Symphonie der Herzen
woraufhin dieser sich ein Stückchen vorbeugte und ganz nonchalant erklärte: »Euer Hoheit, wenn ich anmerken darf - wir haben Euch zu Ehren für morgen eine kleine Jagd organisiert. Die Fasane sind dieses Jahr wirklich reichlich. Entsprechend brauchen wir wohl auch keine Treiber. Die Hunde werden das Federvieh schon von ganz allein aus dem Gebüsch aufscheuchen. Ein anregenderes Jagderlebnis findet Ihr in ganz England nicht.«
»Fabelhaft! Genau darauf hatte ich gehofft. Zumal ich in weiser Voraussicht auch schon einmal meine Waffen mitgebracht habe.«
»Ja, ab sofort ist Jack unser Erster Jagdaufseher«, schmunzelte John Russell. »Wir haben dieses Jahr nämlich mal wieder so viele Freunde zu Besuch, die allesamt auf den einen oder anderen Jagdausflug hoffen, dass ich die Organisation von nun an meinem Jack übertragen habe. Er hatte ja ohnehin bereits angeboten, mir bei der Verwaltung des Anwesens ein wenig unter die Arme zu greifen.«
»Bedford, ich kann Euch zu Euren Söhnen nur gratulieren. Ganz famose junge Burschen, die Ihr da habt.«
Abercorn bewahrte eine möglichst teilnahmslose Miene, während es in seinen Augen belustigt funkelte, war es doch allgemein bekannt, dass auch der Herzog von Clarence eine ganze Reihe von Söhnen hatte - wenngleich natürlich allesamt Bastarde. Allein die irische Schauspielerin Dorothea Jordan hatte ihm bislang bereits ganze fünf geschenkt, die auch noch alle den gleichen Beinamen trugen: FitzClarence.
Nachdem der Bruder des Königs sich an dem einen oder anderen Gläschen Wein gütlich getan hatte und in Gedanken bereits bei der anstehenden Jagd verweilte, kam John Russell betont beiläufig auf das ehrgeizige Vorhaben seines Sohnes zu sprechen, Karriere bei der Marine zu machen. »Nun, da Edward sein Studium in Oxford hinter sich gebracht hat, redet er nur noch davon, Marineoffizier zu werden. Ich habe ihm daraufhin natürlich gesagt, dass er sich am besten mal mit Euch, als ehemaligem Großadmiral, unterhalten sollte. Wir wissen ja alle, dass es nicht einen einzigen Mann in ganz England gibt, der besser über die Entwicklungen und Aussichten in der Marine informiert wäre als Ihr, Euer Hoheit.«
Abercorn war ehrlich verblüfft, wie geschickt und mit welcher Leichtigkeit Bedford den Herzog einzuwickeln wusste. Mit einer Kombination aus Witz, Schmeichelei und Vertraulichkeit verführte Edwards Vater den Herzog von Clarence dazu, im Marineministerium einmal ein gutes Wort für seinen Sohn einzulegen, auf dass die Kommission, die über die Aufnahme in die Marine entscheiden würde, ihm gewiss wohlgesonnen wäre.
Edward hat wirklich Glück, John Russell als Vater zu haben, seufzte James im Stillen. Wenn ich da an Aberdeen denke ... Er ist so aggressiv und unnachgiebig. Und egal, mit wem er auch zu tun hat: Irgendwann überwirft er sich mit jedem.
Großzügig schenkte Bedford Clarence noch einmal nach. »Trinkt, lieber William, damit Ihr gewappnet seid für den Ball, den unsere Damen für den heutigen Abend anberaumt haben.«
Im Venezianischen Salon berichteten die Damen derweil Prinzessin Adelaide von dem geplanten Geburtstagsball, den die Herrin des Hauses schon in wenigen Stunden geben wollte.
»Ich tanze für mein Leben gern!«, schwärmte Adelaide. »Ich bin mir nur nicht ganz sicher, ob ich auch ein passendes Kleid dabeihabe.« Unsicher strich sie sich über ihre ein klein wenig altmodische Frisur.
»Aber solch ein Unsinn, Euer Hoheit!«, widersprach Georgina im Brustton der Überzeugung. »Hier auf dem Land geht doch alles ganz informell zu. Und speziell bei uns in Woburn trägt garantiert niemand die neueste Pariser Mode. So viel jedenfalls kann ich Euch versichern.« Sie lächelte charmant. »Und wenn Ihr wollt, schicke ich Euch gern eine meiner Zofen, die Euch das Haar aufstecken kann.«
»Dieses Angebot müsst Ihr unbedingt annehmen«, stimmte Louisa begeistert zu. »Überhaupt habt Ihr solch herrlich volles und glänzendes Haar, Prinzessin Adelaide. Ihr könntet es in Korkenzieherlocken legen und dann mit ein paar kristallbesetzten Nadeln aufstecken lassen. Das sieht bestimmt ganz fantastisch aus.«
»Wenn Ihr meint, meine Liebe, dann will ich Eurem Rat gerne folgen«, entgegnete die Prinzessin schon wieder deutlich positiver gestimmt. »Und überhaupt freut es mich, hier so viele junge Gesichter zu sehen. Ich bin gerne in Gesellschaft junger Leute. Ich finde, das erfüllt einen irgendwie wieder mit neuer Lebensenergie.«
Mit hochroten Wangen kam Lady
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