Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
Aber deswegen müssen wir nicht auswandern! Wir müssen jedoch ständig für mehr Vernunft die Stimme erheben und demgemäß handeln. Unserer Firma geht es sehr gut. Wir haben uns mit unseren Verbindungen an langfristigen Handelsinteressen orientiert. Wir haben unser Geld in harten Währungen angelegt. Unsere Schiffe sind für die Zukunft gebaut. Aber wir bräuchten auch eine vernünftige und langfristig orientierte Politik, sonst wird es eines Tages auch für uns schwierig.«
Mr Bradwick trank seine Tasse leer und schenkte sich nach. Er wartete auf ihre Reaktionen. Sabrina spürte das wohl zuerst. »Wir sind dir unendlich dankbar, lieber Richard, dass du die Reederei mit so viel Weitsicht gelenkt hast. Dadurch können wir jetzt mit Reserven in die Zukunft gehen. Was rätst du uns? Worüber willst du unsere Meinung hören?«
Sven nickte zustimmend. »Du hast die Reederei klug und vorausschauend geführt, lieber Richard. Ich konnte dir dabei wenig helfen, da ich auf See ja von allen Informationen abgeschnitten bin. Für die Zukunft sollten wir den Weg nach Indien gehen und den Handel mit Kontinentaleuropa verstärken, wobei wir im Mittelmeer das Risiko der algerischen Piraten nicht übersehen sollten. Und dein politischer Überblick hat in mir die Idee wachgerufen, ob wir nicht durch Kontakte mit der Presse der Vernunft eine Stimme geben und auf die Bedeutung des Außenhandels für unser Land hinweisen sollten. Von der Idee der Auswanderung hast du mich erst einmal abgebracht, lieber Richard. Wir müssten das doch schaffen, dass wir eine gute Verfassung beschließen.«
Richard lachte herzlich. »Ein Schiff unserer Reederei hätte dir für die Auswanderung auch nicht bereitgestanden, lieber Sven. Aber lass uns noch einmal auf die algerischen Piraten zurückkommen. Sollen wir die Defence und die anderen Begleitschiffe behalten?«
Sie diskutierten angeregt, ab wann sich Begleitschiffe finanziell rentieren würden. Sven konnte sie überzeugen, dass sie auf die Defence nicht verzichten könnten, da die algerischen Schebecken mit meist dreißig Kanonen für eine Brigg zu stark seien. Die Defence könnte aber gemeinsam mit einer Brigg einen Konvoi von acht Schiffen wirkungsvoll schützen. Ein solches Geleit könnte man zweimal im Jahr von und bis Madeira durch das ganze Mittelmeer anbieten. Nun müsste man mit anderen Reedereien und mit Versicherungen verhandeln, ob sich das finanziell lohnen würde.
Es war eine interessante Diskussion, die bewies, wie sehr sie sich gegenseitig schätzten und wie gut sie sich verstanden. Richard sagte am Schluss: »Ihr beide wisst, wie sehr ich auch im Alter noch das Leben mit meiner Frau genieße. Aber wenn wir hier so reden, dann würde ich am liebsten meine Frau nehmen und mit euch nach Indien reisen. Darum beneide ich euch wirklich!«
Sabrina klagte, dass sie vor der Abfahrt zu den Eltern in Kanada so viel Arbeit mit dem Aussuchen der Kleidung für sich, für die Kinder und zum Teil auch für ihren Mann hätte. Und Sven jammerte, dass er so sehr unter Zeitdruck stehe, um die Vorbereitungen für die Werftüberholung der Spirit of Philadelphia , die Einführung seines Freundes Karl Bauer in die kommenden Aufgaben und die Vorbesprechungen mit dem Personal für die künftige Reise zu erledigen.
Sie waren sich einig, dass neben dem Kindermädchen Elizabeth und dem Schäferhund Ricky Samuel Root, Svens Bursche Martin, Walter Jungmann und der Pulverjunge Hans Maier sie begleiten würden. Elizabeth und Hans Maier waren neu in diesem Team, aber einige Wochen gehörten sie auch schon dazu.
Die Kellaghans, Schwester und Schwager, würden das Haus der Larssons hüten und den Neubau des eigenen Hauses in der Nähe überwachen. Selbst dem peniblen Sven fiel nichts mehr ein, was geregelt werden musste, als sie sich nach zahllosen Abschieden auf den Weg nach New York machten.
Die große Stadt am Hudson, das Umsteigen auf ein Flussboot war für die Kinder das erste wichtige Ereignis der Reise. Sie murrten, weil keine Zeit für eine Besichtigung New Yorks blieb, aber Sabrina erklärte ihnen kurz und klar, dass sie auf die Indienreise verzichten müssten, wenn sie auf dieser Reise ständig Station machen wollten. Also ging es ohne Widerrede den Hudson aufwärts. Und bald gab es auch hier genug zu sehen.
Ihr Boot war speziell für den Personentransport gebaut und konnte etwa fünfundzwanzig Personen unterbringen. Aber sie waren ja nur mit zehn Personen an Bord und hatten daher genug Raum. Das Boot
Weitere Kostenlose Bücher