Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
ankauft.«
»Also, Nat, mir wird er den Urlaub damit nicht verderben.«
»Aber du hilfst mir doch beim Schreiben?«, fragte Nathaniel augenzwinkernd.
»Ich kann doch gar nicht schreiben«, lachte Sam.
»Du Schwindler! Das erzähle ich Martha, dann kriegst du deine Lieblingsspeise nicht mehr.« Und sie klopften sich gegenseitig auf die Schulter.
Als sich Kapitän Larsson nach der Erprobung der Karronaden wieder auf die Defence übersetzen ließ, schickte er Mr Waller auf die Kaperbrigg zurück. »Segeln Sie immer am Schluss des Konvois! Die Signale kennen Sie ja. Haben Sie eigentlich die Brigg schon gründlich durchsuchen lassen?«
Mr Waller verneinte, da er sich erst um die Karronaden gekümmert habe, weil er bei dem Einsatz der Defence gegen die Besatzung des Kapers eventuell nicht nur sich, sondern auch den Konvoi hätte verteidigen müssen.
»Das leuchtet ein, Mr Waller. Aber nehmen Sie die Durchsuchung jetzt gleich vor. Ich schicke Ihnen Samuel Root mit meinem Hund. Lassen Sie ihn zurückbringen, wenn Sie ihn nicht mehr brauchen.«
Leutnant Waller beorderte Sam mit dem Hund gleich zur Untersuchung der Mannschafts- und Laderäume ins Unterdeck. Der britische Untersteuermann Sterling und zwei Matrosen der Defence begleiteten ihn. Mr Waller nahm sich mithilfe seines Burschen die Kapitänskajüte vor.
Sam blickte in den ersten Raum, in dem vorübergehend Gefangene untergebracht gewesen waren. Die Schränke waren in aller Eile ausgeräumt worden. Einzelne Kleidungsstücke hingen herum. Unter der Decke baumelten noch Hängematten. Der Fußboden starrte vor Dreck. Hier lag all der Schmutz, den man von Füßen, Kleidern, aus Taschen, von Tellern und Körben verlieren konnte. Der Hund drehte angewidert seine Nase weg.
»Mein Gott, was für ein Dreck!«, schimpfte Sam. »Wenn ich das Kommando hätte, müsste der hier säubern und schrubben, der die Gefangenen an Land brachte. Aber Geheimnisse finden wir hier nicht.«
Er ging mit Rocky zum nächsten Raum. Das war die Kabelkammer. Hier lagen alle Taue und Seile, die im Augenblick nicht gebraucht wurden, sowie die dicken Kabel, die der Kammer den Namen gaben. Sie waren je nach Dicke zu großen oder kleinen Kreisen zusammengerollt.
Rocky fing am Eingang an zu schnuppern. Besonderen Eifer zeigte er nicht. Die beiden Matrosen, die mit Sam von der Defence gekommen waren, guckten innerhalb der Kreise zum Boden hinunter. Sven folgte ihnen zur Bordwand. Dort sträubten sich Rockys Haare und er begann zu knurren.
Sofort holten die Matrosen die Entermesser heraus. »Ist da jemand? Herauskommen, sonst stechen wir dich ab! Rocky, such!«
»Nun macht mal nicht so ein Theater!«, brummelte Sam. »Rocky, wo ist was?«
Rocky näherte sich einem Haufen, in dem Seile vermischt mit Segeltuch übereinanderlagen. Rocky stieß mit der Nase an den Haufen und bellte einmal.
Sam stieß mit seinem Entermesser einen Teil der Seile weg und rief: »Kommt raus, sonst steche ich zu!« Dann sprang er jäh zurück, denn eine Katze sauste mit lautem Miau aus dem Haufen, schoss hoch und brachte sich vor Rocky auf einem Balken in Sicherheit. Rocky jagte sofort hinterher, richtete sich am Balken hoch und bellte nach oben.
Sam rief laut: »Aus! Rocky, bei Fuß!« Er hatte seinen ersten Schreck überwunden.
Rocky schwieg und drängte sich an sein Knie. Dann drehte er den Kopf und bellte wieder den Haufen mit den Seilen an. Sam kniff die Augen zusammen, richtete sein Entermesser wieder auf den Haufen und zog mit der linken Hand Seile aus dem Haufen.
Rocky knurrte. Ein Kinderfuß kam zum Vorschein. Sam starrte einen Moment erstaunt. Dann berührte er den Fuß mit der blanken Scheide des Messers. »Komm raus, sonst muss ich dir den Fuß abhacken!«
Im Haufen bewegte sich etwas, dann streckte sich ein Jungenkopf aus dem Gewirr. »Verdammt! Das ist doch der Pulverjunge Jacky«, stieß der Untersteuermann Sterling hervor. »Was machst du hier?«
»Ich hab mich versteckt, als unser Schiff geentert wurde, Sir«, antwortete Jacky.
»Dann bist du ja schon etwa acht Stunden hier. Bist du nicht verdurstet?«, fragte Sam.
Jacky antwortete: »Ich habe mir eine Flasche von nebenan geholt, als alles ruhig war.«
»Dann sag mir mal, wie alt du bist und seit wann du auf der Sophie Dienst tust.«
Der Pulverjunge legte den Fingerknöchel an die Stirn, wie er es im Dienst gelernt hatte. »Sir, ich bin zwölf Jahre alt und bin vor sechs Wochen in Plymouth an Bord gekommen, als die Sophie auslief.«
»Warum
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