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Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Großmutter ...«
    Die Alte erhob ihre grauen Augen gegen Michaud und warf ihm einen giftigen Blick zu. Als der Graf hörte, wer der Urheber des Verbrechens war, verbot er seiner Frau in der Tat, Cathérine Tonsard etwas zu schenken.
    »Der Herr Graf wird um so besser tun,« sagte Sibilet, »als ich erfahren habe, daß Godain das Feld drei Tage bevor Cathérine mit Madame sprach, gekauft hat. Die beiden Leute hatten mit der Wirkung dieser Szene und mit Madames Mitleid gerechnet. Cathérine ist fähig, sich in die Lage, in der sie sich befindet, gebracht zu haben, um einen Grund für die Notwendigkeit der Summe angeben zu können; denn Godain hat mit der ganzen Sache nichts zu tun!«
    »Was für Menschen!« sagte Blondet; »die übelsten Subjekte von Paris sind Heilige dagegen.«
    »Ach, mein Herr,« unterbrach ihn Sibilet, »der Eigennutz treibt die Leute überall zu Ungeheuerlichkeiten. Wissen Sie, wer die Tonsard verraten hat?«
    »Nein!«
    »Ihre Enkelin Marie, sie war auf ihre Schwester der Heirat wegen eifersüchtig, und um ein Heiratsgut zu bekommen...«
    »Das ist furchtbar!« sagte der Graf. »Sie würden also auch morden?«
    »Oh!« antwortete Sibilet, »für wenig Geld. Die Leute hängen ja nicht sehr am Leben! Sie sind es müde, immer nur zu arbeiten. Ach, Herr, auf dem flachen Lande verlaufen die Dinge ebensowenig regelmäßig wie in Paris; aber Sie werden's mir nicht glauben.«
    »Seien Sie also gut und wohltätig!« sagte die Gräfin.
    Am Abend der Verhaftung kam Bonnébault in die Schenke zum »Grand-I-Vert«, wo die ganze Familie Tonsard in Jubelstimmung war.
    »Ja, ja, freut Euch nur! Ich hab' eben von Vaudoyer erfahren, daß die Gräfin, um euch zu bestrafen, die der Godain versprochenen tausend Franken zurückzieht; ihr Mann will nicht, daß sie sie gibt!«
    »Der Schuft Michaud hat ihm das geraten,« sagte Tonsard. »Meine Mutter hat's gehört, sie hat mir's in Ville-aux-Fayes erzählt, als ich ihr Geld und ihre Sachen brachte. Nun, so gibt sie sie eben nicht; unsere fünfhundert Franken werden der Godain helfen, den Acker zu bezahlen; aber wir werden uns dafür rächen, wir zwei Godain ... Hah, Michaud mischt sich in unsere kleinen Geschäfte? Das soll ihm mehr Böses als Gutes einbringen ... Was geht ihn das an, frag ich euch? Geht das in seinen Wäldern vor sich? Trotzdem ist er der Urheber all des Lärms ... ebenso wahr ist's, daß er Lunte gerochen hat am Tage, wo meine Mutter seinem Köter die Kehle abgeschnitten hat. Und wenn ich mich in die Angelegenheiten des Schlosses mischte, ich! Wenn ich dem General sagte, daß seine Frau morgens mit einem jungen Manne im Walde herumläuft, ohne den Tau zu fürchten! Da muß man Hitze in den Füßen spüren!«
    »Der General, der General!« sagte Courte-Cuisse, »was ihn betrifft, könnte man alles tun, was man wollte. Aber Michaud ist's, der hinter ihm steht, der Ränkeschmied; pah! der nichts von seinem Berufe versteht! Zu meiner Zeit da ging alles anders.«
    »Oh,« sagte Tonsard, »damals war eine gute Zeit für uns ... nicht wahr, Vaudoyer?«
    »Tatsache ist,« antwortete der, »daß wir, wenn Michaud nicht mehr da wäre, Ruhe haben würden.« »Genug geschwatzt,« sagte Tonsard, »später werden wir darüber weiterreden, im Mondenscheine, auf freiem Felde.«
    Gegen Ende Oktober reiste die Gräfin ab und ließ den General in Les Aigues; er sollte erst sehr viel später wieder mit ihr zusammentreffen. Sie wünschte die erste Vorstellung im Théâtre-Italien nicht zu versäumen. Ueberdies fühlte sie sich einsam und gelangweilt, sie hatte Emiles Gesellschaft nicht mehr, der ihr über die Stunden hinweghalf, wo der General die Felder besuchte und seinen Geschäften nachging.
    Der November war ein richtiger Wintermonat, düster und grau, von Frost und Tauwetter, Schnee und Regen unterbrochen. Die Geschichte der alten Tonsard hatte die Reise der Zeugen notwendig gemacht und Michaud hatte Zeugnis abgelegt. Monsieur Rigou hatte Mitleid mit der alten Frau gehabt: er hatte ihr einen Advokaten gegeben, der in seiner Verteidigung Nachdruck darauf legte, daß nur die Aussagen interessierter Zeugen vorlägen. Doch Michauds und seiner Wächter Aussagen, die von denen des Feldhüters und von zwei Gendarmen bekräftigt wurden, entschieden die Sache.
    Tonsards Mutter wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt und der Advokat sagte zu Tonsard, dem Sohne:
    »Die haben Euch Michauds Aussagen eingebrockt!«

IX
Die Katastrophe
    Eines Samstagabends saßen

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