Symphonie der Herzen
ihre Schwester log, brachte es aber nicht über sich, sie dafür vor ihren Eltern zur Rede zu stellen. Die Abfuhr von Lord Burlington hatte Georgianna nun einmal stark mitgenommen, und nun konzentrierte sie eben all ihre Bemühungen auf Teddy. Hoffentlich macht er ihr bald einen Antrag!, betete Lu im Stillen.
Am Freitagabend kamen der Herzog und die Herzogin von Bedford, ihre beiden ältesten Töchter sowie ihr Sohn Charles glücklich auf Windsor Castle an. Erschöpft begaben sie sich in die Prunkgemächer, von wo aus ein königlicher Lakai sie in den Großen Empfangssaal führte. Bei ihrem Erscheinen erhoben König William und Königin Adelaide sich, um ihre Gäste aufs Herzlichste zu begrüßen. Im Übrigen kannten die Russells sich auf Windsor Castle bereits recht gut aus, waren sie doch schon im Juni dort zu Besuch gewesen, als der Herzog den Hosenbandorden verliehen bekommen hatte. Wenig später kamen auch die Greys an und brachten ihren Sohn George mit, gefolgt von Lord und Lady Holland mit Teddy.
Sofort verzogen die drei Oxfordabsolventen sich in eine Ecke, um über das anstehende Bootsrennen zu diskutieren.
»Wie stehen denn die Wetten?«, erkundigte Charles sich.
»Wahrscheinlich Cambridge, denn deren Ruderer bringen ganz einfach mehr auf die Waage. Es ist ja meistens so, dass das schwerere Team gewinnt.«
»Diesmal nicht, mein lieber George. Denn Oxford hat Abercorn.«
»Als wenn Gott zu den Iren hielte!«, warf Teddy spöttisch ein.
»Gott vielleicht nicht«, lachte Charles. »Aber dafür der Teufel!«
Nun brach auch George in schallendes Gelächter aus, nur Teddy verzog noch immer keine Miene.
»Wie wäre es, wenn auch wir eine Wette miteinander abschließen?«, schlug Charles vor. »Ich setze hundert Guineas darauf, dass Oxford gewinnt.«
»Die Wette gilt!«, tönte Teddy. »Ich freue mich schon jetzt darauf, dich auszunehmen. Und was ist mit dir, George?«
»Wie kannst du nur gegen Oxford wetten?« Wütend funkelte George ihn an. »Ich könnte das nicht. Hast du denn gar keine Loyalität.«
»Aber, Gentlemen, ich bitte Euch. Loyalität ist doch bloß etwas für Narren.«
In diesem Moment erklang der Gong zum Essen, und geschlossen begab sich die kleine Gesellschaft in das königliche Esszimmer hinüber. An der Decke des Speisezimmers prangte ein Gemälde von Verrio, das die alten griechischen Götter darstellte - nackt. Sofort drängte Teddy sich vor und nahm den Platz zwischen Louisa und Georgy ein. »Ihr seht heute Abend wieder überaus liebreizend aus, Lady Lu.«
Zu Georgy hingegen sagte er nichts, woraufhin Lu nur missbilligend die Stirn in Falten legte.
»Da sitzt er nun, der Dorn zwischen den beiden Rosen«, sinnierte Teddy mit dramatischer Stimme.
»Und ich kann fast schon seinen Stich spüren.« Mit vielsagendem Blick schaute Georgy ihn an.
»Ja, darauf dürft Ihr wetten«, raunte Teddy, während er sich leicht zu ihr hinüberbeugte, »und zwar noch diese Nacht.«
Nach dem Abendessen zogen sich die Damen in das angrenzende Zimmer, den so genannten Salon der Königin, zurück, während die Herren dem König in dessen Privatgemächer folgten, um eine Runde Karten zu spielen und einen kleinen Brandy zu genießen. Weder im Kreise der Damen noch im Herrensalon fiel auch nur ein Wort darüber, dass Georgy Russell und Teddy Fox plötzlich verschwunden waren.
»Nun beeilt euch endlich mit dem Ankleiden!«, wies Charles seine Schwestern an. »Wir müssen schleunigst aufbrechen und nach Mortlake fahren, sonst bekommen wir nicht mit, wie das Rennen
ausgeht.«
»Können wir nicht erst in Putney beim Start dabei sein und dann mit der Kutsche nach Mortlake fahren?«, schlug Louisa vor.
»Himmel Herrgott, nein! Die Straße am Fluss wird von Zuschauern vollkommen überlaufen sein. Da werden wir höchstens totgetrampelt.«
»Aber das Rennen findet doch erst heute Nachmittag statt«, grummelte Georgy. »Warum die Eile?«
»Weil wir uns schon jetzt einen ordentlichen Platz erkämpfen müssen«, seufzte Charles leicht enerviert. »Nachher ist alles voll. Also, entweder ihr seid in zehn Minuten fertig, oder ich fahre ohne euch. Zumal George und Teddy auch mitfahren wollen; die wollen ja schließlich auch einen guten Platz.«
»Onkel Holly hat für die Erwachsenen übrigens ein Boot gemietet«, informierte Lu Charles. »Sie wollen den beiden Rennbooten dann die Themse hinab folgen.«
»Glaubt mir, da sind sie nicht die Einzigen. Und jedes Jahr wieder gibt es üble Havarien. Andererseits: Es
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