Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
Sachverständigen, Vermichel und Fourchon, begeben hatte. Monsieur Brunet hatte Sibilet die Akten ausgehändigt, indem er ihnen eine Kostenrechnung von fünftausend Franken beifügte und ihn bat, den Grafen von Montcornet um neue Befehle anzugehen.
Im Moment, wo der mit den Aktenstößen bewaffnete Sibilet dem Vorgesetzten ruhig das Ergebnis der Courte-Cuisse allzu summarisch erteilten Befehle auseinandergesetzt hatte und mit ruhiger Miene eine der wildesten Zornaufwallungen mit ansah, die ein General der französischen Kavallerie jemals gehabt hat, erschien Courte-Cuisse, um seinem Herrn seine Aufwartung zu machen und ihn um etwa elfhundert Franken zu bitten, die Summe, auf welche sich die versprochenen Gratifikationen beliefen. Da ging die Natur mit dem General durch und riß ihn fort, so daß er weder an seine Grafenkrone noch an seine Stellung dachte; er wurde wieder Kürassier und spie Beleidigungen aus, derer er sich später schämen mußte.
»Ach, elfhundert Franken?« schrie er, »elfhundert Ohrfeigen! Elfhundert Tritte in den Hintern!... Glaubst du, ich kenne mich nicht aus?... Mach, daß du fortkommst, oder ich schlage dich zu Brei!« ...
Beim Anblick des wild gewordenen Generals und bei seinen ersten Worten war Courte-Cuisse wie eine Schwalbe geflohen.
»Herr Graf,« sagte Sibilet ganz leise, »Sie haben unrecht!«
»Ich habe unrecht!... Ich? ...«
»Mein Gott, Herr Graf, nehmen Sie sich in acht, Sie werden einen Prozeß mit dem Schelm bekommen.«
»Ich pfeife auf den Prozeß... Gehen Sie, der Schuft soll sofort weg; wachen Sie darüber, daß er alles daläßt, was mir gehört, und rechnen Sie mit ihm ab.«
Vier Stunden später sprach die ganze Gegend in ihrer Weise über diese Szene. Der General, hieß es, hätte den unglücklichen Courte-Cuisse halbtotgeschlagen; er verweigerte ihm sein Gehalt, hielt die ihm gebührenden zweitausend Franken zurück.
Von neuem liefen die merkwürdigsten Reden auf Kosten des Bourgeois von Les Aigues um; man hielt ihn für verrückt. Am folgenden Morgen brachte Brunet, der auf des Grafen Kosten protokolliert hatte, ihm in Courte-Cuisses Namen eine Vorladung vors Friedensgericht. Der Löwe mußte von tausend Mücken gestochen werden; seine Höllenpein sollte erst anfangen.
Die Installation eines Wächters geht nicht ohne einige Förmlichkeiten vor sich; er muß vor dem Gerichtshof erster Instanz schwören; einige Tage vergingen also, ehe die drei Wächter mit ihrer offiziellen Vollmacht versehen waren. Obwohl der General Michaud geschrieben hatte, er möge mit seiner Frau kommen, ohne zu warten, bis der Pavillon am Avonnetor zum Einzug hergerichtet sei, wurde der zukünftige Hauptwächter durch Vorbereitungen für seine Heirat und durch die Verwandten seiner Frau, die nach Paris gekommen waren, zurückgehalten und konnte erst nach vierzehn Tagen eintreffen.
Während dieser vierzehn Tage und infolge der Erfüllung der Formalitäten, zu denen man sich in Ville-aux-Fayes ziemlich widerwillig herbeiließ, wurde der Wald von Les Aigues durch die Plünderer verwüstet, welche die Zeit benutzten, da er von niemandem bewacht wurde.
Ein großes Ereignis bildete im Tale von Conches bis Ville-aux-Fayes das Erscheinen der in grünes Tuch – des Kaisers Farbe – gekleideten und prächtig gehaltenen drei Wächter, deren Gesichter einen soliden Charakter anzeigten. Alle waren sie gut zu Fuße, flink und fähig, die Nächte in den Waldungen zuzubringen.
Im ganzen Bezirk war Groison der einzige, der die Veteranen feierte. Entzückt von einer derartigen Verstärkung, ließ er einige Drohworte gegen die Diebe vom Stapel, denen man binnen kurzem gehörig zusetzen würde und die unmöglich weiter Schaden anrichten dürften. So fehlte es diesem lebhaften und zugleich unerbittlichen Kriege nicht an der üblichen Proklamation.
Sibilet bezeichnete die Gendarmerie von Soulanges im allgemeinen, und vor allem ihren Chef Soudry, als Les Aigues durchaus und heimlich feindlich gesinnt und ließ durchblicken, von welchem Nutzen eine von gutem Willen beseelte Abteilung für ihn sein würde.
»Mit einem guten Brigadier und Ihren Interessen ergebenen Gendarmen werden Sie das Land im Zaum halten können!« sagte er.
Der Graf eilte zur Präfektur, wo er bei dem General, der die Division befehligte, Soudrys Pensionierung und seine Ersetzung durch einen gewissen Viallet, einen ausgezeichneten Gendarmen des Hauptortes, den der General und der Präfekt rühmten, erlangte. Die Gendarmen der
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