Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
Salon.
Die Tür öffnete sich, und eine schlanke Frau mit braunem Haar trat ein. Sie hatte eine wunderschöne Figur, das ließ auch das Trauerkleid erkennen. Auch ihr Gesicht, das jetzt ernst erschien, hatte wohlgeformte Züge.
Sven stand auf und verneigte sich.
»Ich bin Kapitän Larsson, gnädige Frau, und möchte Ihnen mein Beileid zum Tode Ihres Onkels aussprechen.«
Talbots Nichte sah Sven gelassen an.
»Danke, Herr Kapitän. Er hat von Ihnen als einem Freund gesprochen.«
»Das macht mich stolz, gnädige Frau. Wir kannten uns seit einigen Jahren und ich habe ihn immer sehr bewundert.«
»Er sie auch, Kapitän. Er sagte mir, es sei erstaunlich, dass Sie als junger Kapitän mehr Kompetenz und Erfahrung hätten als andere nach einem langen Leben. Und Sie seien ein rechter Glückspilz.« Dabei lächelte sie.
Sven durchfuhr es wie ein Schock. Das war doch Rosita aus Lissabon! Die erste Frau, die ihn in die Liebe eingeführt hatte. Und wie! Dieses Lächeln, das war unverwechselbar.
»Rosita!«, stammelte er. Und jetzt war sie erschrocken.
»Wie konntest du mich erkennen nach all den Jahren? Ich bin doch ganz anders gekleidet und geschminkt.«
»Aber dein Lächeln ist so, wie es war. Hast du nicht gesagt, die erste Frau vergisst man nicht?«
Sie sah ihn liebevoll, aber ernst an. »Ich bin jetzt ein anderer Mensch, Sven. Mein Onkel hatte mir noch einen Mann gesucht, den ich heiraten werde. Er ist ein guter Mann, klug, reich und zuverlässig, wenn auch nicht sehr schwungvoll. Aber niemand darf erfahren, wer ich war.«
»Auf meine Verschwiegenheit kannst du rechnen, Rosita«, versprach Sven.
»Ich bin nicht mehr Rosita. Hier hieß ich immer Katharina. Ich habe auch nie als Hure gearbeitet, nur als Madame, um schnell das Geld zu verdienen, das meinem Onkel imponierte. Nur wenn ein ganz junger Mann mir besonders gefiel, habe ich ihn geliebt wie dich.«
Sie schwieg. Auch Sven wusste nicht, was er sagen sollte.
»Damals hast du ›Sween‹ zu mir gesagt. Ich dachte, du könntest es nicht aussprechen.«
»Ja, ich habe die Französin gespielt. Das gehörte zum Geschäft. Aber du warst nie Geschäft, Sven. Du warst echte Leidenschaft. Und wenn du nicht verheiratet wärst und Kinder hättest, wärst du auch die Wahl meines Onkels gewesen und es hätte mich glücklich gemacht. Kurz vor seinem Tode erzählte er mir noch, dass du vor Georgias Küste kreuzen und nach britischen Kapern suchen würdest.«
Sven schoss ein furchtbarer Gedanke durch den Kopf. »Das wusste nur dein Onkel. Wem hast du es erzählt?«
Katharina überlegte. Sie schüttelte den Kopf. »Nur einem. Reverend Wolter von der Anglikanischen Kirche. Er war hier, als es meinem Onkel so schlecht ging. Er sagte mir, er habe deinen Namen geflüstert. Da habe ich gesagt, du seiest auf dem Weg nach Georgia, um vor der Küste Kaper zu jagen. Warum ist das wichtig?«
»Weil die Loyalisten davon erfahren haben und uns eine Falle stellten. Der Kampf hat mehr als hundert Menschen das Leben gekostet. Ohne diese Nachricht wäre es dazu nicht gekommen.«
Katharina schlug verzweifelt die Hände vor das Gesicht. »O Gott! Ich bin schuld am Tod dieser Menschen. Ich war niedergeschlagen über den Zustand des Onkels und habe ganz automatisch geantwortet. Ich kannte doch seine Devise: Niemals etwas von Bedeutung über einen Freund erzählen.«
»Dein Onkel wüsste, wen ich jetzt in der Armeeverwaltung informieren und um Überwachung bitten müsste.«
Katharina lächelte traurig. »Das weiß ich auch, Sven. Major Anbrom von der Stabsabteilung. Aber kannst du bitte verschweigen, dass ich es gesagt habe?«
Sven war erstaunt. »Du weißt, wer für Spionage zuständig ist?«
»Ich weiß fast alles, was mein Onkel wusste. Er hat es mir gesagt, solange er sprechen konnte. Und ich kenne das Geheimnis seines Safes und lese immer noch in den geheimen Aufzeichnungen. Du kannst mir vertrauen. Ich habe nur einmal geplaudert. Und das wurde für mich eine furchtbare Lehre.«
Sven trat auf sie zu und nahm sie in den Arm. »Ich werde dir so vertrauen, wie ich deinem Onkel vertraute. Ich freue mich sehr, dass ich dich wieder fand und nun eine Freundin habe, mit der mich so viel verbindet, ohne dass ich gegenüber meiner Frau ein schlechtes Gewissen haben muss.«
Katharina sah ihn lächelnd an. »Weißt du, dass das für eine Frau, die lange mit Koketterie gelebt hat, nicht gerade ein Kompliment ist?«
»Für dich schon, meine Liebe.«
Sie nickte und küsste ihn auf die Wange.
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