Symphonie der Herzen
»James, wollt Ihr mit mir den Gey Gordons tanzen?« Atemlos blickte sie ihn an.
»Aber mit dem größten Vergnügen.« Verschmitzt grinsend geleitete er sie auf die Tanzfläche. »Aber da steckt doch bestimmt noch etwas anderes dahinter, nicht wahr, Lady Lu? Es geht doch nicht bloß darum, dass Ihr mit mir tanzen wollt.«
Stolz hob Lu das Kinn und blickte ihm direkt in die Augen. »Ja, ganz richtig. Ich wollte mal sehen, ob Ihr tatsächlich solch ein guter Tänzer seid, wie Ihr behauptet, und auch einen echten schottischen Hochlandtanz hinbekommt.«
»Bei uns in Irland hat man schon Reels und Gigues getanzt, als Ihr Schotten noch nicht einmal wusstet, wie man das schreibt.«
»Nennt mir einen!«, forderte Louisa ihn heraus.
»Fig for a Kiss - Spiel um einen Kuss - ist zum Beispiel ein ganz bekannter. Oder aber mein Lieblingstanz: The Ladies’ Pantaloons - Die Damenschlüpfer.«
Louisa musste sich arg beherrschen, um nicht laut loszulachen, doch das gelang ihr nicht ganz. »Ihr seid ein ganz vulgärer Teufel«, grinste sie.
James lächelte bloß geheimnisvoll und erwiderte: »Da könntet Ihr recht haben.«
10
Hier ist die Anzeige!« Laut las Louisa aus der Times vor:
Die Herzoginwitwe von Richmond gibt sich die Ehre, die Verlobung ihrer jüngsten Tochter, Lady Sophia Lennnox, mit Oberst Lord Thomas Cecil, Sohn von Henry und Sarah Cecil, dem Marquis und der Marquise von Exeter, bekannt zu geben.
»Leider ist der gute Thomas jedoch kein Erstgeborener«, hob Georgy mit spöttischer Stimme hervor. »Die arme Sophia wird also wohl nie über den Rang einer Lady hinauswachsen. Und dabei ist sie doch die Tochter eines Herzogs. Ich bin mir sicher, sie hätte auch noch eine bessere Partie machen können.«
»Georgy, das ist sehr missgünstig von dir«, mahnte Georgina sie. »Eine glückliche Beziehung ist allemal wichtiger als irgendein hochtrabender Titel.«
»Aber du hast doch auch einen Herzog geheiratet. Man kann also offenbar auch beides haben - einen Titel und die große Liebe.«
»Man kann«, erklärte Georgina mit ernster Miene. »Und dennoch habe ich deinen Vater seinerzeit allein aus Liebe geheiratet und nicht, weil er ein Herzog ist.«
»Aber selbstverständlich, Mutter. Natürlich. Wie konnte ich nur daran zweifeln?«
»Georgy, ich warne dich, du hast eine sehr scharfe Zunge. Dabei ziehen es die Gentlemen im Allgemeinen vor, wenn eine Dame sich sanft und liebenswürdig gibt, und nicht so sarkastisch, wie du auftrittst.«
»Da irrst du dich, Mutter. Denn einige Gentlemen sind sogar sehr angetan von meiner Zunge«, erklärte Georgy und zwinkerte dabei verschwörerisch ihrer Schwester zu.
Lu hingegen errötete und hoffte inständig, dass diese Doppeldeutigkeit an ihrer Mutter vorbeigegangen sein möge. Um Georgina abzulenken, reichte sie ihr rasch die Zeitung. »Da steht ja überhaupt kein Hochzeitsdatum drin. Gehört das nicht eigentlich dazu?«
»Charlotte sagt, dass zurzeit noch kein Hochzeitstermin feststeht.«
»Dann wollen wir mal hoffen, dass der gute Lord Cecil Sophia zwischenzeitlich nicht doch noch wieder von der Angel springt.«
»Georgy, es reicht. Hör endlich auf, dich so mokant zu geben. Das gehört sich für eine Debütantin einfach nicht. Hast du eigentlich schon entschieden, was du zum Ball des Premierministers tragen wirst?«
»Erst mal möchte ich sehen, was Louisa trägt. Dann entscheide ich mich. Also, Lu, lass uns am besten gleich einmal hochgehen und unsere Ballroben aussuchen.«
Nur wenige Sekunden nachdem die beiden Mädchen nach oben entschwunden waren, kündigte ein Page den Besuch des Marquis von Lansdowne an.
»Henry, Ihr seid aber früh unterwegs«, lachte Georgina betont nonchalant, obgleich sie bereits ahnte, dass Pettys Besuch bestimmt einen ernsteren Hintergrund hatte. Wahrscheinlich wollte er mit John sprechen, denn als neu ernannter Ratspräsident hatte er natürlich ein gewisses Interesse daran, sich noch einmal über das geplante Reformwerk zu beraten. »Ihr wollt bestimmt meinen Mann sehen, nicht wahr? Er ist in der Bibliothek.«
»Also, eigentlich wollte ich heute ausnahmsweise einmal mit Euch beiden sprechen. Obwohl ... Nein! Im Grunde ist es mir sogar ganz recht, zuerst mit Euch zu sprechen, verehrte Georgina.« Er griff nach ihrer Hand und hob sie an seine Lippen. »Mein Sohn, Lord Kerry, hegt nämlich ernsthafte Empfindungen für Lady Lou-
isa. Hättet Ihr etwas dagegen einzuwenden, wenn er ihr den Hof macht?«
»Aber, Henry, wie kommt Ihr denn
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