Swinger
parfümiert und auf den kommenden Nachmittag vorbereitet. Während sie auf dem Badewannenrand saß und ein formloser Umhand ihre weiblichen Formen verhüllte, hatte Shelly gedankenverloren einen Rasierer über ihre Unterschenkel gezogen und die letzten Haare aus ihrer Bikinizone entfernt.
Bei diesen ganzen Vorbereitungen hatte sie sich nicht erlaubt, darüber nachzudenken, wozu sie sich so perfekt herrichtete. Statt darüber zu grübeln, was passieren und was von ihr erwartet werden würde, wollte sie diesen Nachmittag einfach auf sich zukommen lassen. Etwas würde geschehen – etwas Neues und Anderes, etwas, was sie noch nie erlebt hatte -, doch Shelly vermied es, sich genauere Vorstellungen darüber zu machen. Sie hatte den Morgen lieber mit ihren ausführlichen Vorbereitungen und angenehmen Erinnerungen verbracht.
Doch als der letzte Anruf getan war, musste Shelly langsam der Wahrheit ins Auge blicken. In weniger als dreißig Minuten würde sie sich mit sieben Unbekannten treffen, die alle erwarteten, sie ficken zu dürfen.
Panik stieg in ihr auf und ließ ihr die Galle hochkommen. Ihr Magen drehte sich um, und ihre Eingeweide rumorten. Ihr Herz raste, und plötzlich war sie am ganzen Körper bedeckt von schmierigem, glitschigem Schweiß. Shelly hatte fünf Jahre zuvor aufgehört, zu rauchen – ein Geschenk an sich selbst zu ihrem dreißigsten Geburtstag –, doch nun sehnte sie sich so sehr nach einer Zigarette, dass sie am liebsten eine ganze Schachtel geraucht hätte.
Ihre Hände zitterten immer noch, als sie versuchte, sich anzuziehen. Die Nervosität machte sie so unbeholfen, dass sie es schaffte, einen ihrer Strümpfe mit dem Daumennagel zu zerreißen. Für die letzten Vorbereitungen, von denen sie angenommenen hatte, sie würden zwei Minuten dauern, brauchte sie fast zwanzig. Es blieb wenig Zeit übrig, um die Kombination aus Strümpfen, kurzem Rock und engem Oberteil zu bewundern, oder ihr starkes und offensichtliches Make-up. Sie blickte rasch auf die Uhr, sah, dass sie sich verspäten würde, schnappte ihre Autoschlüssel und sauste los zum
Red Lion
, wo sie das Rendezvous organisiert hatte.
Im Alter von 35 stellte Shelly fest, dass manche ihrer Freunde glaubten, sie habe alles. Ihre Karriere als Pflegerin hatte sie schnell in die Führungsetage befördert, und sie verdiente sehr gut. Sie fuhr ihren Traumwagen, einen 18 Monate alten BMW, und die Investitionen, die sie in den 90ern getätigt hatte, hatten sich erstaunlich gut bezahlt gemacht. Und die Tatsache, dass es keinen Mann in ihrem Leben gab, machte ihre Kollegen und Freunde sogar noch neidischer, weil sie dachten, sie könne genau so leben, wie sie wollte.
Doch Shelly selbst glaubte nicht, dass sie alles hatte. Und die Abmachung, die sie getroffen hatte, war ihr entschlossener Versuch, etwas zu bekommen, was sie sich schon sehr lange gewünscht hatte.
Als sie parkte, war sie überrascht, dass der Parkplatz des
Red Lion
so viel voller war als normalerweise am Samstagmittag. Ihr Magen meldete sich erneut, als ihr bewusst wurde, dass einige der Wagen wegen ihr dort standen. Sie kämpfte gegen die Übelkeit, die in ihr hochstieg. Ein großer Fremder kam auf ihr Auto zu. Sie erinnerte sich daran, dass sie allen Teilnehmern ihr Cabrio beschrieben und ihnen versprochen hatte, auf jeden Fall mit offenem Verdeck zu kommen, egal, wie das Wetter auch sein würde. Der Fremde stellte sich als Sean vor. Sie schüttelten sich die Hände. Shelly hielt das für eine lächerlich formelle Begrüßung, in Anbetracht dessen, was sie vorhatten, und gab Sean einen kleinen Kuss auf die Wange. Sie war versucht, ihre Lippen auf seine zu pressen und ihm einen Zungenkuss zu geben, entschied dann aber, das wäre zu viel. Als sie noch ein paar Fremde näher kommen sah, zwang sie sich dazu, sie fröhlich zu begrüßen und zu sich herüberzuwinken. Ein Mann kam aus der Tür des Red Lion und gesellte sich zu der Menge, die auf sie zulief. Drei weitere Unbekannte kletterten behände aus ihren Autos und steuerten auf Shellys BMW zu.
Genau genommen, sagte sich Shelly, waren die Männer keine Fremden. Sie hatte sie zwar noch nie zuvor getroffen, doch sie hatte mit sechs von ihnen über das Internet Kontakt gehabt, bevor sie dieses Treffen organisiert hatte.
Man stellte sich gegenseitig vor. Es waren so viele Männer, dass Shelly fast sofort wieder vergaß, welcher Name zu welchem Gesicht gehörte. Abgesehen von Sean fielen die Namen Lee, Matt, Nigel, Oliver, Paul und
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