Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
sagte sich:
»Alles das wird übel ausgehen; und wenn der General nicht einen entscheidenden Entschluß faßt und ein Schlachtfeld verläßt, wo er durch die Zahl zermalmt wird, wird's hier viele Opfer geben; wer weiß, ob er selber, er und seine Frau, heil dabei wegkommen? Mein Gott! Das so anbetungswürdige, so hingebende, so vollkommene Wesen solcher Gefahr aussetzen! ... Und er glaubt sie zu lieben! Nun gut, ich will ihre Gefahren teilen und, wenn ich sie nicht retten kann, mit ihnen umkommen!«
VIII
Ländliche Tugenden
In der Nacht saß Marie Tonsard an der Straße nach Soulanges, am Rande eines Mohnfeldes und wartete auf Bonnébault, der seiner Gewohnheit nach den Tag über im Café herumgelungert hatte. Sie hörte ihn von weitem, und sein Schritt zeigte ihr an, daß er betrunken war und verloren hatte; denn wenn er gewonnen hatte, sang er.
»Bist du's, Bonnébault?«
»Ja, kleine...«
»Was hast du?«
»Schulde fünfundzwanzig Franken, und man würde mir wohl fünfundzwanzigmal den Hals umdrehen, ehe ich sie finde.«
»Gut, wir können ihrer fünfhundert haben,« sagte sie ihm ins Ohr.
»Oh, es handelt sich drum, einen umzubringen, ich aber will leben.«
»Bist du still! Vaudoyer gibt sie uns, wenn du ihn deine Mutter an einem Baume packen läßt.«
»Lieber will ich einen Menschen umbringen, als meine Mutter verkaufen. Du hast ja deine Großmutter, die Tonsard, warum lieferst du ihm die nicht aus?« »Wenn ich's versuchte, würde mein Vater wütend werden und das Spiel verhindern.«
»Das ist wahr. Aber 's ist gleich, meine Mutter soll nicht ins Loch wandern ... Arme Alte! Sie bäckt mir mein Brot, treibt Lumpen für mich auf, ich weiß nicht wie ... Ins Gefängnis wandern ... und das um meinetwillen! Ich würde ja kein Herz im Leibe haben! nein, nein. Und damit man sie ja nicht verkaufe, will ich ihr noch heute abend sagen, daß sie keine Bäume mehr zirkeln soll.«
»Nun gut; mein Vater soll tun, was er mag. Ich werd' ihm sagen, daß es fünfhundert Franken zu gewinnen gibt, und er wird meine Großmutter fragen, ob sie das will. Eine siebzigjährige Frau wird man doch niemals ins Gefängnis werfen! Uebrigens würde sie's dort im Grunde doch besser haben als auf ihrem Speicher.«
»Fünfhundert Franken! ... Ich will mit meiner Mutter darüber reden,« sagte Bonnébault. »Wahrlich, wenn's sich machen läßt, daß ich sie kriege, werd' ich ihr 'ne Kleinigkeit davon lassen zum Leben im Gefängnis. Sie wird spinnen, sich unterhalten, wird gut genährt werden und gut untergebracht sein; sie wird viel weniger Sorgen haben als in Conches. Auf Morgen, kleine ... Ich hab' keine Zeit, mit dir zu schwatzen.«
Am andern Morgen um fünf Uhr, bei Tagesgrauen, klopften Bonnébault und seine Mutter an die Tür des »Grand-I-Vert«, wo noch niemand auf den Beinen war als die alte Mutter Tonsard.
»Marie,« rief Bonnébault, »die Sache ist abgemacht, ich nehme sie auf mich.«
»Die Geschichte von gestern wegen der Bäume?« fragte die alte Tonsard. »Alles ist abgemacht, ich nehme sie auf mich.«
»Warum nicht gar? Mein Junge hat für diesen Preis einen Arpent von Monsieur Rigou versprochen gekriegt!«
Die beiden Alten stritten sich darum, welche von ihnen von ihren Kindern verkauft werden sollte. Der Lärm des Wortwechsels weckte das Haus auf. Tonsard und Bonnébault nahmen jeder für seine Mutter Partei.
»Lost doch mit Hälmchen,« sagte Frau Tonsard, die Schwiegertochter.
Der kürzere Halm entschied für die Kneipe. Drei Tage später führten die Gendarmen bei Tagesanbruch die alte Tonsard durch den tiefen Wald nach Ville-aux-Fayes. Sie war in flagranti von dem Hauptwächter und seinen Gehilfen und von dem Feldhüter erwischt worden. Man hatte bei ihr eine schlechte Feile gefunden, die ihr dazu diente, den Baum zu zerfleischen, und einen Durchschlag, mit dem die Delinquentin die ringförmige Rille glättete, wie das Insekt seinen Weg glättet. Man stellte um Protokoll fest, daß diese ruchlose Operation an sechzig Bäumen in einem Umkreise von fünfhundert Schritten vorgenommen worden war. Die alte Tonsard wurde nach Auxerre übergeführt. Das Schwurgericht war für diesen Fall zuständig.
Als Michaud die alte Tonsard am Fuße des Baumes sah, konnte er nicht umhin, zu sagen: »Das sind die Leute, die der Herr Graf und die Frau Gräfin mit ihren Wohltaten überhäufen! ... Meiner Treu, wenn Madame auf mich hörte, würde sie der kleinen Tonsard keine Mitgift geben; die taugt noch weniger als ihre
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