Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
der Nähe von Nassau bei einem Neffen leben werde.«
Sven war sprachlos. Mr Smith war einer der führenden Politiker im Kongress gewesen. Er hatte gedacht, dass dieser Mr Smith jetzt führendes Mitglied in einer der wichtigen Kommissionen sei, die die Gestaltung der amerikanischen Bundesstaaten für die Zukunft berieten. »Was tun Sie, Mr Smith? Sie verlassen Ihre Heimat?«
Mr Smith sah ihn traurig an. »Es ist leider nicht mehr meine Heimat, Mr Larsson. Aber kommen Sie. Wir haben so oft miteinander diskutiert. Da kann ich Sie jetzt nicht so stehen lassen. Sehen Sie, hier ist eine Kaffeestube. Die paar Minuten müssen sein. Trinken wir eine Tasse.« Er gab dem Diener eine Weisung. Der ging mit dem Koffer weiter, und Mr Smith öffnete die Tür zur der kleinen Kaffeebar.
Dieses Gespräch konnte Sven nicht abwehren, und sie setzten sich an einen der wenigen Tische, die am Morgen noch leer waren, und bestellten ihren Kaffee. »Wir haben uns lange nicht gesehen, Kapitän Larsson. Zuletzt war es wohl in Baltimore. Der Krieg ist vorbei. Wir sind unabhängig. Sie kommen, wie ich hörte, aus Europa zurück und bringen wieder den Erfolg mit sich. Und nun treffen Sie mich, der ich dieses Land verlassen will, weil ich nicht mehr an seine Zukunft glaube.«
»Aber, Sir! Jetzt können wir doch unsere Zukunft gestalten. Jetzt sind wir doch frei. Wir haben doch erreicht, wofür wir gekämpft und viele ihr Leben gelassen haben.«
Mr Smith schüttelte den Kopf. »So denken die meisten, aber es ist falsch. Wir waren oft einer Meinung, mein Lieber. Und jetzt, wo ich Ihnen diese gewaltigen Differenzen erklären soll, bleiben mir nur wenige Minuten. Was wir jetzt haben, Kapitän Larsson, sind dreizehn voneinander unabhängige Bundesstaaten, die nur durch einige Bestimmungen zusammengehalten werden, aber keine Einheit bilden. Der Kongress darf nur über so unwichtige Dinge bestimmen wie die Gestaltung von Maßen und Gewichten, aber er hat nicht einmal den Verwaltungsapparat, um das zu verwirklichen. Jeder Staat denkt nur an sich. In wenigen Wochen wird das letzte Schiff der kontinentalen Flotte verkauft. Dann gibt es keine mehr und es wird auch künftig keine mehr geben. Flotte und Armee sind in den Augen der meisten Bürger Werkzeuge von Diktatoren. Wir haben keinen Präsidenten. Wir haben nur Politiker, die nicht über ihren Acker hinaussehen. Sie streiten sich, sie pflegen ihre Eifersüchteleien, aber sie tun nichts, um die Gemeinsamkeit zu fördern, um etwas Neues aufzubauen. Sie können nicht einmal die Schulden des Krieges bezahlen. Nur der Egoismus zählt. Sie merken das noch nicht, Mr Larsson. Sie haben im Krieg Gewinne angehäuft. Sie haben es verdient, und ich gönne sie Ihnen, da ich weiß, dass Sie sich auch um die Notleidenden sorgen. Aber in diesem Land haben jetzt diejenigen die Macht, die anders denken, und darum verlasse ich es.«
»Aber Mr Smith! Es liegt doch an uns, wie wir dieses Land gestalten. Wir gestalten doch durch unsere Mehrheit.«
»Daran habe ich immer geglaubt, Kapitän Larsson. Und nun sehe ich, dass die Mehrheit den Sieg feiert, die Waffen aus der Hand legt und den Frieden genießen will. Aber andere sehen jetzt ihre Chance und werden aktiv. Sie wollen schnell Vorbedingungen schaffen, die nicht mehr geändert werden können, für die Beibehaltung der Sklaverei zum Beispiel, gegen jede Macht für die Zentralregierung, gegen Grundrechte für die Bürger und vieles mehr. Die Gesamtheit der Bundesstaaten ist durch die Kriegsausgaben verschuldet, aber wir haben keine Einnahmen für einen Gesamtstaat, für den wir auch keine Gesetze haben. Wir haben nicht mehr die Abgeordneten, die in den vergangenen Jahren Erfahrungen gesammelt haben, da wir ein Rotationsprinzip haben und die neuen Abgeordneten keine Erfahrungen mitbringen. Es ist ein totales Desaster. Ich habe meine Kräfte verbraucht und sehe keine Möglichkeit mehr, das Chaos zu beseitigen. Ich schäme mich.«
Sven war fassungslos. »Aber, Mr Smith. Sie haben so viel für unser Land getan. Sie konnte ich immer ansprechen, wenn ich Sorgen um diesen künftigen Staat hatte. Was sollen wir denn nun tun? Wir brauchen Sie doch!«
Mr Smith atmete tief und hatte Tränen in den Augen. »Ich weiß, dass ich nicht gehen dürfte, aber ich kann nicht mehr. Sie und die anderen rechtschaffenen Menschen müssen weiterkämpfen. Setzen Sie sich für einen demokratischen Gesamtstaat ein mit Grundrechten für jeden Bürger. Versuchen Sie zu erreichen, was wir nicht
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