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Symphonie des Lebens

Symphonie des Lebens

Titel: Symphonie des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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drücken. »Findest du nicht, daß sie beide Carola sehr ähnlich sehen …«
    Bombalo seufzte leise. »Sehr ähnlich«, sagte er. »Wir werden vierzehn Tage mit ihnen spielen können.«
    »Was sind vierzehn Tage –«, sagte Bernd Donani bitter.
    *
    Das kleine Haus über dem Meer hinter Cannes und vor Antibes war wirklich wie ein Liebesnest. Es bestand aus einem großen, fast gläsernen Wohnraum, der einen märchenhaften Blick auf das Meer freigab, einem großen Schlafzimmer mit einem französischen Bett, einer kleinen Küche, einem Bad und einem Fremdenzimmer, das wohl nie würde benutzt werden. Erreichen konnte man das Nest nur durch eine Kletterei über viele, in den Fels eingehauene Stufen – der Versuch, einen Fahrstuhl zum Haus zu legen, war an den Kosten gescheitert. Daher war der Mietpreis auch so niedrig und der Makler froh, es an diese Deutsche losgeschlagen zu haben, denn niemand hatte sich nach dem Tode des Besitzers bereit gefunden, jeden Tag mehrmals einen Felsen hinaufzuklettern und wieder hinabzusteigen. Auch war das Plateau, auf dem das Häuschen stand, so klein, daß an eine Erweiterung des Baues nicht gedacht werden konnte … wie eine weiße Krone saß es oben auf dem Felsengipfel, umgeben von schroffen Abhängen, von Meer, Himmel und Sonne.
    Leclerc sah schaudernd in die Tiefe. Er lehnte am Geländer der Terrasse und ließ den Seewind durch seine schwarzen Locken blasen.
    »Ich bin nicht schwindelfrei –«, sagte er und sah wieder hinunter zum Meer. Die Wellen brachen sich an den Klippen, der Gischt sprühte schaumig über die spitzen Steine. Carola, die jetzt Vera Friedburg hieß, saß an einem Korbtisch und übte auf einem Bogen Papier die Unterschrift, wie sie im Paß stand. Vera Friedburg … Vera Friedburg … Es fiel ihr schwer. Die richtige Vera Friedburg hatte eine steile Schrift, die sich völlig unterschied von den weichen Linien, in denen Carola Donani schrieb.
    »Wer hier hinunterstürzt –«, sagte Leclerc.
    »Hoffentlich nicht du.«
    »Ich?«
    »Wenn du eine andere Frau liebst, werfe ich dich da hinunter …«
    Es klang wie ein Scherz, Carola lachte auch dabei, aber beide wußten, wie ernst es war. Leclerc trat vom Gitter zurück, als habe er schon jetzt das Gefühl, in die Tiefe gezogen zu werden. Er setzte sich gegen die Hauswand und hob sein jungenhaftes Gesicht der Sonne entgegen. Tiefe, dunkle Ringe lagen unter seinen Augen. Diese Frau höhlt mich aus, dachte er. Zum erstenmal habe ich nicht das Gefühl des Siegers … ich bin der Besiegte, sie hat mich unterworfen, ich bin ein Sklave geworden. Ich hätte nie geglaubt, daß es jemals eine Frau gibt, die mich in die Knie zwingt. Sie kann es, in einer einzigen Nacht.
    »Wie soll das nun weitergehen?« fragte er, als Carola weiter stumm den Namenszug Vera Friedburg nachahmte.
    »Du wirst arbeiten, mein Liebling.«
    »Gern. Aber wo und wie?«
    »Du wirst Konzerte geben.«
    »Konzerte.« Leclerc lachte rauh. Er hatte Carola alles erzählt, kaum daß sie im Hotel waren und die erste Glut des Wiedersehens abgebrannt war. Er hatte von seiner Rundreise durch Europa berichtet, von seinem Bettelgang von Manager zu Manager, von seinem Vorspiel in Köln bei Hans Bartschleger und den Angeboten, die er bekommen. Tanzkapellen, Tivoli, Schauorchester … und wieder als zehnter Geiger in irgendeinem Sinfonie- oder Opernorchester. »Soll ich mich an eine Straßenecke stellen?«
    »Rede nicht so dumm, Liebling.« Carola zerknüllte das Papier mit den geübten Unterschriften, trat an das Geländer und ließ das Knäuel hinunter in das Meer flattern, wo es von dem Gischt aufgesaugt wurde. »Du wirst ein Violinkonzert in einem der größten Säle in Cannes geben –«
    »Im Traum.« Leclerc ballte in jungenhafter Wut die Fäuste. »Oh, ich hätte in diese Managerfratzen hineinschlagen können! Diese Überheblichkeit! Dieses mokante Lächeln: Ein junger Geiger, sieh an, sieh an. Will Solist werden! Ein zweiter Menuhin, hahaha! Was sich die jungen Hüpfer einbilden. Als ob wir mit Menuhin, Ricci, Oistrach, Heifetz und Campora nicht genug Solisten hätten. Soviel Violinkonzerte gibt's ja gar nicht, daß man sie alle beschäftigen kann –«
    »Du bist ein Wirrkopf, Liebling«, sagte Carola und zerwühlte mit einer schnellen Handbewegung die Locken Leclercs. »Man muß warten können, das ist alles. Auch ich habe lange gewartet, bis ich dich fand …«
    Er nickte wie ein braver Knabe, nahm ihre Hände und küßte ihre Innenflächen.
    Noch hat sie

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