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System Neustart

System Neustart

Titel: System Neustart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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hat.«
    »Hat er Englisch gesprochen? Vielleicht hat er versucht, seine Essgewohnheiten zu beschreiben?« »Nein. Ein Fahrradteil.«
    »Ich tippe trotzdem auf Besteck. Wusstest du, dass Heidi einen Mann mit einem rheinischen Pfeil aufgespießt hat?« »Rhenium«, verbesserte Heidi.
    »Ach ja, rheinisch ist der Weißwein. Gut möglich, dass ich mir bald ein Glas bestelle. Aber du«, sagte er zu Hollis, »du scheinst für eine Firma zu arbeiten, die sich in einem Übergangsstadium befindet.«
    »Und wer hat mir dazu geraten?«
    »Bin ich ein Hellseher? Hast du mich jemals für einen Hellseher gehalten?« Er probierte seinen Tee. Stellte die Tasse auf den Unterteller zurück. Tat noch ein zweites Stück Zucker hinein. »Angelina erzählt mir, dass sich sämtliche PR-Leute in London benehmen wie Hunde vor einem Erdbeben, und irgendwie weiß jeder, dass es um Bigend geht, ohne zu wissen, woher.«
    »Bei Blue Ant läuft irgendetwas«, sagte Hollis bedächtig, »aber was genau, kann ich euch nicht sagen. Ich meine, ich weiß nicht genau, was. Aber Hubertus scheint es nicht allzu ernst zu nehmen.«
    »Was auch immer da gestern Abend in der City passiert ist — das nimmt er nicht ernst?«
    »Ich glaube nicht, dass es dabei um dasselbe geht. Aber ich kann nicht darüber reden.«
    »Natürlich nicht. Der Eid, den du abgelegt hast, als du angefangen hast, für die Agentur zu arbeiten. Das Ritual mit Geronimos Schädel. Aber die Schwingungen, die Angelina mitbekommt, weisen nicht darauf hin, dass et in Schwierigkeiten steckt oder dass Blue Ant in Schwierigkeiten steckt. Sondern dass er kurz davor steht, exponentiell zu wachsen. PR-Leute wissen über solche Dinge Bescheid.«
    »Zu wachsen?«
    »Um mehrere Größenordnungen. Da verschiebt sich einiges, schon im Vorfeld. Wer kann, versucht auf den Zug aufzuspringen. Bigends Zug.«
    »Wie meinst du das?«
    »Hörst du das nicht? Als würden mitten in der Stadt tektonische Platten zusammenstoßen!« Er seufzte. Probierte noch einmal seinen Tee. Lächelte.
    »Wie läuft es mit den Bollards? «
    Sein Lächeln verschwand. »Ich überlege, ob ich mit ihnen nach Tucson gehen soll.«
    »Hui«, sagte Heidi, »das kommt unerwartet.«
    »Ich meine es ernst«, sagte Inchmale und nippte an seinem Tee.
    »Das wissen wir«, beschwichtigte Hollis. »Hast du ihnen das schon gesagt?«
    »Bisher erst George. Er hat es erstaunlich gut aufgenommen. Wie schön, einmal mit einem wirklich intelligenten Menschen zusammenzuarbeiten! Clammy ist natürlich angepisst.«
    »Dann sorg dafür, dass er sich einen neuen Namen zulegt«, sagte Heidi und zerdrückte mit dem filigranen Instrument, das Inchmale vor ihr verwendet hatte, einen Zitronenschnitz über ihrem Tee.
    »Was war los, nachdem du gestern mit Milgrim von dort weggegangen bist?«, fragte Hollis.
    »Die sind uns gefolgt. Wahrscheinlich mit dem anderen Wagen — der, der uns in die Gasse gedrängt hat. Haben sich wohl zusammengereimt, wohin wir wollten, und sind uns vorausgefahren. Dann haben sie den Typ mit dem Verband aussteigen lassen und kurz darauf noch einen. Sie haben auf uns gewartet, haben uns vorbeigelassen und sind uns gefolgt. Keinen blassen Schimmer, die Typen. Ich hab uns ein paar Klamotten gekauft und so getan, als wollten wir unser Aussehen verändern.«
    »Da hatte noch was offen?«
    »Strassenklamotten. Um sie auf eine falsche Fährte zu locken. Dann sind wir Richtung U-Bahn weiter. Als ich gesehen habe, dass sie uns daran hindern wollten, in die U-Bahn zu steigen ...« Sie zuckte mit den Achseln. »Heidi!«
    »In den Kopf«, sagte Heidi und tippte mit dem Zeigefinger auf die Wurzeln ihres Ponys, ein ungewollter kleiner Salut. »Der besteht aus Knochen. Wahrscheinlich hat ihm der Kopf eh schon wehgetan ...«
    »Milgrim steckt deswegen in der Klemme. Offenbar geben sie ihm die Schuld.«
    »Dein Lover hat Ajay angeheuert. Worum geht's denn da?« »Milgrim. Komplizierte Sache.«
    »Ajay ist völlig aus dem Häuschen. Er hat bei seinem Rausschmeißerjob gekündigt.« »Rausschmeißerjob?«
    »Er spielt in irgendso einem Perversenclub den Wachmann.« Sie schaute sich unter den abendlichen Gästen um. »Und jetzt verrät er mir keinen Pieps mehr. Wie du auch.«
    »Komm mit uns nach Tucson«, sagte Inchmale zu Hollis. Er war urplötzlich hinter etwas hervorgekrochen, das Hollis im Stillen sein äußeres Arschloch nannte. »Leg dich in die Sonne. Genieß das mexikanische Essen. Du kannst im Studio helfen. George mag dich. Und Clammy findet

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