, weil es einen britischen Konvoi vermutete, mal vorschicken. Es ist ja voll mit gutem Rum. Das wird dann wohl reichen. Länger als einen Tag will ich hier sowieso nicht bleiben«, scherzte Sven mit Mr White.
Es kam wieder etwas anders. Sven wischte sich noch den Schweiß von der Stirn, den ihn der Anstieg den Hügel hinauf gekostet hatte. Er stand vor dem Büro des Hafenkommandanten und wollte nur die notwendigen Formalitäten erledigen.
Aber der Kapitän begrüßte ihn mit besonderer Freude. »Was für ein Glück,
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