Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
lachte, als sie das las. »Nun haben wir noch ein Besuchsziel mehr. Wir können bald gar nicht mehr daheim bleiben.«
Dann aber rückte der Tag von Svens Abschied immer näher. Immer mehr Konvoischiffe waren beladen worden und erhielten jetzt ihre zusätzlichen Besatzungen. Darum mussten sich Sven und seine Offiziere kümmern, denn auf jedem Schiff mussten die Maate eingeteilt werden, die diese Besatzungen schon auf der Hinfahrt drillen sollten.
»Die Burschen machen keine Urlaubsfahrt. Nehmt sie ordentlich ran. Auf der Rückfahrt aus Europa merken wir, wer seine Aufgaben nicht erfüllt hat«, mahnte Sven.
Sabrina wehrte auswärtige Besucher ab. Sie wollte ihren Sven in den letzten Tagen für sich allein haben. Nur zu einem Liederabend in der Stiftung ging sie mit ihm und den Kindern. Sie wusste, dass auch Sven bei den Kindern in der Stiftung gern gesehen war, weil er ein berühmter Mann und doch so freundlich und natürlich zu ihnen war.
Auch mit Adeline und Joshua trafen sie sich gern. Adeline war wieder schwanger und musste sich einige Scherze anhören. Joshua lächelte gutmütig.
Der Chor der Stiftung hatte sich schon einen sehr guten Ruf erworben. Ein junger Lehrer leitete ihn. Er war begeisterter Sänger und hatte seine Leidenschaft an die Sänger weitergegeben. Neben allen Schülern und Lehrern wohnten auch Ehrengäste und Freunde der Stiftung dem Liederabend bei. Auch Sven, der wenig musikalisch war, spürte, wie die Lieder ihn anrührten. Ich muss den Chor auf meinem Schiff mehr unterstützen, nahm er sich vor.
Diesmal fand sich der Konvoi, den Sven nach Frankreich geleiten sollte, nicht heimlich zusammen. Jetzt war Frieden, und alle Schiffe setzten in aller Öffentlichkeit und unter dem Winken der Abschied nehmenden Angehörigen am Kai die Segel. Auch Sabrina war mit den Kindern dort. Die trösteten sie, als die Tränen über ihre Wangen liefen.
»Daddy kommt doch bald wieder, und der Krieg ist vorbei. Und mit Stürmen kennt er sich aus. Da brauchst du keine Angst zu haben.«
Frau Bradwick nahm Sabrina in die Arme. »Eine Trennung tut immer weh, nicht wahr? Aber Ihre Kinder haben ja recht. Diesmal ist die Reise viel weniger gefährlich als sonst. Mein Mann hat schon gesagt, wenn wir nicht so alt wären, wären wir mitgereist. Er wollte Paris immer einmal sehen.«
»Das möchte ich eigentlich auch einmal, wenn die Kinder etwas größer sind«, antwortete Sabrina und blickte noch einmal den entschwindenden Segeln hinterher.
Als sie die offene See erreichten, nahm der Konvoi seine Formation in zwei Reihen ein. Die Hunter segelte weit voraus, die Defence nahm eine Position windwärts von den Handelsschiffen ein, und die Star bildete das Schlusslicht.
Alle Schiffe hatten gut zehn Mann zusätzlich an Bord. Dafür hatten sie aber nur etwa die Hälfte des Munitionsvorrates geladen, der im Krieg üblich war. Selbst wenn sie einen Piraten treffen würden, mit einem stundenlangen Feuergefecht rechnete niemand mehr. Aber die Matrosen machten sich keine Illusionen. »An den Kanonen werden sie uns schinden wie eh und je, darauf kannste wetten«, flüsterte ein Matrose dem anderen zu.
Diese Atlantiküberquerung war die ereignisloseste Reise, die Sven je in seinem Leben unternommen hatte. Sie sahen kein einziges Segel, das sich ihnen mehr als zehn Meilen genähert hätte. Wenn sie ein paar Wale sichteten oder eine Schule Delfine, dann war das eine Sensation, die die gesamte wachfreie Mannschaft an Deck versammelte. Wenn Sven Scharfschießen auf vertäute Fässer ansetzen ließ, dann wurde das als angenehme Abwechslung empfunden. Eine Pumpe fiel während der Reise aus, aber sie konnte schnell repariert werden, und in der allgemein guten Stimmung machte sich niemand darum weitere Gedanken.
Sven ordnete an, dass auf den einzelnen Schiffen Spiele veranstaltet wurden und die besten Spieler sich auf der Defence zur Endausscheidung versammeln sollten. An einem Tag mit ruhigem Wind organisierte er auch ein Wettrudern der Kutter, das noch Tage danach für Gesprächsstoff sorgte. In Erinnerung blieb dabei nicht, dass die Kutter der Kriegsschiffe deutlich überlegen waren, sondern dass auf einem Kutter ein Riemen brach und zwei Boote ineinander krachten.
Am Morgen des Tages, an dem sie die Küste von Frankreich sichten sollten, zog dann doch noch ein Sturm auf. Auf Svens Befehl kürzten die Schiffe des Konvois nicht die Segel, sondern liefen mit vollen Segeln in die weite Mündung der Gironde ein. Sie rissen erst dann
Weitere Kostenlose Bücher