Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
schafften.« Mr Smith nahm die Hand vor die Augen und taumelte seinem Diener hinterher.
Sven wollte ihm hinterherlaufen, aber er konnte seine Beine nicht bewegen. Er war körperlich und geistig wie erstarrt.
Es dauerte einen Moment, bis er Martin in der Tür stehen sah. »Ich habe Sie schon gesucht, Sir. Sie wollten doch schnell zu Ihrer Familie. Sagen Sie, war das eben Mr Smith, der Kongressabgeordnete? Ist er krank?«
Sven sagte nur: »Gehen wir!« Er fand kein freundliches Wort für den Kutscher, sondern nickte ihm nur zu. Seine Begleiter sahen sich verwundert an. Dann rollte die Kutsche los.
»Ist was passiert?«, fragte der Kutscher leise Martin.
»Ich weiß nichts«, antwortete der leise. »Er ist so verändert, seit er eben noch Mr Smith, den Kongressabgeordneten, getroffen hat. Keine Ahnung, was der ihm gesagt hat!«
Daheim stürzten Sabrina und die Kinder aus dem Haus, als die Kutsche vorfuhr. Aber ihr Ehemann und Vater winkte nicht aus der Kutsche wie sonst. Er stieg schweigend aus und lachte sie nicht an. Er ging auf seine Frau zu und sagte mit versteinerter Miene: »Ich habe eben Mr Smith getroffen. Er wandert aus, weil er nicht an die Zukunft unseres Landes glaubt.«
Sabrina stutzte, fasste sich aber schnell. »Sven, ich habe Respekt vor Mr Smith und allem, was er sagt, aber jetzt freuen sich deine Kinder auf die Begrüßung ihres Vaters. Kinder haben Vorrang vor jedem Mr Smith dieser Welt. Enttäusche sie jetzt nicht! Danach reden wir über alles, Liebling.«
Vielleicht war es dieses »Liebling«, mit einem gewissen Nachdruck gesprochen, das Sven aus seiner Erstarrung riss. Er sah jetzt seine Kinder, ihre aufgerissenen Münder, ihre strahlenden Augen. Plötzlich spürte er wieder seine Liebe, riss sie an sich und herzte und küsste sie, dass sie zuerst verdutzt waren. Aber dann zog er auch Sabrina an sich und küsste sie mit Tränen in den Augen. »Was bin ich glücklich, dass ich euch gesund wiedersehe. Wie konnte ich mich nur so verwirren lassen!«
Den letzten Satz verstanden die Kinder nicht so recht, aber sie waren nun auch dabei, ihrem Vater alles zu erzählen, was ihnen vor seiner Ankunft so berichtenswert gewesen war. Sabrina ließ sie lächelnd gewähren, aber in der Diele sagte sie ihnen dann: »Euer Vater hat eine politische Neuigkeit erfahren, über die wir beide sprechen müssen. Geht auf euer Zimmer. In einer halben Stunde kommen wir nach.«
Dann zog sie Sven in den Salon, ließ von John Kaffee bringen und forderte Sven auf: »Nun erzähl mir, was geschehen ist.«
Und Sven berichtete fast wortgetreu und ließ auch nicht aus, wie erschöpft und müde Mr Smith gewirkt habe. Sabrina schwieg ein Weilchen. »Ich kann nicht sagen, dass Mr Smith Unsinn redet. Leider nicht! Aber man kann das Thema nicht so einfach abhaken, indem man auswandert. Es ist und bleibt unsere Heimat, und anscheinend müssen wir weiter darum kämpfen.«
Sabrina berichtete Sven, wie sie und manche Freunde davon enttäuscht seien, wie sich nach dem Frieden der Egoismus der Einzelstaaten wieder breitmache, wie keiner mehr Lasten tragen wolle, die Gemeinden jede Ausgabe auf die Kreise, diese auf die Länder und diese wieder auf einen Staat abwälzen wollten, den es gar nicht gebe.
»Rechte, Freiheit, das sind die Worte, die jeder kennt, aber von Verantwortung und Pflichten spricht keiner mehr. Sklaven und Arme haben keine Freiheit und keine Rechte. Und das soll eine Demokratie sein! Und dann kommen die Bigotten. Walzer darf man nicht mehr tanzen, nur Menuett. Walzer ist im Hinterland unsittlich und frivol. Gott sei Dank sind die Menschen in Philadelphia nicht so engstirnig. Aber an einen Gesamtstaat wollen auch sie nichts abgeben. Doch das geht vorüber, Liebling, deswegen geben wir doch nicht gleich auf. Mr Smith wird sich auch wieder erholen. Er hat das alles in vorderster Front erlebt. Für uns ist zunächst der Wertverlust unseres Geldes bedrückender. Papiergeld nimmt keiner mehr an. Aber wir schaffen es schon!«
»Was sagt denn Mr Bradwick zu dieser Entwicklung?«
»Er sagt, ich solle mir keine Sorgen machen. Er habe das kommen sehen und gut vorgesorgt. Willst du allein mit ihm reden oder sollen wir beide einen Termin ausmachen?«
Sven umfasste seine Frau. »Wir gehören doch zusammen. Sprechen wir beide über die Lage mit ihm. Es geht uns ja auch beide an. Wann passt es dir? Morgen Nachmittag?«
Sie schickten einen Boten zu Mr Bradwick und fragten, ob er morgen gegen fünfzehn Uhr Zeit für ein
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