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Symphonie des Lebens

Symphonie des Lebens

Titel: Symphonie des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Werke.
    Es war ein Fortschritt in der Herzensbildung Bombalos, daß er einsah, daß die Zeit für dieses Problem noch nicht gekommen war und man über den ersten Schmerz die Narben des Alltags wachsen lassen mußte. Andererseits war er bereit, nicht lange zu zögern, wenn Donani sich innerlich etwas mit dem Unabänderlichen abgefunden hatte. Die Bekanntschaft mit schönen Frauen zu vermitteln, erschien Bombalo schon im voraus als ein äußerst delikates Management, auf das er sich mit dem Temperament des Südländers ehrlich freute. Carola Donani ist tot, dachte er völlig nüchtern. Aber Bernd Donani hat noch gute zwanzig Jahre Triumphe vor sich … auf dem Podium und im Boudoir. Es hat keinen Zweck, das Leben zu verleugnen …
    *
    Die erste Probe nach dem tragischen Geschehen verlief ohne Zwischenfall. Donani war äußerlich wieder der Alte, der Chef, der Mann mit dem absoluten Gehör, der bei den kleinsten Klangunebenheiten abklopfte und der den Inhalt einer Sinfonie und deren Aussage erklären konnte wie einen spannenden Roman. Über das Klavierkonzert Nr. 1 von Chopin hielt er einmal einen einstündigen Vortrag aus dem Leben Chopins, bevor er mit der Probe begann. »Nur wer die Welt und die Umwelt kennt, aus der ein Werk stammt, kann es heute nachdeuten«, sagte er dabei. »Wir spielen nicht einfach Noten, meine Herren – wir sollen die Seele des Komponisten sichtbar werden lassen!«
    Nach der Probe saß Donani allein im Künstlerzimmer und trank ein großes Glas Mineralwasser. Bombalo war um ihn und umsorgte ihn wie eine Amme … er brachte ihm ein neues Hemd, weil das erste durchgeschwitzt war, er reichte ein mit Kölnisch Wasser getränktes Zellstoffhandtuch hin, mit dem sich Donani einrieb, er versuchte alles so zu machen, wie es vorher Carola getan hatte. Donani verstand ihn und lächelte ihm dankbar, aber mit einem traurigen Blick zu.
    »Es wird nie wieder so werden wie früher –«, sagte er, bevor er nach der Probenpause wieder hinaus zu seinem Orchester ging. Pietro Bombalo schüttelte den Kopf.
    »Die Zeit wird uns und unseren Schmerz überrollen, Maestro.« Bombalo zupfte an dem Hemd Donanis herum, obwohl nichts zu ordnen war. »Und wir haben immer noch die Musik.«
    »Wenn wir die nicht hätten, Pietro –« Donani nickte und trat hinaus in den Saal. Die Probe ging weiter. Als er den Taktstock wieder hob, mußte er ein inneres Zittern überwinden. Ich bin alt geworden, dachte er und atmete tief auf. Ich bin in wenigen Tagen ein Greis geworden –
    *
    Pünktlich um 9 Uhr morgens saß Carola Donani wieder auf dem lederbezogenen Stuhl im Sprechzimmer Dr. Lombards. Die Oberschwester hatte sie freundlich, aber kühl empfangen … Dr. Lombard frühstückte noch und ließ Carola bitten, eine Minute zu warten. In Wirklichkeit saß er im Nebenzimmer, einer kleinen Bibliothek, und war mit sich nicht einig, ob er Madame Magda Burger aus Gießen hinauswerfen oder aus ihr eine südländische Schönheit machen sollte. Der willkürlich und äußerst hoch genannte Betrag von 20.000 Francs, den sie ohne Zögern akzeptiert hatte, spielte dabei eine große Rolle. Dr. Lombard hatte Schulden. Keine drückenden, aber immerhin doch einige sehr unangenehme. Es waren ein Teil der neuen Apparate, vor allem in der Massageabteilung, noch nicht bezahlt worden, die Wechsel liefen an … mit 20.000 Francs konnte man einen schönen Schritt vorwärtskommen.
    Carola Donani lehnte den Kopf zurück und schloß die Augen. Sie war müde. Der Abschied von Jean Leclerc war der letzte Rausch als Carola gewesen. Vor einer Stunde hatte sie seinen Kopf zwischen beide Hände genommen und gesagt: »Sieh mich noch einmal an, Liebster. Wenn ich zurückkomme, werde ich ganz anders sein … Aber nur das Gesicht wird es sein … meine Seele und meinen Körper wirst du immer wiederfinden.«
    »Ich habe Angst, Chérie –«, hatte Leclerc gesagt. Er hatte sie mit einer verzweifelten Wildheit geküßt und geliebt, als sei es wirklich ein Abschied für immer. »Bleib, wie du bist …«, hatte er immer wieder gestammelt. »Und wenn wir um die ganze Welt flüchten müßten … ich will dich so lieben, wie du jetzt bist. Nicht anders. Bitte, nicht anders. Laß dir die Haare färben, trag eine Perücke … man kann das alles wieder ändern … aber was du tun willst, kann man nie wieder rückgängig machen –«
    »Das soll es auch nicht, mein Liebling.« Sie hatte ihn umklammert, und ihr Griff war so wild, daß ihre Fingernägel die Haut auf seinem

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