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Symphonie des Lebens

Symphonie des Lebens

Titel: Symphonie des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Geld, dachte er dabei. Noch können wir von Sonne und Liebe leben. Man darf nur nicht denken, wie es sein wird, wenn der letzte Franc verbraucht ist –
    Nach dem Mittagessen ging Carola allein den Felsen hinunter und nahm sich eine Taxe nach Cannes. Jean Leclerc blieb im Liebesnest, setzte sich auf die Terrasse und spielte eine Chaconne von Bach. Es war eine der berühmtesten und schweren Fingerübungen für eine Solovioline.
    In Cannes empfing der italienische Impresario Franco Gombarelli die ihm unbekannte Vera Friedburg auf der Terrasse des Golfhotels. Man erkannte sich sofort … Gombarelli sah aus wie Bombalo, rundlich, beweglich, temperamentvoll, mit weiten Armbewegungen beim Sprechen, voller schauspielerischer Brillanz, aber steinhart bei Verhandlungen um Geld. Sie sind wirklich alle gleich, dachte Carola, als Gombarelli sie mit einem devoten Handkuß begrüßte und ihr in drei Sätzen zwanzig Komplimente machte. Und wie Bombalo wird er gleich die Augen zum Himmel heben und seufzen, als hinge er am Galgen.
    »Kommen wir zur Sache, Signore Gombarelli«, sagte sie, kaum daß sie saß und der Ober ihr einen Campari gebracht hatte. »Ich habe Ihren Namen durch Bekannte bekommen.« Bombalo sagte immer, dieser Gombarelli ist ein Schurke, dachte sie. Wenn Bombalo einen anderen Impresario einen Schurken nennt, muß er Qualitäten haben. »Sie sollen ein guter Manager sein.«
    »Das macht mich glücklich, Signora«, sagte Gombarelli, schon ein wenig vorsichtiger und lauernder. Was soll's, dachte er. Soll ich sie managen?
    »Ich möchte, daß Sie sich eines jungen Geigers annehmen.«
    »Oh, Signora …« Gombarelli hob die Augen gegen die Wolken. Es war der typische Bombalo-Blick. »Was soll ich mit einem Geiger? Die musikalische Welt besteht fast nur aus Geigern –«
    »Ein Solist. Sie werden ein Solistenkonzert in Cannes veranstalten.«
    »Sehe ich aus wie ein Selbstmörder?«
    »Ich werde das Konzert bezahlen –«
    Franco Gombarelli hörte etwas von bezahlen und verlor sofort seinen weltentsagenden Blick. Er beugte sich über den kleinen Tisch vor und starrte Carola an.
    »Was verstehen Sie darunter, Signora?«
    »Sie mieten einen Saal, den größten …«
    »Sie bezahlen die Miete?«
    »Richtig. Sie lassen Plakate drucken, Eintrittskarten, Sie engagieren ein Orchester. Es braucht kein Weltorchester zu sein, es genügt ein örtliches Orchester, das den Solisten vernünftig begleiten kann.«
    »Das alles bezahlen Sie?«
    »Ja.«
    Gombarelli begann zu schwitzen. Es gibt viel Verrückte in unserer Branche, dachte er. Aber das ist das Verrückteste. Ein Konzert finanzieren, das niemand besuchen wird. Wenn sie zuviel Geld hat, soll sie es mir geben … ich wäre sogar bereit, Gegendienste jeder Art zu leisten.
    »Was kostet das?« fragte Carola. Gombarelli schob die Unterlippe vor.
    »Das muß man genau kalkulieren, Signora.«
    »Sie gehen kein Risiko dabei ein. Wird das Konzert ein Erfolg, verdienen wir beide … wird es ein Reinfall, trage ich allein die Unkosten.« Carola schob ihm eine Karte zu. Auf ihr stand eine Adresse.
    Jean Leclerc, Cap d'Invalle. Sur le roc …
    Gombarelli starrte auf die Buchstaben.
    »Was ist das, Signora.«
    »An diese Adresse schreiben Sie in drei Tagen einen Brief. Sie schreiben, daß Sie die Anschrift auf großen Umwegen bekommen haben und der Impresario François Parthou in Marseille Sie auf Jean Leclerc aufmerksam gemacht hat. Sie bitten ihn, Ihnen am Freitag um 17 Uhr vorzuspielen. So wird alles logisch sein … Empfehlung – Vorspielen – Konzert – Bitte.«
    Carola legte 500 Francs auf den Tisch. Gombarelli schnaufte. 500 Francs für einen Brief und einmal Vorspielen. Man konnte diesen Blödsinn mitmachen, wenn er weiter so lukrativ war.
    »Sie werden den Brief schreiben?« fragte Carola.
    »Ja, Signora. Signor Leclerc wird glücklich sein …«
    »Und ich habe Ihr vollstes Schweigen?«
    »Ich werde ein Fisch sein, Signora.«
    »Guten Tag, Signore Gombarelli.«
    »Buon giorno, Signora.« Er küßte wieder ihre Hand, wartete, bis sie gegangen war, bewunderte ihren Gang und ihre Figur und winkte dann dem Ober.
    »Ein Kognak … hoch bis zum Rand!« sagte er.
    Ein bezahltes Solistenkonzert. Es war etwas Neues in der langen Laufbahn Gombarellis als Impresario.
    Zufrieden fuhr Carola zurück nach Antibes. Schon von weitem sah sie ihr kleines, weißes Haus hoch oben auf dem Felsen.
    In drei Wochen werde ich aus ihm einen großen Künstler gemacht haben, dachte sie. Er wird doppelt

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