Symphonie der Herzen
nicht genug für dich?«
»Mehr als genug«, murmelte Louisa kummervoll, als ihre Schwester aber auch schon weiterplapperte.
»Claud, lasst mich Euch eine kleine Führung durch die Burg geben. Ich habe übrigens noch immer nicht herausgefunden, wo sich eigentlich die Verliese befinden. Aber vielleicht kommen wir dem Geheimnis ja gemeinsam auf die Schliche? Ich brauche nur an die vielen Folterinstrumente zu denken«, raunte Georgy mit anzüglichem Unterton, »und schon möchte ich vor lauter Erregung schreien.«
Mit einem vielsagenden Grinsen verabschiedete Claud sich von Louisa und ließ sich von deren Schwester bereitwillig entführen.
Louisa ahnte bereits Böses, als sie den beiden nachblickte. Bitte benimm dich, Georgy!, ermahnte sie ihre Schwester im Stillen. Weiter kam sie jedoch nicht mit ihren sorgenvollen Gedanken, denn schon erschien James hinter ihr.
»Mutter würde sich freuen, wenn Ihr nun zu ihr hochkommen würdet. Dort oben, in ihrem Zimmer, könnt Ihr Euch ganz ungestört kennenlernen.«
»Also, dann - lasst uns hochgehen.« Graziös legte Louisa ihre Hand auf James’ Arm.
Er geleitete sie hinauf ins Obergeschoss und öffnete die Tür zu Harriets Zimmer. »Ich lasse euch beide dann wohl besser einmal für ein Weilchen allein. Louisa, ich hole Euch in etwa einer halben Stunde wieder ab.«
»Kommt, meine Liebe, setzt Euch zu mir«, forderte Harriet ihre zukünftige Schwiegertochter auf. James Mutter hatte es sich auf einer Chaiselongue bequem gemacht, und Louisa wählte den Stuhl gleich daneben.
»Mylady«, begann sie ein wenig unsicher. »Es bedeutet James so viel, Euch bei unserer Hochzeit dabeizuhaben. Obgleich ich mir natürlich denken kann, dass die Fahrt hierher, nach Gordon Castle, für Euch sicherlich nicht ganz einfach gewesen ist. Sie muss Euch sehr erschöpft haben. Umso schöner, Euch dennoch hier zu sehen.«
»Und mich wiederum freut es, dass Ihr zuerst an andere denkt und nicht nur an Euch selbst. James hat großes Glück, dass er in Euch eine so liebevolle Ehefrau gefunden hat. Ich weiß bereits jetzt, dass mit Euch alles, was ich mir immer für meinen Sohn gewünscht habe, wahr geworden ist. Ihr beide werdet eine wundervolle Ehe miteinander führen, dessen bin ich mir sicher, denn die Liebe zueinander steht Euch ins Gesicht geschrieben.«
»Zumindest werde ich mir alle Mühe geben ...« Louisa bemühte sich, ein möglichst optimistisches Lächeln aufzusetzen, obgleich sie im Stillen bereits arge Zweifel hatte, was das »Glück« ihrer Ehe anging.
»Meine erste Ehe war auch eine Liebesheirat. Aber ich schätze, so viel Glück hat man nur einmal im Leben.« Harriet seufzte. »James jedenfalls kennt nur meine Ehe mit Aberdeen. Das ist wohl auch der Grund dafür, warum er so fest entschlossen ist, es in seiner Ehe auf jeden Fall besser zu machen. Ich weiß, dass er alles in seiner Macht Stehende unternehmen wird, um Euch glücklich zu machen.«
Louisa wog ihre Worte sorgfältig ab, ehe sie erwiderte: »Es ist offensichtlich, dass Ihr ihn sehr liebt.«
»Ja, ich liebe ihn, und ich liebe auch Barons Court. Und ich bin mir sicher, auch Euch wird es dort gefallen. Es ist himmlisch dort
- ein geradezu magischer Ort. Und die Sommer erst... ich beneide Euch fast schon ein bisschen darum. Meine Zeit dort war leider nur kurz. Versprecht mir, dass Ihr jeden einzelnen Tag dort in vollen Zügen genießen werdet, ja?«
»Aber natürlich. Und auch ich freue mich schon auf das Anwesen Eures Sohnes. Obwohl ich noch nie in Irland gewesen bin.« Zumindest das, seufzte Louisa im Geiste, ist ausnahmsweise einmal keine Lüge.
Als James an die Tür klopfte und Lus Zwiegespräch mit seiner Mutter unterbrach, war Louisa ehrlich erleichtert. Sie hatte die ganze Zeit über unheimlich aufpassen müssen, was sie sagte - Harriet sollte schließlich nicht wissen, wie angespannt das Verhältnis zwischen Lu und James in Wahrheit war. Seine Mutter hatte schon so viel Kummer und Leid ertragen müssen - da wollte Lu ihr zumindest die Sorge um die Ehe ihres Sohnes ersparen. »Das Abendessen ist für sieben Uhr angesetzt«, verkündete James. »Aber wenn es dir lieber ist, kann ich dir auch ein Tablett hochbringen.«
»Nein, danke. Das ist sehr umsichtig von dir, aber ich werde mit nach unten kommen. Ich möchte noch ein wenig Zeit mit Euch beiden verbringen. Allein Euer Anblick macht mich glücklich.«
»Danke, dass Ihr so nett zu meiner Mutter wart«, raunte James, als er und Louisa wieder hinab ins
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