Sweet Valentine's - Rache zum Valentinstag
geschafft, mich
hereinzulegen. Ich ärgere mich über mich selbst, dass ich auf seine blöde
Bemerkung angesprungen bin. Mir hätte eigentlich klar sein müssen, dass er sich
nicht die Blöße geben würde, die Regeln der Versteigerung zu verletzen, schon
gar nicht auf diese plumpe Art und Weise.
Auf
der anderen Seite rührt es mich, dass er sich noch an mein Lieblingsgetränk
erinnern kann.
»Heiße
Schokolade mit Marshmallows? Das hast du im Haus?«, erkundige ich mich
erstaunt. »Ich dachte, du kannst das Zeug nicht ausstehen.«
»Kann
ich auch nicht«, erklärt er. »Ist nur für Gäste. Also, möchtest du?«
Nachdem
ich zugestimmt habe, beobachte ich ihn, wie er für mich einen Topf mit Milch
aufsetzt und Schokoladenstückchen hineingibt. Allein dabei läuft mir schon das
Wasser im Mund zusammen. Bei mir zuhause gibt es immer nur das billige
Fertigzeug, das man mit kochendem Wasser anrührt.
Inzwischen
hat er seinen Pullover ausgezogen und trägt nur noch Jeans und ein weißes
T-Shirt. Es ist nicht zu übersehen, dass er kräftiger geworden ist als früher.
Männlicher , schießt es mir durch den Kopf.
Kurz
sieht er zu mir herüber und lächelt, während er die Milch umrührt. Nur mit Mühe
kann ich meinen Blick von ihm abwenden.
Ich
trete ans Fenster und zwinge mich hinauszusehen, anstatt weiter meinen
Ex-Freund zu begaffen. Das Haus liegt direkt am Ortsrand von Green Falls.
Hinter dem Garten schließt sich eine kleine Wiese an, dann folgt der Wald. Im
Mondlicht sieht die schneebedeckte Landschaft friedlich aus – und ein wenig
geheimnisvoll.
»Gefällt
dir die Aussicht?«
Ich
zucke zusammen und fahre herum. Unbemerkt ist Jayden hinter mich getreten.
Lächelnd hält er mir eine dampfende Tasse entgegen. Er selbst hat sich einen
Tee gemacht, an dem er jetzt nippt.
»Danke.«
Ich nehme ihm die Schokolade ab. Die Marshmallows haben sich schon fast
aufgelöst. Sie bilden eine süße Schicht, die ich ganz besonders gern mag. Ich
lege beide Hände um die angenehm warme Tasse und trinke genüsslich einen
kleinen Schluck. Es schmeckt himmlisch.
»Fast
noch schöner als Postkartenkitsch«, beantworte ich seine Frage, verziehe anschließend
jedoch das Gesicht. »Aber das ist noch gar nichts. Wenn ich aus dem Fenster
meines Apartments in San Francisco schaue, sehe ich den Hinterhof einer
Bäckerei.«
»Das
hat natürlich noch mehr Stil.« Jayden grinst. »Ich nehme an, das wäre nur noch
vom Hinterhof einer Metzgerei zu toppen.«
»Oder
einer Gerberei«, schlage ich vor.
Wir
lachen beide, und zum ersten Mal an diesem Abend fühle ich mich fast
unbefangen. Fast, denn zwischendurch ist wieder Jaydens süßes Lächeln
aufgeblitzt, das mich schon bei unserem ersten Treffen aus der Fassung gebracht
hat.
»Nein,
es ist wirklich schön«, sage ich leise und blicke wieder hinaus. »Ich glaube,
früher habe ich das gar nicht so wahrgenommen.«
Er
nickt. »Geht mir genauso.«
Ich
spüre die Wärme seiner Haut, weil er nur wenige Zentimeter hinter mir steht.
Wenn ich nur ein bisschen mein Gewicht verlagere, kann ich mich gegen ihn
lehnen. Ein durchaus verführerischer Gedanke, aber ich tue es nicht.
Stattdessen genieße ich die Stille und nippe an meiner Schokolade.
»Deine
Zeit ist um.« Mit einem Kopfnicken weist Jayden auf die Uhr, als ich meine
Tasse leer getrunken habe. Sie zeigt drei Minuten nach Mitternacht an. »Ich
denke, ich sollte dich jetzt wohl besser nach Hause bringen.«
»Na
ja, nach Hause ist wohl nicht so ganz der richtige Ausdruck«, wende ich ein. »Das
Haus meiner Eltern ist momentan nicht unbedingt ein Ort zum Wohlfühlen. Es gibt
nicht mal warmes Wasser. Aber du hast trotzdem recht. Ich brauche dringend ein
bisschen Schlaf. Ich habe in den nächsten Tagen noch ziemlich viel im Haus zu
tun.«
Ehe
ich es mir anders überlegen kann und Gefahr laufe, irgendwelchen Unsinn zu
verzapfen, den ich hinterher bereue, stelle ich die Tasse zurück auf den Tresen
der Küche, schlüpfe in meine Jacke und streife die Stiefel über. Dabei verziehe
ich das Gesicht, weil sie sich immer noch kalt und feucht anfühlen.
Schweigend
laufen wir die paar hundert Meter zum Haus meiner Eltern hinüber. Inzwischen
ist es vollkommen ruhig auf der Straße, und keiner von uns scheint die Stille
durchbrechen zu wollen, indem er etwas sagt.
Erst
als wir auf der Veranda stehen, drehe ich mich zu ihm hin.
»Also
dann«, beginne ich unsicher, »danke fürs Herbringen. Und natürlich für die
Schokolade.« Ich lache
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