Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
eine halbe Stunde das Gespräch mit eigenen Themen steuern konnte. Und die Themen, die seine Eltern anschnitten, schienen ihm auch nicht so interessant zu sein. Er machte eher einen erleichterten Eindruck, als seine Strecke vorbei war.
Lilian startete mit mehr Begeisterung zu ihrem Themenvorrat und hielt auch länger durch. Aber am Schluss war sie auch ein wenig müde, und alle stimmten zu, dass nun eine »Ruhestrecke« eingelegt werden sollte.
Die Strecken waren gut bemessen. Man hatte immer rechtzeitig Gelegenheit, sich wieder etwas zu erfrischen und die Toilette aufzusuchen. »Die Gasthäuser sind wirklich gut gewählt, da müssen wir uns bei Richard bedanken und ihm ein Geschenk mitbringen«, sagte Sabrina.
Sie hatten ja auch nur noch einen Tag Kutschfahrt vor sich, um in Rochester das Schiff zu besteigen, das sie in ein paar Stunden über den Ontariosee nach Toronto bringen sollte. Bequemer konnte die Fahrt auf dem Ostindiensegler ja auch kaum sein, und interessanter erst recht nicht.
Rochester war größer als Albany, und sie fanden ein sauberes Hotel, in dem sie gut schliefen. Sie waren schon ein Weilchen vor der Anfahrt am Kai, weil die Jungen ungeduldig wurden. Sven blickte sich gewohnheitsmäßig um und entdeckte in der Nähe den Mann, der so komisch auf die Nennung seines Namens reagiert hatte.
Sven war beunruhigt. Was hatte der Mann, den er unterwegs bei einem Halt gesehen hatte, hier zu suchen? Er schaute ihn sich genauer an. Wie ein Reisender sah er nicht aus. Er hatte nur eine wenig gefüllte Stofftasche bei sich. Aber daran lehnte doch ein Gewehr? Es war in eine Stoffhülle eingepackt, aber am Ende war eine Verdickung wie ein Kolben. Der Mann blickte scheinbar unauffällig zu ihm herüber. Jetzt nahm er die Stoffhülle und begann sie zu öffnen.
Verdammt! Wollte er schießen? Sven griff nach seiner Pistole, holte sie heraus, sah nach dem Zündpulver und entsicherte sie. Zwischendurch rief er: »Passt auf! Drüben packt einer sein Gewehr aus!«
Sam und Walter sahen zu dem Mann, konnten aber nicht erkennen, womit er hantierte, liefen jedoch auf ihn zu und riefen: »Hände hoch!«
Die Leute erschraken und sprangen zur Seite. Der Mann blickte hoch, sah die beiden auf sich zu laufen und hörte: »Hände hoch!« Er ließ die Stoffhülle fallen und hob die Arme über den Kopf. Sam hielt ihm ein Messer vor den Hals und Walter griff nach der Stoffhülle.
»Es ist eine Angel!«, rief er. »Lass ihn los!«, sagte er zu Sam. Der steckte sein Messer ein und entschuldigte sich bei dem Mann. »Wir haben gedacht, das sei ein Gewehr und Sie hätten ein Attentat auf unseren Herrn vor. Entschuldigen Sie bitte. Man hat schon öfter versucht, unseren Herrn zu ermorden. Wir müssen vorsichtig sein.«
»Schon gut!« Der Angler klopfte Sam auf den Arm und sammelte seine Sachen auf. Die Menge drehte sich wieder um und ging auf die Fähre.
Der Kapitän kam zu Sven und erkundigte sich, was da los war. Auch Sven entschuldigte sich, dass er ursprünglich an ein Attentat geglaubt habe. Der Kapitän bot ihnen noch einen abgesonderten Platz an, aber Sven lehnte dankend ab.
Doch nun musste er den Kindern noch diese und jene Einzelheit erklären. Sabrina schwieg die ganze Zeit. Schließlich fragte Sven: »Dir ist das wohl furchtbar peinlich, Sabrina?«
»Ja, es ist schrecklich, wie einen die Menschen angestarrt haben. Und der Gedanke, dass es sich bis zu unseren Eltern herumsprechen könnte, macht mich ganz krank.«
»Dann kannst du dich gar nicht freuen, dass es kein Attentat war, sondern nur ein Irrtum?«
Sabrina schaute Sven an, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Du hast ja recht. Es wäre viel, viel schlimmer, wenn es wirklich ein Attentat gewesen und vielleicht noch geglückt wäre. Warum können wir nicht leben wie die anderen Menschen auch?«
»Dass uns der Gedanke bisher noch nicht gekommen ist, als die Reise so komfortabel ablief?«, sagte Sven leise und umfasste sie.
Am Kai von Toronto stand ein Mann mit einem Pappschild, auf dem ihr Name stand. Sven ging zu ihm und gab sich zu erkennen.
»Wir wussten nicht, ob Sie jetzt oder mit der nächsten Fähre kommen, Sir. Ich rufe die Kutschen. Könnten Ihre Diener bei dem Gepäck bleiben, um zu sagen, was wohin geladen werden soll?«
Sven war einverstanden und bat Sam und Walter, beim Gepäck zu bleiben und für das ordentliche Verladen zu sorgen. »Wir fahren mit den Kutschen voraus.«
Sven hatte oft versucht, sich das Wiedersehen mit seiner Mutter
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