Symphonie der Herzen
bestimmte Witterung aufgenommen zu haben.«
»Und selbst wenn - Ihr seid in jedem Fall so ziemlich der Letzte, von dem ich vor irgendwelchen aufdringlichen Verehrern gerettet werden möchte.«
Nun war es an James, spöttisch zu grinsen. »Und ob Ihr von mir gerettet werden wollt. Vor allem verspreche ich Euch eines: Ich war der Erste, der Euch geküsst hat, und ich werde auch der Letzte sein.«
»Wie könnt Ihr es nur wagen, solche Ansprüche an mich zu stellen, Ihr arroganter irischer Teufel?«
Belustigt zwinkerte James ihr zu. »Ich bin also arrogant und ein Teufel, meint Ihr? Nun, zumindest mit einem von beidem habt Ihr durchaus recht.«
Empört ließ Louisa ihn mitten auf der Tanzfläche stehen und machte sich auf die Suche nach ihrer Schwester. »Georgy, woher dieser selbstgefällige Ausdruck?«, fragte sie verdutzt, als sie sie fand. »Wen hast du denn gerade geküsst?«
»William Cavendish, den Lord von Burlington«, prahlte Georgianna. »Er ist der Erbe des Herzogs von Devonshire! Wäre das nicht absolut fantastisch, wenn er um meine Hand anhalten würde?«
»Mach dir mal lieber nicht zu viele Hoffnungen, Georgy«, warnte Louisa. »Du hast ihn doch gerade erst kennengelernt.«
»Und trotzdem möchte ich darum wetten, dass er der beste Fang an diesem Abend ist. Genau genommen ist er sogar der beste Fang in ganz England. Und ich glaube sogar, mein Kuss hat ihn mächtig erregt.« Verschwörerisch flüsternd beugte Georgy sich zu Lu hinüber. »Als er während des Kusses seinen Schwanz gegen meinen Bauch presste, habe ich einfach meine Hand zwischen uns gleiten lassen und ihn gedrückt.«
Louisa war sprachlos vor lauter Entsetzen und hätte ihrer Schwester am liebsten gehörig den Kopf zurechtgerückt, dafür dass diese sich derart promisk gab. Andererseits aber scheute sie auch davor zurück, sich wieder als »prüde« beschimpfen lassen zu müssen. »Sieh dich vor, Georgy«, war alles, was sie sagte.
»Mach dir darum mal keine Gedanken. Ich bin ja diskret. Oder glaubst du allen Ernstes, dass ich mir meine kleinen Tricks von den anderen abschauen lasse?«
Aufgeregt tuschelte die Herzogin von Bedford einen Moment mit den Musikern, um anschließend abermals die Hände zu heben und zu verkünden: »Meine Damen und Herren - als Nächstes folgt mein ganz persönlicher Strathspey. Also, bitte! Wählt einen Partner oder eine Partnerin, und los geht’s!« In der Tat war dieser Tanz einst eigens für sie komponiert worden, und Georgina war noch immer mächtig stolz darauf.
»Eure Schönheit ist schier überwältigend«, raunte plötzlich eine Stimme dicht an Louisas Ohr. »Darf ich Euch zu dem nächsten
Tanz auffordern?« Hinter ihr stand Adolphus Seymour, der Erbe des Herzogs von Somerset, und musterte sie bewundernd von Kopf bis Fuß.
Mit charmantem Lächeln reichte Louisa ihm die Hand. »Es ist mir ein Vergnügen, Mylord.«
Sachte hob er ihre Fingerspitzen an seine Lippen, küsste sie verehrungsvoll und führte Louisa anschließend auf die Tanzfläche. Der Strathspey begann zunächst ganz langsam, ja, fast schon würdevoll. Dann aber, von einer Sekunde auf die andere, wurde der Rhythmus schneller und immer schneller, und die Tänzerinnen und Tänzer gaben ihr Bestes, um mit dem Tempo mithalten zu können, bis schließlich auch die letzten Hemmungen fielen und man fröhlich und ausgelassen einfach nur noch wie wild durch den Saal hüpfte. Relativ bald, nachdem das Lied begonnen hatte, endete es auch schon wieder, und überall auf der Tanzfläche fanden sich lachende und hochrote Gesichter. Den meisten hatte dieser ganz und gar unprätentiöse Tanz durchaus gefallen, und man wartete bereits auf den nächsten.
Louisa knickste einmal höflich vor Adolphus Seymour und wandte sich dann ihrem Bruder Jack zu, der die ganze Zeit über dicht neben ihr getanzt hatte. Besorgt blickte sie ihn an, meinte sie doch bereits, in seinen Augen wieder diesen gewissen glasigen Ausdruck zu erkennen. »Geht es dir gut, Jack?«, fragte sie, ergriff seinen Arm und führte ihn behutsam von der Tanzfläche. »Hast du auch regelmäßig deine Medizin eingenommen?«
»Ich habe sie auf jeden Fall eingepackt, als ich mich von Woburn Abbey aus auf den Weg gemacht habe. Aber heute habe ich sie, glaube ich, noch nicht genommen.«
»Dann komme ich jetzt einfach mit dir, und du nimmst einen Schluck davon. Was meinst du, schaffst du es die Treppe hinauf?« Mit angstvoll klopfendem Herzen begleitete Louisa ihn ins Obergeschoss und hätte
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