Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
Gespräch habe.
Als sie die Zustimmung erhielten, war die Familie wieder an der Reihe. Die Kinder wollten spielen, aber nicht nur. Sie wollten auch von der Lehrerin erzählen, die Lilian und Einar unterrichtete, und von Elizabeth, dem Kindermädchen, die mit Henry spielte.
Und Sven wollte von seiner Schwester und ihrem Mann etwas hören, deren neues Haus nicht weit von ihrem emporwuchs. »Dein Schwager steigt jetzt auch in die Politik ein. Seine Patienten haben ihn als Vertreter in den Stadtrat von Philadelphia gewählt. Ich weiß nicht, wie er das auch noch zeitlich schaffen will.«
Sven schmunzelte. »Du kennst doch unseren Schwager Henry. Der holt aus allem noch einen Gewinn heraus. Vielleicht überträgt die Stadt seiner Praxis jetzt die Aufsicht über alle Hospitäler oder so etwas.«
»Sei nicht neidisch, Schatz. Er ist doch der einzige Mann weit und breit, der mit deinen Erfolgen mithalten kann. Eigenartig, dass Ingrid und ich nun zwei solche Männer in einer Familie haben.«
»Andere Männer hätten die Liebe solcher Frauen doch gar nicht erringen können«, erwiderte Sven und lächelte stolz.
Sabrina und Sven waren sehr gespannt auf das Gespräch mit Mr Bradwick. Sie sprachen nicht darüber, aber man konnte es daran merken, dass sie sich anderen Dingen nicht mit der notwendigen Konzentration widmeten. »Ihr passt ja gar nicht auf!«, tadelte ihre Tochter Lilian.
Richard Bradwick empfing sie mit herzlichen Umarmungen. Man merkte, dass sie ihm wie Kinder ans Herz gewachsen waren. Und er erkundigte sich nach ihren Kindern nicht nur aus Höflichkeit, sondern weil auch diese ihm etwas bedeuteten.
Er hatte durch seine vielen Kontakte die Reise zu ihren Eltern gut vorbereiten können und schilderte ihnen den Ablauf der Fahrt. Alles war vorbestellt. Sie waren einverstanden und bedankten sich vielmals bei ihm.
»Und wenn euch meine Vorbereitungen nicht gefallen hätten, protestiert hättet ihr heute dennoch nicht, denn euch interessiert das andere Thema ja viel mehr. Was hat dieser Mr Smith dir denn bloß gesagt, lieber Sven, dass ihr so aufgeregt seid?«
Sven berichtete so genau, wie er sich erinnerte. »Glaub mir, Richard, es war ihm sehr ernst. Ich hätte nie geglaubt, dass ein Patriot wie er die Heimat verlassen könnte.«
Mr Bradwick nickte. »Ja, es ist kaum zu glauben, aber er war ja an dem, was wir hören und lesen, direkt und unmittelbar beteiligt. Ich will euch meine Meinung sagen, und dann können wir diskutieren.«
Mr Bradwick begann mit der provozierenden Feststellung, dass Sven zwar auch diesmal erfolgreich zurückgekommen, aber nicht in einem amerikanischen Staat angekommen sei. Den gäbe es nicht mehr. Die kontinentale Flotte sei bereits aufgelöst, das Heer werde ebenfalls aufgelöst. Washington sei als Oberbefehlshaber zurückgetreten. »Wir haben seit 1781 nur noch die ›Artikel der Konföderation‹, mit denen ein ›Konföderierter Kongress‹, in dem jeder Bundesstaat eine Stimme hat, über strittige Fragen der Währung, des Postsystems, die Verhandlungen mit Indianern und über Differenzen der Einzelstaaten zu vermitteln versucht. Aber dafür steht dem Kongress keine Verwaltung zur Verfügung. Wir haben also keinen handlungsfähigen Staat mehr. Und viele wollen ihn auch gar nicht. Vor allem unter den Farmern der neuen Siedlungsgebiete haben jene viele Anhänger, die keine Regelungen wollen, die über die eigenen Ortsgrenzen hinausgehen. Wozu brauchen sie Armee, Flotte, Post, Vorschriften für Krankenhäuser, für Zölle, für Gerichte? Das kostet doch alles Geld und hilft nur den Städten. Wer einen effizienten Staat will, ist diktaturverdächtig. Und dazu kommt, dass wir in einer wirtschaftlichen Krise stecken. Laut Friedensvertrag dürfen wir nicht mehr mit den britischen Besitzungen in der Karibik direkt handeln, sondern nur über England. Frankreich und Spanien wollen ihre Handelsvorteile, die wir im Krieg als ihre Verbündete genossen, wieder zurücknehmen. Wenn wir unsere Waren, zum Beispiel Tabak, in andere Länder einführen wollen, müssen wir Zölle zahlen. Die Briten führen ihre Massenwaren für den Haushalt bei uns frei und zahlreich ein, weil wir nach dem Krieg hohen Bedarf haben. Unsere Wirtschaft verschuldet sich. Wir haben nur Papierwährung, kein Edelmetallgeld. Womit sollen wir bezahlen? Als Staat stecken wir wirklich in einer Krise. Und wenn unsere Politiker nicht aufhören, nur an die Interessen ihrer unmittelbaren Wähler zu denken, kann es schlimm werden.
Weitere Kostenlose Bücher