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Symphonie der Herzen

Titel: Symphonie der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virgina Henley
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gesehen. In ihren Ohren rauschte es, und aus ihren Wangen wich alles Blut. Dieser Bastard!, fluchte sie im Stillen. Dieser verdammte Bastard! Ich glaube, mir wird schlecht.
    Auch Lus Herz begann aufgeregt zu pochen, als sie von der Verlobung erfuhr, denn sie fürchtete bereits um ihre Schwester. Hektisch schaute sie sich im Ballsaal um, bis sie Georgy stocksteif und mit riesigen Augen in einer Ecke stehen sah. Ich muss unbedingt zu ihr, dachte sie, drängelte sich zwischen den Ballgästen hindurch und ergriff Georgys Arm. »Alles in Ordnung?«, fragte sie besorgt.
    Ihre Schwester blickte sie nur starr und ausdruckslos an, und Lu ahnte, dass Georgys Welt ganz und gar nicht mehr in Ordnung war. Vorsichtig führte sie sie aus dem Saal hinaus, bis sie einen kleinen Stuhl fand. Seufzend ließ Georgy sich darauf nieder. Dann machte Lu sich auf die Suche nach ihrer Mutter. »Georgy ist krank«, flüsterte sie ihr ins Ohr. »Ich glaube, wir bringen sie besser nach Hause.«
    »Um Himmels willen, Liebes, sind es die Windpocken?«
    »Aber nein, Mutter, ich denke nicht, dass es daran liegt. Ihr ist einfach nur ein bisschen übel, und sie hat Kopfschmerzen. Ich werde mit ihr nach Hause fahren und sie ins Bett bringen. Ihr beide, Vater und du, bleibt besser hier. Morgen geht es ihr bestimmt schon viel besser.« Lu wusste zwar, dass ihre Schwester sich auch am nächsten Tag sicherlich noch nicht erholt haben würde, doch was sollte sie anderes sagen? Immerhin hatte Georgy soeben erfahren, dass aus ihrem Traum, William Cavendish zu heiraten und eines Tages die Herzogin von Devonshire zu werden, nun nichts mehr werden würde.
    Ein Page überbrachte dem Kutscher der Russells die Aufforderung, sofort vorzufahren, während Lu ihre Schwester behutsam schon einmal an die frische Luft führte. Stumm und in sich zusammengesunken saß Georgy da, als die Kutsche quer über den Piccadilly Circus rumpelte, dann, ein wenig langsamer, in den Grosvenor Crescent einbog, um schließlich am Belgrave Square anzuhalten.
    Als sie das Haus betraten, kam ihnen sofort eine Bedienstete entgegengeeilt. Das war doch nicht normal, dass die beiden Schwestern schon so früh von einem Ball zurückkehrten! Als das junge Mädchen dann Georgys fahles Gesicht sah, schnappte sie erschrocken nach Luft: »Mylady, Ihr seid ja krank! Soll ich nach dem Doktor schicken?«
    Louisa aber schüttelte den Kopf, während sie den Arm um ihre Schwester legte. »Das wird nicht nötig sein, vielen Dank. Sorgt einfach dafür, dass wir nicht gestört werden.«
    Kaum dass Lu die Tür ihres gemeinsamen Schlafzimmers geschlossen hatte, begann Georgy auch schon, wie wild zu schreien. Lu hingegen saß nur schweigend da, während ihre Schwester ihr Kleid zerriss und alle möglichen Gegenstände durch das Zimmer warf. Louisa spürte, dass Georgy ihre ganze Wut nun erst einmal herauslassen musste. Schließlich, nachdem Letztere eine gute halbe Stunde gewütet hatte, gingen ihre Schreie in ein dumpfes Schluchzen über. Tröstend zog Lu Georgy in ihre Arme und wiegte sie für die folgende Stunde geduldig unentwegt hin und her.

14
    Am nächsten Tag musste Louisa ihre Schwester regelrecht zwingen, zum Essen nach unten zu kommen. »Wenn du jetzt auch noch das Mittagessen ausfallen lässt, werden Mutter und Vater unter Garantie misstrauisch werden.«
    Kaum dass Georgy das Esszimmer betrat, musterte Georgina sie dann auch schon mit prüfendem Blick. »Du bist nicht beim Frühstück erschienen, mein Liebling. Geht es dir gut?«
    »Danke, Mutter«, erwiderte Georgy und unterdrückte ein Schaudern. »Mir geht es prima.«
    »Jetzt verstehe ich auch«, fuhr Georgina beruhigt fort, »warum die Howards einen Ball gegeben haben. Sie wollten bloß die Verlobung ihrer Tochter verkünden.«
    »Und dabei ist Blanche Howard noch nicht einmal hübsch.« Abschätzig rümpfte Georgy die Nase.
    »Nun, das ist ja wohl die Untertreibung des Jahrhunderts«, erwiderte Georgina ungewohnt sarkastisch. »Andererseits, wenn ich es mir recht überlege, dann ist es eigentlich doch keine so große Überraschung, dass sie sich als Ehemann für ihre Tochter ausgerechnet William Cavendish ausgewählt haben. Schließlich ist er der Erbe von Devonshire; und dann sind Blanche und er auch noch weitläufig miteinander verwandt. Das Geld bleibt also in jedem Fall in der Familie.«
    Verstohlen schaute Lu zu Georgy hinüber. »Und wahrscheinlich hatte William in dieser Angelegenheit auch kaum eine Wahl.«
    »Der musste gehorchen, das ist

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