Symphonie der Herzen
ganz klar«, stimmte ihre Mutter ihr zu. »Das ist eine reine Vernunftehe. Trotzdem hoffe ich, dass auch wir bald etwas bekanntzugeben haben.« Verschwörerisch zwinkerte sie Georgy zu. »Bitte, Darling, gib mir einen klitzekleinen Hinweis, wer es ist.«
Georgy erbleichte, sodass Lu unter der Tischdecke hastig nach ihrer Hand tastete und sie beruhigend drückte. Georgianna jedoch hatte nicht viel übrig für diese mitleidige Geste und entwand ihr ihre Finger wieder. Dann atmete sie einmal tief durch, um schließlich mit strahlendem Lächeln zu verkünden: »Es überrascht mich, dass ihr noch nicht bemerkt habt, dass Teddy Fox mich geradezu bedrängt. Er will mich unbedingt heiraten.«
»Oh, Liebling«, jauchzte Georgina. »Glaub mir, es gäbe nichts Schöneres für mich, als wenn ihr beide heiratet.«
»Und er hat mich auch schon mehrfach gebeten, ihn einmal im Unterhaus zu besuchen und ihm dort von der Besuchergalerie aus zuzusehen. Vielleicht gehen Lu und ich morgen einfach hin.«
Hastig wechselte Lu das Thema. »Wo ist denn eigentlich Vater? Er kommt doch sonst nicht zu spät zum Essen.«
»Er und Abercorn essen heute außer Hause. Bevor sie sich ins Oberhaus begeben, meine ich.« Georgina warf ihrer Tochter einen forschenden Blick zu. »Dieser James ist übrigens ein ausgesprochen attraktiver junger Mann, nicht wahr? Und er ist eine sehr gute Partie; er bringt alles mit, was nötig ist: das Geld, den Titel und diesen unwiderstehlichen irischen Charme.«
Lu aber reckte nur trotzig das Kinn. »Auf mich wirkt er eher abstoßend.«
»Und mir wiederum scheint«, lächelte Georgina verschmitzt, »du gibst dir ein bisschen zu viel Mühe, ihn schlechtzureden.«
An diesem Abend aßen sowohl Edward als auch Charles Russell zu Hause.
»Man hat mich der Britannia zugewiesen«, erklärte Edward stolz. “Ich bin nur gekommen, um mich zu verabschieden. Wir stechen schon bald in See mit Kurs aufs Mittelmeer.«
John und Georgina gratulierten ihrem Sohn aufs Herzlichste, wussten sie doch genau, dass diese Ernennung genau das war, wonach er sich schon immer gesehnt hatte.
»Ich finde, wir sollten einen kleinen Toast auf Edward ausbringen«, lachte Lu und erhob ihr Glas. »Allzeit eine Handbreit Wasser unterm Kiel!«
»Nein, nicht >allzeit<«, korrigierte ihr Bruder sie. »Nur manchmal. Ich will schließlich auch etwas erleben.«
»Und ich«, prahlte Charles, »reise vielleicht demnächst nach Indien.« Er konnte es nur schlecht vertragen, wenn nicht er, sondern sein Bruder im Mittelpunkt stand.
»Indien?« Georgy konnte ihren Abscheu nur schlecht verhehlen. »Das ist ja am anderen Ende der Welt. Außerdem sind die Leute und das Essen dort so ... fremdländisch.«
»Aber zumindest die Currygerichte sind köstlich!«, platzte es aus Louisa heraus, und sie errötete prompt, als sie wieder an das Dinner in der Half-Moon Street zurückdachte. Sie glaubte beinahe, wieder diesen verführerischen Duft und die pikante Würze des Abendessens zu schmecken, konnte förmlich wieder James’ liebkosende Hände auf ihrem Körper fühlen.
»Nun ja«, räumte Charles ein, »im Moment ist das alles sowieso noch nicht spruchreif. Zurzeit ist es eigentlich bloß ein Gerücht.«
»Wenn das so ist, dann willst du bestimmt mit zum Bootsrennen nach Henley-on-Thames fahren?«, erkundigte John Russell sich.
»Das wollte ich sowieso. Teddy Fox, George Grey und ich wollen schließlich James Hamilton anfeuern. Er ist ja im Ruder-Team.«
»Ja, ich weiß. Ich habe den Nachmittag zusammen mit ihm verbracht. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, will er schon heute nach Henley aufbrechen. Es steht offenbar noch ein einwöchiges Trainigslager an. Ach, und er hat uns alle eingeladen, uns das Rennen anzusehen.«
»Oh ja, lasst uns hinfahren«, drängte Georgy. »Unbedingt.«
Georgina ahnte bereits, dass bestimmt Teddy Fox der Grund war, warum sich ihre Älteste plötzlich so sehr für das Bootsrennen interessierte. »Warum nicht?«, stimmte sie schließlich zu. »Wir könnten ja gemeinsam mit Henry und Beth fahren. Und wenn wir dann vielleicht auch noch Königin Adelaide für das Rennen begeistern können, dürfen wir bestimmt auf Windsor Castle wohnen.«
Am nächsten Tag beobachtete Louisa, wie Georgy begierig die Abgeordneten des Unterhauses musterte. »Ich bin so froh«, flüsterte Lu, »dass du deine Enttäuschung wegen William Cavendish überwunden hast.«
»Den Schock werde ich niemals überwinden«, entgegnete Georgy. »Aber für
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