Symphonie der Herzen
bloß darauf, dass ich etwas dagegen haben könnte?«
»Nun ja, damals, als Ihr selbst noch eine Debütantin wart, da habt Ihr meinen Antrag rigoros abgelehnt. Ich erinnere mich noch gut daran.« Henry Petty räusperte sich einmal. »Sollte mein Sohn also ebenso cháncenlos dastehen wie ich seinerzeit, dann wäre es mir lieber, Ihr würdet es freiheraus sagen. Er soll sich in dieser Angelegenheit schließlich nicht zum Gespött der Leute machen.«
»Liebster Henry.« Freundlich, doch ernst schaute Georgina ihn an. »Meint Ihr denn wirklich, Ihr hättet Euch damals zum Narren gemacht, als Ihr mir einen Antrag machtet? Denn zumindest, was mich angeht, so habe ich mich von Eurem Antrag ehrlich geschmeichelt gefühlt. Und zugegebenermaßen hegte ich auch gewisse Empfindungen für Euch. Es lag allein an meiner Mutter, dass aus uns beiden dann doch nichts wurde. Sie war der Stolperstein in unserer Beziehung, denn Mutter hatte es sich nun einmal in den Kopf gesetzt, dass ich eines Tages einen Herzog heirate.«
Henry gluckste amüsiert und nickte. »Die Herzogin von Gordon war von jeher eine Frau, der man nur schwerlich widersprechen konnte.«
»Also, mein guter Henry, es besteht überhaupt kein Grund, Euch wegen des Anliegens Eures Sohnes auch noch mit John beraten zu müssen. Außer, Ihr wollt uns gleich einen Heiratsantrag für Louisa überbringen.«
»Nein, nein, so weit gehen die Gefühle meines Sohnes im Augenblick dann doch noch nicht. Ich wollte nur sichergehen, dass keiner von Euch beiden etwas dagegen einzuwenden hat, wenn er Lady Louisa nun offiziell umwirbt.«
»Ich versichere Euch nochmals: Niemand hat irgendetwas dagegen«, erklärte Georgina. »Im Übrigen, nur um auch das noch einmal anzumerken, habe ich ja zwei heiratsfähige Töchter, wie Ihr wisst. Nur für den Fall...« Sie lachte betont unbekümmert. »So, und nun darf ich Euch doch sicherlich etwas anbieten. Für einen Tee ist es zwar noch zu früh, aber wie wäre es mit einem guten schottischen Whisky?«
»Ihr wusstet schon immer, wie man das Herz eines Mannes gewinnt, meine Liebe.«
»Was habe ich mir bloß dabei gedacht, als ich bei der Schneiderin war?«, schimpfte Georgy. »Alle drei Kleider sind blau. Zwar in unterschiedlichen Schattierungen, aber trotzdem! Jeder wird denken, dass ich Abend für Abend das gleiche Kleid trage. Dieses lavendelfarbene Seidenkleid, das du dir ausgesucht hast, ist hundertmal schöner als meines. Lu, würde es dir etwas ausmachen, mir dieses Kleid zu borgen?«
Louisa hatte ihrer Schwester noch nie einen Wunsch abschlagen können, und so willigte sie ein: »Aber natürlich. Die Farbe wird dir ganz vorzüglich stehen. Wir müssen nur noch Mutters Schneiderin bitten, es für dich abzuändern.«
Knappe zwei Wochen später war das Oberteil auch schon ausgelassen worden; Georgy hatte eine etwas vollere Figur als Louisa. Und Louisa wiederum hatte sich für ihre blassgrüne Tüllrobe entschieden, die so fantastisch zu ihren dunkelgrünen Augen passte.
»Was meinst du, ob Lord Burlington wohl auch beim Ball des Premierministers sein wird?«, wollte Georgy wissen.
»Das wird er ganz bestimmt.«
»Aha.« Georgianna schwieg einen Moment. »Und was macht dich da so sicher?«
»Na, weil der Herzog von Devonshire doch von Premierminister Grey zum Schatzmeister ernannt worden ist. Und da Lord Burlington wiederum der Erbe des Herzogs ist, wird er quasi bei dem Ball erscheinen müssen.«
»Ich kann mir dieses politische Zeug einfach nicht merken«, murrte Georgy. »Aber du saugst das alles ja in dich auf wie ein
Schwamm. Wird dir dabei eigentlich nicht schwindelig? Zumal das auch erklären könnte, warum du bislang noch keinerlei Verehrer hast.«
»Ich will ja auch gar keine Verehrer haben. Dieses ganze Getue darum, wer wen heiratet oder auch nicht, ist mir persönlich völlig schnuppe.«
Verwundert schüttelte Georgy den Kopf. »Aber das ist nicht normal für eine Frau. Alle Frauen wollen heiraten. Und allen ist daran gelegen, eine möglichst gute Partie zu machen - nur für den Fall, dass du das noch nicht begriffen hast.«
»Und gerade darum könnten dir gewisse politische Grundkenntnisse durchaus von Nutzen sein, liebe Georgianna«, schoss Louisa zurück. »Schließlich ist dies das erste Mal seit dreiundzwanzig Jahren, dass die Whigs wieder einmal an der Macht sind. Für Graf Grey und seine Minister ist das gerade eine überaus triumphale Zeit.«
»Umso schöner, dass ich ausgerechnet jetzt debütiere.« Mit
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