Symphonie des Todes
glaube nicht, dass er der Typ ist, der sich mit guten Kopien zufrieden geben würde. Er ist in dieser Hinsicht genauso eitel wie jemand anderes, den ich kenne.«
»Das war ja wohl eindeutig eine Beleidigung.«
»Ich muss die Gelegenheiten zu kleinen Tiefschlägen nutzen, wenn sie sich mir bieten. Eventuell kannst du mir ja sagen, woher er die Kunstwerke und die tollen Möbel hat.«
»Schick die Bilder rüber. Ich gucke sie mir an.«
»Dafür bin ich dir was schuldig.«
»Ich hoffe, dass du das bis heute Abend nicht vergisst. Bis dann.«
Damit brach er die Übertragung ab, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und wandte sich den Daten auf einem der Wandbildschirme zu.
Special Agent James Jacoby.
Geburtsdatum, Geburtsort sowie die Daten seiner Eltern und Geschwister waren nicht weiter interessant. Allerdings fiel auf, dass der gute James als Schüler bestenfalls Mittelmaß gewesen war. Unterdurchschnittlich, was sein Sozialverhalten anging, überdurchschnittlich, was seine analytischen Fähigkeiten betraf.
Die Prüfung zum Beginn der Ausbildung beim FBI hatte er mit Müh und Not bestanden, hatte sich jedoch beim Schießtraining sowie in den Fächern Elektronik und Taktik positiv hervorgetan.
Laut Persönlichkeitsprofil hatte er Probleme mit Vorgesetzten und Kollegen, war unfähig zur Teamarbeit und neigte obendrein dazu, die vorgeschriebenen Verfahrensweisen zu umgehen.
Er hatte drei Verwarnungen wegen Insubordination, und es hatte eine interne Ermittlung gegen ihn gegeben wegen des Verdachts auf Manipulation von Beweismitteln in einem von ihm bearbeiteten Fall.
Er war allein stehend, heterosexuell und zog offenbar die Gesellschaft und die Dienste lizensierter Gesellschafterinnen einer persönlichen Beziehung vor.
Er war niemals straffällig geworden und hatte keine erwähnenswerten Laster. Roarke schüttelte den Kopf. Er hatte keinen Zweifel daran, dass die Behauptung stimmte. Normalerweise war das FBI so gründlich bei seinen Recherchen, wie er selbst es war. Ein Mann ohne Laster aber war gefährlich oder entsetzlich langweilig, überlegte er.
Jacoby kaufte seine Kleider von der Stange, lebte in einem kleinen, bescheidenen Apartment und hatte keine engen Freunde.
Kein Wunder, dachte Roarke und beschloss, nachdem er schon so weit gekommen war, sich auch noch Jacobys Fälle etwas genauer anzusehen.
Dann beschäftigte er sich mit Karen Stowe.
Sie war die Stärkere und Smartere von den beiden. Sie hatte an der Amerikanischen Universität Kriminologie und Elektronik gleichzeitig studiert und in beiden Fächern ihren Abschluss mit Auszeichnung gemacht. Direkt im Anschluss an das Studium hatte das FBI sie rekrutiert, und sie hatte ihre Ausbildung innerhalb der vorgegebenen Zeit als eine der fünf Besten ihrer Klasse absolviert.
Ihrem Persönlichkeitsprofil zufolge war sie ehrgeizig, zielstrebig und gründlich, hatte jedoch gleichzeitig die Neigung, sich zu überarbeiten und, wenn es ihrer Arbeit diente, sowohl persönliche als auch gesundheitliche Risiken einzugehen. Sie hielt sich an die Regeln, fand aber häufig Wege, sie nach Bedarf zu beugen. Ihre größte Schwäche war ein Mangel an Objektivität. Oft versetzte sie sich während der Ermittlungen in irgendwelchen Fällen so sehr in die Opfer oder Täter, dass sie die gebotene Distanz verlor.
Diesbezüglich war sie Eve derart ähnlich, überlegte Roarke, dass es ihn ehrlich überraschte, dass es noch nicht zum großen Knall zwischen den beiden Konkurrentinnen gekommen war.
Dank ihres Ehrgeizes, ihres Talents und ihrer Zähigkeit stieg sie die Karriereleiter stetig weiter hinauf. Interessanterweise hatte sie sich nach Kräften dafür eingesetzt, im Fall Yost mitermitteln zu dürfen, fiel ihm bei der Lektüre auf.
Privat hatte sie insgesamt vier Beziehungen gehabt, alle zu verschiedenen Zeiten, und ausnahmslos zu Männern. Die erste an der High School, die zweite während ihres dritten Jahrs am College. Zwischendurch hatte sie eine Pause eingelegt, und außer dem Verhältnis zu Beginn der Ausbildung beim FBI hatte keine Partnerschaft länger als sechs Monate gewährt.
Sie hatte einen kleinen Kreis von engen Freunden, war eine begeisterte Hobbymalerin und hatte sich im Rahmen ihrer Arbeit nie etwas zu Schulden kommen lassen, wie ein Blick in ihre Personalakte bewies.
Trotzdem würde er ihre bisherige Arbeit noch etwas genauer unter die Lupe nehmen, entschloss sich Roarke, als auf dem zweiten Wandbildschirm die Liste mit Jacobys Fällen
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