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Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Abteilung von Soulanges, die durch den Obersten der Gendarmen, einen alten Kameraden Montcornets, alle nach anderen Orten des Bezirks versetzt wurden, erhielten auserlesene Leute zu Nachfolgern, denen insgeheim der Befehl erteilt worden war, darüber zu wachen, daß die Besitzungen des Grafen von Montcornet fortan keinen Schaden erlitten; besonders befahl man ihnen an, sich nicht von den Soulanger Einwohnern gewinnen zu lassen.
    Dieser letzte Umschwung, der mit einer Schnelligkeit betrieben worden war, die keine Gegenwirkung zuließ, setzte Ville-aux-Fayes und Soulanges in Erstaunen. Soudry, der sich abgesetzt sah, beklagte sich, und Gaubertin fand Mittel und Wege, ihn zum Bürgermeister ernennen zu lassen, um die Gendarmerie unter seinen Befehl zu bekommen. Man zeterte sehr über die Tyrannei. Montcornet wurde überall verhaßt. Nicht nur fünf oder sechs Existenzen wurden so durch ihn verändert, sondern auch viele Eitelkeiten gekränkt. Die Bauern, welche durch die Worte, die den Kleinbürgern von Soulanges und denen von Ville-aux-Fayes, Rigou, Langlumé, Monsieur Guerbet, dem Postmeister von Conches, entschlüpften, aufgeregt worden waren, glaubten drauf und dran zu sein, zu verlieren, was sie ihre Rechte nannten.
    Der General unterdrückte den Prozeß mit seinem alten Wächter, indem er allen seinen Forderungen nachkam.
    Courte-Cuisse kaufte sich für zweitausend Franken eine kleine, von Les Aigues eingeschlossene Domäne am Rande des Schlupfgebüschs, wo das Wild aus dem Walde trat. Rigou hatte die Bâchelerie niemals hergeben wollen, machte sich aber ein boshaftes Vergnügen daraus, sie mit fünfzig Prozent Nutzen an Courte-Cuisse zu verkaufen. Der wurde also eine seiner zahlreichen Kreaturen; denn er hatte ihn durch den gestundeten Rest in der Hand, da der Exwächter nur tausend Franken anzahlte.
    Die drei Wächter, Michaud und der Flurschütz führten also ein Guerillaleben. In den Wäldern schlafend, gingen sie sie unaufhörlich ab. Sie erlangten jene gründlichen Kenntnisse, aus denen sich das Wissen des Waldhüters zusammensetzt, das ihm Zeitverluste erspart, indem er die Nebenwege erforscht, sich mit den Holzarten und ihrem Vorkommen vertraut macht, und seine Ohren an die Erschütterungen und die verschiedenen Geräusche gewöhnt, welche in den Wäldern laut werden. Endlich beobachteten sie die verschiedenen Gesichter, ließen die verschiedenen Familien der verschiedenen Bezirksdörfer und die Individuen, aus denen sie sich zusammensetzten, ihre Sitten, ihren Charakter und ihre Existenzmittel vor sich Revue passieren. Eine Sache, die schwieriger ist, als man glaubt! Als die Bauern, die von Les Aigues lebten, so wohl berechnete Maßnahmen treffen sahen, setzten sie dieser intelligenten Polizei ein völliges Schweigen und eine spöttische Unterwürfigkeit entgegen. Vom ersten Augenblick an mißfielen Michaud und Sibilet sich gegenseitig. Der freimütige und rechtschaffene Militär, die Zierde der Unteroffiziere der jungen Garde, haßte die honigsüße Brutalität, die unzufriedene Miene des Verwalters, den er von Anfang an den »Chinesen« nannte. Bald durchschaute er die Einwände, mit denen Sibilet sich durchaus nützlichen Maßnahmen widersetzte, und die Gründe, mit denen er Dinge von zweifelhaftem Erfolge rechtfertigte. Anstatt den General zu beruhigen, reizte ihn Sibilet, wie man ja aus den kurzen Schilderungen hat merken müssen, unaufhörlich und stachelte ihn zu strengen Maßnahmen an, nicht ohne zu versuchen, ihn durch die überlegene Feindeszahl, durch die große Menge der Kleinlichkeiten und ewig neue und unbesiegbare Schwierigkeiten, einzuschüchtern. Ohne zu erraten, daß Sibilet, der sich seit seiner Anstellung vorgenommen hatte, sich seinen Interessen gemäß zwischen dem General und Gaubertin selber einen Herrn zu wählen, die Rolle eines Spiones und bezahlten Unruhestifters spielte, erkannte Michaud in dem Verwalter eine habgierige und üble Natur. Auch war er sich über seine Rechtschaffenheit keineswegs im klaren. Die tiefe Feindschaft, welche die beiden höheren Beamten trennte, gefiel dem General übrigens. Der Haß veranlaßte Michaud, den Verwalter zu überwachen, eine Spionage, zu welcher er sich nie würde hergegeben haben, wenn ihn der General darum gebeten hätte.
    Sibilet behandelte den Hauptwächter mit aller Zuvorkommenheit und schmeichelte ihm in niedriger Weise, ohne ihn aus einer ausnehmend höflichen Reserve herauslocken zu können, welche der biedere Militär wie eine

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