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Symphonie der Herzen

Titel: Symphonie der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virgina Henley
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Fahrt zur Hölle, James Hamilton!«
    Louisa hatte schon halb das Zimmer verlassen, als ihr mit einem Mal bewusst wurde, dass sie ja splitterfasernackt war. Wie hatte sie nur so dumm sein können, mit ihren Hemmungen auch zugleich ihre gesamte Kleidung abzulegen? Nun ja, jetzt war es ohnehin zu spät. Hoch erhobenen Hauptes schritt sie weiter in Richtung Badezimmer, wo sie rasch wieder ihren Unterrock und das Kleid anzog, die langen Strümpfe und die Strumpfbänder. Einen kurzen Augenblick lang überlegte sie, ob sie noch einmal zurückgehen sollte, um diesem arroganten Hamilton mit ihren Nägeln die Wangen zu zerkratzen. Aber dann würde ich wohl auch den letzten Rest an Würde einbüßen, warnte eine innere Stimme sie. Wenn ich meinen Stolz bewahren will, dann gibt es nur einen Weg: Ich werde diesen irischen Idioten von nun an strikt ignorieren.
    Mit so würdevoller Miene wie irgend möglich verließ sie das Bad - und hielt verdutzt inne. Denn aus ihrem Plan, Abercorn die kalte Schulter zu zeigen, wurde vorerst nichts. Er hatte den Salon längst verlassen. An seiner statt wartete nun Phineas auf Louisa und nuschelte: »Ich hab die Anweisung, Euch heimzufahren, Mylady.«
    Unterdessen wurde der Kloß in Lus Kehle immer dicker, sodass sie nur einmal kurz nickte. Grenzenlos enttäuscht folgte sie Phineas die Treppe hinab bis in den Hausflur, wo sie sich ihren Umhang umlegte und die rote Perücke achtlos in die Tasche stopfte. Sie hatte es ja von vornherein geahnt. Die attraktivsten Männer waren zumeist auch die arrogantesten und selbstsüchtigsten. Sie war so unendlich wütend! Immerhin, so schwor sie sich, wollte sie sich diese Demütigung merken, auf dass sie sich niemals wieder zu solch leidenschaftlicher Hemmungslosigkeit verlocken ließe.
    Derweil stand James Hamilton an einem der Fenster im Obergeschoss und beobachtete, wie Lu das Haus verließ. Traurig schaute er seiner Kutsche nach, wie diese in Richtung Belgrave Square davonfuhr. Denn obgleich er Lu an diesem Abend ihren Herzenswunsch erfüllt hatte und sie damit wahrscheinlich zur glücklichsten Frau in ganz London gemacht hatte, so würde dieses Bewusstsein wohl sein einziger Lohn bleiben. Zumal Lus kurzes Glück dann ja auch wieder ein jähes Ende genommen hatte - was James ehrlich leidtat. Er hatte ihr diesen Abend ganz sicher nicht verderben wollen. Noch mehr jedoch bedauerte er, dass sie seinen Heiratsantrag klipp und klar zurückgewiesen hatte.
    Sie war so euphorisch, überlegte er reumütig, dass ich ihr kaum mehr widerstehen konnte. Wie gerne hätte ich sie in dieser Nacht das erste Mal geliebt! Zumal, wenn mich nicht alles täuscht, auch Lady Louisa durchaus willens war, sich mir hinzugeben.
    Ein bitteres Lächeln breitete sich über seine Lippen.
    Und doch gab es da noch eine Kleinigkeit, die mich davon abgehalten hat, ihre Euphorie auszunutzen. Ich möchte einfach nicht, dass Lu sich so entwickelt wie ihre Schwester. Ich möchte, dass sie süß und unschuldig bleibt - bis zu unserer Hochzeitsnacht.
    Louisas Traum begann wie ein Märchen: Sie befand sich im Garten von Woburn Abbey und pflückte Blumen. Zart, doch eindringlich umhüllte sie der würzige Duft der blauen Lupinen in ihrem Arm und berauschte geradezu ihre Sinne. Ganz unvermittelt blickte sie an ihrem weißen Kleid hinab und bemerkte, dass es über und über von Blut durchtränkt war - und von diesem Augenblick an entwickelte sich die gerade noch so zauberhafte Szene zu einem wahren Albtraum. Entsetzt ließ sie die Lupinen fallen. Sie erlitt gerade eine Fehlgeburt! Nun geschah also genau das, wovor sie sich von jeher am meisten gefürchtet hatte. »Nein! Nein!«, schrie gellend eine Stimme in ihrem Traum. »Hilfe. Ich brauche Hilfe! Warum hilft mir denn niemand?« Lu hatte entsetzliche Angst um Georgina. Dann aber begriff sie, dass diesmal nicht ihre Mutter es war, die schrie, sondern sie selbst.
    Schweißgebadet erwachte Louisa aus ihrem Traum und schleuderte ihre Bettdecke fort. Dann untersuchte sie, noch immer schlaftrunken, ihr Nachthemd und stellte fest, dass es noch immer blütenweiß war. Müde setzte sie sich in ihrem Bett auf, zog die Knie an und schlang die Arme darum. Erst jetzt, ganz langsam, dämmerte ihr endlich, warum sie ausgerechnet in dieser Nacht wieder ihren altbekannten Albtraum gehabt hatte. Abercorn hatte sie gefragt, ob sie ihn heiraten wolle. Und die Vorstellung, jemanden zu heiraten, war für Lu gleichbedeutend damit, ihm auch Kinder zu gebären. Und das wiederum

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