Sweet Valentine's - Rache zum Valentinstag
mustert.
Ich
kneife misstrauisch die Augen zusammen. »Was willst du von mir, Jayden?«, frage
ich leise.
Wieder
antwortet er nicht sofort, sieht mich nur mit dem gleichen unverwandten Blick
an wie vorhin bei der Versteigerung von Beth. Er streicht mir eine Strähne
meiner langen braunen Haare aus dem Gesicht.
Ich
weiß, dass er lange Haare mag. Deshalb habe ich sie mir nach unserer Trennung
ganz kurz schneiden lassen und tiefschwarz gefärbt. Ich sah damit zwar aus wie
ein Zombie mit Blutarmut, aber gutgetan hat es mir trotzdem. Allein das Wissen,
dass es Jayden überhaupt nicht gefallen hätte, war irgendwie erhebend. Vielleicht
sollte ich das wieder machen, überlege ich.
Während
ich noch darüber nachgrüble, ändert sich Jaydens Gesichtsausdruck plötzlich.
Ein leichtes Lächeln umspielt seine Mundwinkel.
»Im
Moment möchte ich einfach nur spazieren gehen, Teresa. Bist du bereit?«
Wieder
benutzt er meinen richtigen Namen. Das hat er schon immer getan, als Einziger.
Alle anderen verwenden nur Tess, die Kurzversion. Früher hat mir das immer
gefallen. Es hat mir das Gefühl gegeben, etwas Besonderes für ihn zu sein. Aber
jetzt weiß ich nicht genau, was ich davon halten soll. Ist es einfach eine alte
Angewohnheit, oder will er mir damit irgendetwas sagen?
Ich
schüttele den Gedanken ab. Es ist totaler Schwachsinn, sich über so etwas den
Kopf zu zerbrechen. In ein paar Tagen fahre ich zurück nach San Francisco,
zurück in mein altes Leben. Und dann wird Green Falls Vergangenheit für mich
sein – und damit auch Jayden Cahill.
Endgültig.
Mit
einem gezwungenen Grinsen deute ich auf die dicken Stiefel an meinen Füßen, um
seine Frage zu beantworten. »Na hör mal, auch wenn ich schon seit ein paar
Jahren nicht mehr hier wohne, bin ich immer noch ein Mädchen aus Green Falls.
So ein bisschen Schnee kann mich kaum schocken.«
Jayden
lacht leise auf. »Na, dann mal los.«
Nebeneinander
laufen wir durch den Schnee. Unser Atem hinterlässt feine Nebelschwaden in der
kalten Februarluft. Ohne ein Wort zu sagen, passieren wir die letzten Häuser
von Green Falls und gelangen an den Waldanfang. Schweigend laufen wir weiter.
Die
Nacht ist sternenklar und der Mond bringt das Eis auf den Bäumen zum Glitzern.
Außer dem Knirschen unserer Stiefel im Schnee ist nichts zu hören.
Die
Winternächte in Oregon haben ihren ganz eigenen Zauber, hat meine Mutter immer
gesagt.
Mir
fällt dazu nur ein Wort ein: romantisch – und absolut unpassend.
»Warum
bist du eigentlich in Green Falls?«, erkundige ich mich, um die Stille zu
durchbrechen. »Holly hat mir erzählt, dass du inzwischen in Portland eine
eigene Firma hast und auch dort wohnst.«
Jayden
sieht mich nicht an, als er antwortet. »Das stimmt, allerdings nur teilweise.
Ich arbeite dort und habe eine kleine Wohnung. Wenn es abends spät wird oder
die Straßenverhältnisse schlecht sind, übernachte ich meistens da. Portland ist
keine schlechte Stadt zum Leben. Man kann eine Menge unternehmen. Aber Green
Falls hat auch seine Vorzüge. Wenn ich die Zeit dazu habe, komme ich lieber
hierher, auch wenn es mir immer noch seltsam vorkommt, dass das Haus jetzt mir
gehört.«
»Was?«
Ich bleibe kurz stehen und blicke ihn erstaunt an. »Du meinst das Haus, in dem
du mit deinem Grandpa gewohnt hast?«
»Genau.
Ich habe es vor eineinhalb Jahren geerbt.«
Ich
brauche ein paar Sekunden, bis mir die Bedeutung seiner Antwort klar wird. Jayden
ist erst im vorletzten Highschooljahr nach Oregon gekommen. Vorher hat er mit
seinen Eltern in einem kleinen Kaff in Montana gewohnt. Doch nachdem diese bei
einem Autounfall umgekommen waren, war er zu seinem Großvater gezogen, der ein
Haus hier in Green Falls besessen hat. Wir waren am Wochenende häufig bei ihm,
als wir zusammen waren.
»Geerbt?«,
frage ich mit heiserer Stimme. »Heißt das ...?«
Jayden
presst die Lippen aufeinander und nickt traurig. »Er hatte Krebs. Er hat
ziemlich lange gekämpft, aber dann doch verloren. Für ihn war es eine Erlösung,
als er es endlich hinter sich hatte.«
»Oh
Jayden, das tut mir leid«, sage ich ehrlich bestürzt. »Ich habe deinen
Großvater immer sehr gemocht.«
»Ich
weiß.« Er lächelt gequält. »Er dich auch. Ich habe mir öfter von ihm anhören
müssen, was für ein Glück ich mit dir habe. Er hat nie verstanden, warum ...«
Er
beendet seinen Satz nicht. Trotzdem krampft sich in mir alles zusammen. Ich
weiß, was er nicht verstanden hat.
Ich
habe es auch nie
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