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Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Schranke zwischen sie stellte.
    Nun, da diese einleitenden Einzelheiten bekannt sind, wird man das Interesse der Feinde des Generals sowie das der Unterhaltung durchaus verstehen, die er mit seinen beiden Dienern hatte.

IX
Mediokratie
    Nun, Michaud, was gibt's neues?« fragte der General, als die Gräfin den Speisesaal verlassen hatte.
    »Wenn Sie mir Glauben schenken, mein General, sprechen wir hier nicht über Geschäfte; die Wände haben Ohren, und ich will die Gewißheit haben, daß das, was wir sagen, nur in unsere dringt!«
    »Schön,« erwiderte der General, »gehen wir spazieren bis zum Verwaltungsgebäude, den Pfad entlang, der die Wiese durchschneidet, dort sind wir sicher, von niemandem belauscht zu werden ...«
    Einige Augenblicke nachher durchquerte der General in Sibilets und Michauds Begleitung die Wiese, während die Gräfin zwischen dem Abbé Brossette und Blondet dem Avonnetor zuschritt. Michaud erzählte die Szene, die im Grand-I-Vert vorgefallen war.
    »Vatel hat unrecht gehabt,« sagte Sibilet.
    »Das hat man ihm ja auch bewiesen, indem man ihn blendete,« erwiderte Michaud; »doch das hat nichts zu bedeuten. Sie kennen, mein General, unseren Plan, die Tiere aller unserer verurteilten Delinquenten zu pfänden; nun, wir werden nie damit zum Ziele kommen. Brunet, ebenso sein Amtsbruder Plissoud, wird uns niemals eine ehrliche Hilfe leisten; stets werden sie die Leute von der geplanten Beschlagnahme benachrichtigen. Vermichel, Brunets Sachwalter, holte den Vater Fourchon aus dem Grand-I-Vert ab, und Marie Tonsard, Bonnebaults liebe Freundin, hat dann Conches alarmiert. Kurz, die Schäden fangen wieder an.«
    »Die Statuierung eines Exempels wird von Tag zu Tag notwendiger,« sagte Sibilet.
    »Was sagte ich Ihnen?« rief der General. »Man muß die Inkraftsetzung der Urteile reklamieren, die Gefängnisstrafen aussprechen, die Schuldhaft für Schadenersatz nebst Zinsen und für die Kosten, die man mir schuldet, verkünden.«
    »Die Leute halten das Gesetz für ohnmächtig und sagen einander, daß man nicht wagen würde, sie zu verhaften,« erwiderte Sibilet. »Sie bilden sich ein, Ihnen Furcht einzuflößen! Sie haben in Ville-aux-Fayes Helfershelfer; denn der Staatsanwalt scheint die Strafen vergessen zu haben.«
    »Ich glaube,« sagte Michaud, als er den General nachdenklich sah, »daß Sie, wenn Sie viel Geld ausgeben, Ihre Besitzungen noch retten können.«
    »Besser ist's, Geld auszugeben, als streng zu verfahren,« erwiderte Sibilet.
    »Und worin besteht Ihr Mittel?« fragte der General seinen Hauptwächter.
    »Es ist sehr einfach,« sagte Michaud; »es handelt sich darum, Ihren Wald mit Mauern zu umgeben wie Ihren Park; und dann werden wir Ruhe haben. Die geringste Straftat wird dann ein Verbrechen und kommt vors Schwurgericht.«
    »Neun Franken kostet der Klafter auf der Oberfläche, bloß das Material gerechnet; der Herr Graf würde ein Drittel des Kapitals von Les Aigues ausgeben!« warf Sibilet lachend ein.
    »Auf,« sagte Montcornet, »ich breche sogleich auf, ich will den Generalprokurator besuchen.«
    »Der Generalprokurator«, erwiderte Sibilet leise, »wird vielleicht der Meinung seines Staatsanwaltes sein; denn eine derartige Nachlässigkeit zeigt an, daß sie unter einer Decke stecken.«
    »Nun, das muß man herausbringen!« rief Montcornet. »Wenn es sich darum handelt, Richter, Staatsanwalt, alles bis zum Generalprokurator zu stürzen, dann werd' ich mich an den Großsiegelbewahrer und an den König selber wenden.«
    Auf ein energisches Zeichen hin, das Michaud ihm machte, sagte der General, indem er umkehrte: »Adieu, mein Lieber« zu Sibilet, und der Verwalter verstand.
    »Hält der Herr Graf als Bürgermeister es für ratsam,« fragte der Verwalter grüßend, »die nötigen Maßnahmen zu treffen, um den Mißbrauch des Stoppelns zu unterdrücken? Die Ernte steht vor der Tür, und wenn wir die Beschlüsse über die Armutszeugnisse und über das Verbot des Stoppelns bei den Nachbargemeinden veröffentlichen wollen, so haben wir keine Zeit zu verlieren!«
    »Tun Sie es, verständigen Sie sich mit Groison,« sagte der Graf. »Mit solchen Leuten«, fügte er hinzu, »muß man strikte nach dem Gesetz verfahren.«
    So gab Montcornet in einem Augenblicke dem System gewonnenes Spiel, das Sibilet ihm seit vierzehn Tagen vorschlug und gegen das er sich gesträubt hatte, das er aber im Feuer seines Zorns, den Vatels Unfall hervorgerufen hatte, für gut befand.
    Als Sibilet hundert Schritte

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