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Symphonie der Herzen

Titel: Symphonie der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virgina Henley
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vor lauter Erleichterung am liebsten laut geseufzt, als sie schließlich unversehrt den obersten Treppenabsatz erreicht hatten. Sie führte Jack zu seinem Zimmer, öffnete die Tür und half ihm, sich in einem zierlichen Sessel niederzulassen. Anschließend suchte sie nach dem Betoniensirup. Allerdings konnte sie nirgends einen Löffel finden, sodass sie ihm die Flasche einfach vorsichtig an den Mund hielt. »Ruhe dich besser erst einmal ein Weilchen aus, Jack, und bleib hier, bis es dir wieder etwas besser geht.«
    Leise zog Louisa sich wieder zurück und schloss die Tür hinter sich, um zurück in den Ballsaal zu eilen. Auf ihrem Weg durch den Korridor kam sie auch an ihrem und Georgys gemeinsamen Zimmer vorbei und glaubte, von innen Geräusche zu hören. In der Annahme, dass das ja wohl nur Georgy sein könnte, öffnete sie spontan die Tür - und blieb wie angewurzelt stehen. Genaues konnte sie zunächst zwar nicht erkennen, doch nach ein, zwei Schrecksekunden gewöhnten ihre Augen sich an das dämmrige Licht, und sie bemerkte die Silhouette eines jungen Mannes und den Schattenriss ihrer Schwester, die vor ihm kniete. Lu sah zwar nicht genau, was Georgy dort gerade tat, doch sie ahnte, dass es sich dabei wohl um irgendeine Art von sexueller Handlung handelte. Hastig, doch fast vollkommen geräuschlos schloss sie die Tür und musste erst einmal tief durchatmen, so angewidert war sie vom Verhalten ihrer Schwester.
    Ob sie mich gesehen hat?, überlegte Lu. Nein, bestimmt nicht. Sie kniete ja mit dem Rücken zur Tür. Und wer auch immer da vor ihr stand, hat mich bestimmt auch nicht bemerkt. Er war ja viel zu sehr damit beschäftigt, vor lauter Lust zu stöhnen. Einen Augenblick lang wusste Louisa wirklich nicht, wie sie sich nun verhalten sollte. Einerseits wollte sie zwar nur ungern eine Szene heraufbeschwören, andererseits wäre sie auch liebend gerne eingeschritten, um dem Treiben in ihrem und Georgys gemeinsamen Zimmer ein Ende zu bereiten. Schließlich entschied sie sich dafür, einmal laut an die Tür zu klopfen und dann eilends in den Ballsaal zurückzukehren.
    Aufmerksam hielt Louisa nach ihrer Schwester Ausschau. Sie wollte auf keinen Fall den Moment verpassen, in dem diese wieder den Ballsaal betrat, doch leider erschien ihre Schwester allein, sodass Lu über die Identität von Georgys Flirt fürs Erste auch weiterhin im Unklaren blieb. Dennoch sollte es nicht mehr lange dauern, bis sie erfuhr, um wen es sich dabei gehandelt hatte.
    »Ich habe soeben das Interesse des begehrtesten Junggesellen von ganz England für mich geweckt«, flüsterte Georgianna, kaum dass sie ihre Schwester sah. »William Cavendish verzehrt sich geradezu nach mir!« Dabei grinste sie wie eine Katze, die gerade heimlich eine Schüssel mit Sahne ausgeleckt hatte.
    »Wie ich schon sagte«, zischte Lu. »Sieh dich vor! Ich fürchte, die Männer versprechen einem zuweilen das Blaue vom Himmel, nur um zu bekommen, was sie wollen.«
    »Nun, was er will, weiß ich jedenfalls. Cavendish will mich!«
    Der nächste Strathspey war der Herzogin von Richmond gewidmet. Neil Gow, einer der bekanntesten schottischen Geigenspieler, hatte ihn seinerzeit für sie komponiert, als sie noch Lady Charlotte Gordon hieß. An diesem Tanz nahm Louisa ausnahmsweise einmal nicht teil, sondern gesellte sich lieber zu ihrem Bruder Charles, um gemeinsam mit ihm ihre Mutter und Tante Charlotte beim Tanzen zu beobachten. Lu und Charles waren ehrlich erstaunt, mit welchem Temperament die beiden dem flotten Rhythmus folgten.
    »Ich habe Jack nach oben gebracht«, raunte Louisa schließlich. »Er sah ein bisschen mitgenommen aus.«
    »Ich werde gleich mal hochgehen und nach ihm sehen - wenn der Tanz geendet hat.«
    Als Nächstes wurde der The Gey Gordons angekündigt, ebenfalls ein Reel zu Ehren von Charlotte und Georgina, als plötzlich William Cavendish vor Louisa stand. »Nun ist es ja wohl höchste Zeit, dass auch ich einmal mit der schönsten Dame des ganzen Abends tanze«, scherzte er. Louisa aber erstarrte.
    Stumm blickte sie ihn an, wusste zunächst gar nicht, was sie erwidern sollte, bis sie zu der erstbesten Notlüge griff, die ihr gerade einfiel: »Tut mir furchtbar leid, Lord Burlington. Aber ich habe diesen Tanz bereits Lord Abercorn versprochen.« Panisch schaute sie sich um, wo ihr angeblicher Tanzpartner denn bloß steckte. »Ah, da ist er ja. Er unterhält sich gerade mit meinem Vater. Ihr entschuldigt mich?«
    Geschwind eilte sie an Hamiltons Seite.

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