Symphonie der Herzen
vielsagender Miene senkte Georgy ihre Stimme. »Und da wir gerade vom Grafen Grey sprechen - wusstest du eigentlich, dass er, als er noch jung war, der Liebhaber der Herzogin von Devonshire war? Dabei hat er sie sogar geschwängert, woraufhin ihr wütender Ehemann sie nach Frankreich verbannte. Dort hat sie dann ein kleines Mädchen zur Welt gebracht, und der Graf hat dieses Mädchen, also sein illegitimes Kind, zurück nach England geholt und bei seinen Eltern untergebracht. Sie heißt Eliza Courtney. Aber offiziell weiß natürlich niemand etwas davon. Offiziell ist sie seine Schwester.«
Louisa war ehrlich überrascht. »Graf Greys Schwester Eliza ist in Wirklichkeit seine Tochter und die der Herzogin von Devonshire? Wo hast du das denn bloß schon wieder her?«
»So etwas erfährt man, wenn man seine Ohren offenhält und sie vielleicht auch einmal an die eine oder andere Tür drückt. So, und jetzt komm endlich, Lu. Beeile dich. Ich will von dem heutigen Ball nicht eine einzige Minute verpassen.«
Der Ball des Premierministers fand im großen Festsaal des alten Westminster Palace statt. Die Bedfords ließen ihre Kutsche also im Palace Yard, dem Innenhof, halten und machten sich von dort aus durch ein wahres Labyrinth an Korridoren auf den Weg zur Westminster Hall.
Premierminister Grey und seine Frau Mary erwarteten ihre Gäste bereits an der großen Flügeltür, die zum Saal führte. Als der Graf Georgina sah, küsste er sie einmal herzlich auf beide Wangen und wandte sich dann mit jovialem Lächeln an John: »Schön, dass Ihr auch mal wieder da seid. Ich wette, es ist schon einige Jährchen her, seit Ihr Euch zuletzt im Parlament habt blicken lassen, nicht wahr?« Damit spielte er auf Johns aktive politische Zeit an, denn sowohl das Oberhaus als auch das Unterhaus waren im Westminster Palace vertreten.
»Sobald Johnny sein Reformvorhaben vorstellt und ins Oberhaus geladen wird, werde ich mich wieder täglich hier sehen lassen. Ich habe nämlich vor, die Debatte höchstpersönlich zu verfolgen.«
»Aber wie Ihr wisst, entwickeln sich dieserlei Dinge zumeist nur sehr langsam«, wandte Grey mit zweifelnder Miene ein. »Trotzdem, und das verspreche ich Euch, werde ich mein Möglichstes tun, um die zeitliche Planung so zu arrangieren, dass das Gesetzeswerk gute Chancen hat.« Aufmunternd griff er nach Herzog Russells Hand und schüttelte sie einmal kräftig. »Und nun, mein Lieber, will ich die Gelegenheit nutzen und der Erste sein, der Euch zu Eurem neuen Titel gratuliert.«
»Was für ein neuer Titel, wenn ich fragen darf?« Irritiert schaute der Herzog von Bedford den Premierminister an.
»Na, ich meine natürlich, dass Ihr von nun an stolzer Träger des Hosenbandordens seid. Ich habe dem König vorgeschlagen, Euch in die Ritterschaft aufzunehmen, und er hat zugestimmt. Das ist doch wohl das Mindeste, was ich tun konnte, für all die Hilfe und die Unterstützung, die Ihr mir habt zukommen lassen.«
»Ich danke Euch vielmals, und ich freue mich schon, mir das begehrte blaue Band anstecken zu dürfen. Es ist wirklich eine große Ehre. Und auch Georgina, vermute ich, wird sich darüber freuen.«
In diesem Moment trat der Sohn des Premierministers, George Grey, vor und begrüßte Louisa und Georgy. »Ich beide seht heute Abend ja mal wieder fantastisch aus«, raunte er mit kameradschaftlichem Grinsen. »Und darum möchte ich mich auch sogleich auf Euren Tanzkarten eintragen. Bei der einen für den ersten Tanz, bei der anderen für den zweiten - das heißt, nur wenn Ihr erlaubt, natürlich. Hinterher werdet Ihr von Aufforderungen doch sicherlich wieder überschwemmt werden. Allerdings wird es heute Abend leider keine Reels geben. So viel nur schon einmal vorweg.«
»Dann dürft Ihr mich gerne zum ersten Tanz auffordern«, drängte Georgy sich vor und ergriff seinen Arm. »Wisst Ihr zufällig, ob Lord Burlington schon eingetroffen ist?«
»Bis jetzt habe ich ihn noch nicht gesehen. Aber wenn er da ist, soll ich Euch dann vielleicht miteinander bekannt machen?«
»Gütiger Himmel, nein! Wir sind bereits eng befreundet.« Nachdenklich schaute George Grey seine Tanzpartnerin an, erwiderte jedoch nichts.
Unterdessen hatte Teddy Fox Louisa erspäht und steuerte zielstrebig auf sie zu. »Wenn ich Euch um den ersten Tanz bitten dürfte, Mylady? Ich meine, sofern Ihr ihn noch keinem anderen versprochen habt.«
Kaum dass Georgy seine Stimme hörte, wirbelte sie auch schon herum und jauchzte: »Teddy! Eigentlich
Weitere Kostenlose Bücher