Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
Steuermann. Die Männer ruderten kraftvoll und gleichmäßig. Auch ihre eigenen Ruderer zogen ihre Riemen durch. »Knapp vier Meilen schaffen wir pro Stunde. Die Flussenge ist etwa sechzehn Meilen lang. Die Ruderer machen zweimal eine halbe Stunde Pause. Mit fünf Stunden muss man etwa rechnen«, erklärte ihr Kapitän.
Es war eine wunderschöne Landschaft. Die Berge hatten zum Teil bewaldete Hänge, andere fielen steil ab. Einige der Bäume waren auch für Sven leicht zu erkennen: Birken, Eichen, Buchen. Aber dann musste er zugeben, dass er auf See wenig Bäume sehe und daher wenig Unterschiede erkenne. Sabrina lachte und half weiter. Und dann kam der Kapitän und benannte auch die weniger häufigen Baumsorten.
Die Reise war in Gefahr, eintönig zu werden, da tauchte Albany auf, jene kleine Stadt, in der sie wieder vom Schiff auf die Kutschen wechseln mussten. Wiederum war alles gut vorbereitet. Der Angestellte einer Spedition erschien an Bord, sobald sie angelegt hatten. Er fragte, ob sie eine gute Reise gehabt hätten und ob sie besondere Wünsche für die Weiterreise anmelden möchten. Dann ließ er sich das Gepäck zeigen, erklärte den Trägern, was wohin sollte, und pfiff nach den Wagen.
Zwei Kutschen und ein Lastwagen fuhren vor. Sam und Martin stiegen zum Kutscher der ersten Kutsche auf den Bock. Sabrina und Sven setzten sich in die Kutsche und nahmen Ricky mit sich. Walter Jungblut kletterte mit Hans Maier auf den zweiten Kutschbock. In dieser Kutsche hatte es sich Elizabeth mit den Kindern bequem gemacht. Und auf dem Lastwagen saßen zwei Wächter neben dem Kutscher.
Es dauerte nicht lange und die Wagen fuhren ab. Albany war ein kleiner Ort, knapp tausend Einwohner vielleicht. Aber es gab einiges zu sehen, und die Kinder drückten die Nasen an die Fenster.
Sven lehnte sich dagegen in eine Ecke und schloss die Augen. »Es ist eine Wohltat, einmal nicht aufpassen zu müssen, weder auf Matrosen noch auf Kinder.«
»Du wirst nachlässig, Liebling. Du hast noch nicht einmal gefragt, wo ich meine Pistole habe.«
»Ich hab doch schon gesehen, dass du sie in die Handtasche gesteckt hast, und die liegt neben dir auf der Bank. Und ich habe meine Pistole in der Jackentasche, und die Rifle steht hier neben der Kutschtür. In den anderen Wagen hat Sam kontrolliert, wie ich gesehen habe.«
»Nun muss ich mich wohl entschuldigen, Sven. Du bist immer hellwach, auch wenn man es nicht vermutet.«
Aber dann döste Sven ein. Anfangs schreckte er noch hoch, wenn ein Wagenrad durch ein kleineres Loch fuhr, aber dann schlief er fester. Nach einer guten Stunde wurde die Fahrt langsamer. Ricky richtete sich auf, und dann hielt der Wagen zur ersten Rast. Sabrina weckte ihren Mann, der erst nicht glauben wollte, dass er die ganze Zeit fest geschlafen habe.
»Dann muss ich jetzt einen Kaffee trinken, damit ich dich unterhalten kann, wenn wir schon einmal Zeit für uns haben.«
Aber die Kinder hatten sich nun ausgedacht, dass abwechselnd immer ein Kind für eine Strecke mit den Eltern fahren dürfe. »Das gilt aber noch nicht für die nächste Strecke, denn eben habe ich geschlafen und will mich jetzt ungestört mit Mutti unterhalten«, erklärte Sven mit jener Entschiedenheit, die Widerspruch nicht zuließ.
Das Gasthaus hatte saubere Toiletten, bot frischen Kaffee, Tee oder Fruchtsäfte an, und wer Hunger hatte, konnte ein Brötchen oder ein Stück Kuchen essen. Es waren außer ihnen nur wenige Gäste im Restaurant. Als der Kutscher kam und rief: »Kapitän Larsson, die Pferde sind gewechselt! Wir können weiterfahren!«, fiel Sven auf, dass ein Mann reagierte, als habe er einen Schreck bekommen.
Die nächste Strecke plauderte Sven angeregt mit Sabrina. Sie überlegten, was sie mit den Eltern unternehmen könnten, was sie in Toronto sehen wollten und welche Reaktionen sie von den Kanadiern erwarteten. »Es sind viele der Königstreuen, die nach dem Friedensschluss nicht mehr in einem Land ohne König wohnen wollten, nach Kanada ausgewandert. Da kann uns schon mal Missgunst entgegengebracht werden.«
»Mein Vater wohnt doch schon lange dort und ist sicher angesehen genug, um uns zu helfen«, entgegnete Sabrina.
»So schlimm erwarte ich es auch nicht, mein Schatz. Und wir sind ja auch genug Männer, mit denen man sich nicht so leicht anlegt.«
Nach der Mittagspause kam Henry zu ihnen in die Kutsche. Aber er hatte sich wohl mehr von der Anwesenheit der Eltern versprochen. So redselig war er ja nicht, dass er länger als
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