Symphonie der Herzen
Pfund hingeblättert hast, um mich mit diesem irischen Teufel zu vermählen! Doch natürlich behielt sie ihren Zorn für sich. Und schließlich, im Angesichte Gottes, begriff sie, dass all ihre Wut ohnehin nur eine Art Schutzschild gewesen war. Denn obgleich sie sich natürlich noch immer darüber ärgerte, dass ihr Vater so viel Geld hatte opfern müssen, damit James sie zu seiner Frau nähme, so steckte hinter ihrer Wut doch vor allem noch etwas ganz anderes: nämlich Furcht. Furcht davor, sich diesem verstörend attraktiven Teufel hinzugeben und damit die Kontrolle über sich selbst zu verlieren.
Ernst sprachen beide ihre Treuegelübde, James steckte ihr seinen Ring an den Finger, und dann war die Zeremonie auch schon wieder beendet - der Geistliche erklärte sie zu Mann und Frau. Zaghaft hob Louisa ihren Schleier und senkte den Blick, woraufhin James sich mit unbeweglicher Miene zu ihr hinabbeugte und ihr einen scheuen Kuss auf die Lippen hauchte.
Ganz langsam wandte Louisa sich schließlich wieder vom Altar ab, während die schier engelsgleichen Stimmen des Chors durch das Kirchenschiff hallten. Rings um sie herum sah Louisa nichts als strahlende Gesichter; ihre Brautjungfern und deren Begleiter grinsten vom einen Ohr zum anderen, während ihre Familie, die natürlich in der ersten Reihe saß, unisono versonnen lächelte. Es schien, als würde die Kirche gleich aus allen Nähten platzen, so viele Gäste hatten sich in der alten Kapelle versammelt; sämtliche von Herzog Gordons Nachbarn waren erschienen sowie die gesamte Dienerschaft von Gordon Castle, und alle trugen dem Brautpaar zu Ehren ein weißes Sträußchen am Revers.
Als der Organist den Hochzeitsmarsch anstimmte, bot James Louisa seinen Arm und führte sie den langen Mittelgang hinab. Kaum aber, dass sie die Kapelle verließen, wurden sie auch schon vom Jubel der draußen wartenden Menge empfangen, und eine Flagge wurde gehisst, während ein Dudelsackspieler vorausmarschierte und die Hochzeitsgesellschaft zurück zur Burg geleitete.
Auf Gordon Castle angekommen wurden die Braut und der Bräutigam bald wieder getrennt. Jeder einzelne Gast bestand darauf, Louisa mindestens einmal in die Arme zu schließen und ihr Glück zu wünschen, während die männlichen Gäste James ein ums andere Mal herzhaft die Hand schüttelten und die jungen Damen ihm einen Kuss auf die Wange gaben.
Riesige Büfetttische schienen unter den Mengen von echtem Spey-Lachs, Rostbraten, Fasan und Lamm nahezu zusammenzubrechen. Gekrönt wurden die Platten von ausgestopften und kunstvoll präsentierten Vögeln, wie zum Beispiel Waldhühnern und Regenpfeifern oder auch Reihern und Schwänen. Dazwischen drängten sich zwischen Terrinen mit Schalentieren und großzügigen Portionen von allerlei Gemüse kleinere Tabletts mit zahlreichen Sorten von Früchten, wie etwa Feigen oder Pfirsichen, die man extra aus wärmeren Gefilden hatte anliefern lassen. Und auch Ale und Portwein, Bordeaux und schottischer Whisky flossen reichlich, und keiner der Gäste zögerte, gehörig zuzulangen.
Die Gordons hatten alle ihre Bediensteten und Pächter eingeladen, an dem Festbankett teilzuhaben, und so mischte man sich munter unter die aristokratischen Gäste, um sich später in den traditionellen schottischen Hochlandtänzen miteinander zu messen. Nach einem besonders wilden Reel lehnte Claud sich einmal dezent zu seinem Bruder hinüber und raunte: »Es scheint, als ob diese Familie weiß, wie man feiert. Du hast echtes Glück, mein Lieber.«
Gegen Abend, als die Dunkelheit sich über das Land senkte, wurde eine riesige siebenstöckige Hochzeitstorte in den Festsaal gerollt. Obenauf thronte eine winzige Nachbildung der Kapelle, in der Louisa und James geheiratet hatten, und sogar an das Brautpaar vor dem Altar und an die Brautjungfern und deren Begleiter hatte der Zuckerbäcker gedacht.
Gemeinsam schnitten Louisa und James mit einem uralten Schwert aus dem Familienbesitz der Gordons die Torte an. Dazu reichten die Bediensteten den Gästen Gläser mit fein perlendem Champagner. Anschließend begannen die ersten Redner, ihre Ansprachen vorzutragen, und die Zuhörer mussten sich gute zwei Stunden lang gedulden, ehe die Tanzfläche wieder freigegeben wurde.
Um Mitternacht versammelten sich dann all jene, die noch gehen konnten, vor der Burg, und gemeinsam bestaunte man ein wahrhaft fulminantes Feuerwerk. In genau diesem Moment nahm Georgina ihre Tochter sachte an der Hand und führte sie zu James
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