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Symphonie der Herzen

Titel: Symphonie der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virgina Henley
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sie jedoch plötzlich stehen, denn aus dem Waffenzimmer kamen in genau diesem Augenblick unter Gelächter Johnnys Brüder und Cousins und deren Freunde geschlendert, gefolgt von seinem nicht mehr ganz so energetischen Vater.
    »Johnny!«, jubelte der Herzog, der seinen Sohn trotz allem als Erster entdeckte. »Ich habe Abercorn bereits erzählt, dass du uns besuchen kommen würdest. Hast du eigentlich meine Glückwünsche bekommen? Ich hatte dir geschrieben, als du das Gesetz über die irisch-katholische Emanzipation durchgebracht hast. Ich kann dir gar nicht sagen, wie stolz ich auf dich bin. Und nun komm, lass mich dir noch mal von Mann zu Mann gratulieren.« Strahlend zog der alte Herzog seinen Sohn in die Arme, und alle passten sich ihrem gemächlichen Schritttempo an, als die beiden schließlich als Erste das Esszimmer betraten.
    Auch Johns Brüder und Schwestern und die anderen Gäste begrüßten den jungen Lord überaus herzlich und zugleich völlig ungezwungen, eben so, wie es üblich war im Hause Russell.
    »Übrigens, John«, erklärte der Herzog gut gelaunt, »wenn ich dir vorstellen darf - das ist James Hamilton, der Marquis von Abercorn und ein echter Irland-Freund. Wie wäre es, wenn du einfach zwischen James und mir Platz nimmst und uns ein wenig über die Details des neuen Gesetzes verrätst?«
    Louisa ahnte bereits, dass Johnny und Abercorn noch vor Beendigung der Mahlzeit die dicksten Freunde sein würden. Dabei haben sie doch bloß eine einzige Gemeinsamkeit, schimpfte sie im Stillen. Diese lächerliche Liebe zu Irland. Mehr wissen sie ja noch gar nicht voneinander, zumal jeder Mann in diesem Raum - mit Ausnahme von Abercorn, der sich als strenger Tory sieht - ein überzeugter Whig ist. Entschieden räusperte sie sich und wandte sich direkt an Johnny: »Wusstest du eigentlich, dass James Hamilton ein Anhänger der Konservativen ist?«
    Die beiden Männer schauten sich für den Bruchteil einer Sekunde an, dann warfen sie zeitgleich den Kopf in den Nacken und brachen in schallendes Gelächter aus.
    »Lu«, entgegnete Johnny. »Ich hoffe doch, du hast nicht vergessen, dass ich von jeher ein überzeugter Verfechter des Zweiparteiensystems bin? Wie heißt es doch so schön: Vielfalt bereichert!«
    »Das liegt in der Familie«, mischte die Herzogin von Bedford sich in die Unterhaltung mit ein. »Denn meine Mutter, Jane Gor-don, war zwar eine der führenden Damen in der Gesellschaft der Torys, andererseits aber hatte sie keinerlei Einwände dagegen gehabt, mich mit einem der energischsten Whigs zu verheiraten. Und zum Glück ist es ja nicht gegen das Gesetz, jemanden vom anderen Ufer zu heiraten.«
    Alle am Tisch waren ganz hingerissen von diesem herrlichen Bonmot - alle bis auf Louisa, versteht sich.
    Noch immer leise glucksend meldete der alte Herzog sich wieder zu Wort: »Auch der Herzog von Wellington war schon diverse Male zu Gast bei uns, seit er Premierminister geworden ist. Und ich muss sagen, dass seine Regierung, auch wenn sie zum Großteil aus Torys besteht, doch keine schlechte Arbeit macht.«
    »Nun, da das Gesetz zur irisch-katholischen Emanzipation durch ist, habe ich übrigens vor, mich gemeinsam mit den Liberalen abermals für eine Parlamentsreform einzusetzen«, setzte Johnny das Thema fort. »Meine Bemühungen zur Begrenzung der Wahlbestechungen jedenfalls hatten bislang nur wenig Erfolg.«
    »Das ist wahrlich ein Problem«, stimmte auch Abercorn ihm zu. »Zudem ist es überhaupt nicht hinnehmbar, dass die kleinen Grafschaften mit wenig Einwohnern, die dafür aber den besonders Wohlhabenden gehören, mehr Stimmen bei der Wahl der Parlamentsmitglieder haben als die großen Industriestädte wie zum Beispiel Birmingham oder Manchester.«
    »Und genau aus dem Grund haben wir alle uns schon seit Jahren wiederholt für die Neustrukturierung der Wahlordnung ausgesprochen«, dröhnte Lord Holland dazwischen. »Man beschimpft uns seitdem zwar als >Radikale<, aber das muss man in diesem Fall wohl einfach aushalten.«
    »Richtig, wir brauchen dringend eine Reform. Sonst werden wir hier bald ebensolche zerstörerischen Aufstände erleben, wie sie auf dem europäischen Festland ja fast schon gang und gäbe sind«, warnte auch Graf Grey.
    »Oh, meine Herren, ich bitte doch sehr«, rief Bessy erschrocken. »Lasst uns jetzt bitte nicht über eine mögliche Revolution sprechen. Das ist nämlich genau der Grund, weshalb wir das Festland erst kürzlich verlassen mussten.«
    »Aber, aber, Bessy«,

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