T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
wegen Kelvin. Sie macht mich für ihre Behinderung verantwortlich, genau wie für den Tod meines Bruders. Und sie benutzt Noah, um sich an mir zu rächen.«
»Ich kann nicht glauben, dass sie zu so etwas in der Lage ist«, sagte Wyatt, doch seine Worte klangen nicht überzeugt. Um seine Füße bildete sich eine Pfütze. Er bemerkte jetzt erst, dass er noch seine nasse Regenjacke trug, zog sie aus und legte sie sich über den Arm, wo sie weitertropfte.
»
Irgendwer
ist dazu in der Lage«, bemerkte Dern.
Wyatt presste die Lippen zusammen. An Ava gewandt, sagte er: »Das ist richtig. Auch ich glaube, dass dir jemand ganz übel mitspielt.« Er deutete mit dem Kinn auf die Puppe und zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. »Ich glaube nur nicht, dass Jewel-Anne dahintersteckt. Das ist schon rein körperlich ausgeschlossen.«
»Es sei denn, sie hat einen Komplizen«, gab Ava zu bedenken.
Wyatt blickte auf und musterte Dern eindringlich, als wolle er feststellen, ob auch er diese Vorstellung in Betracht zog.
»Dann handelt es sich also um eine Verschwörung?«
»Vielleicht.« Ava ließ sich nicht beirren. Dern erwiderte nichts, doch sie beide hielten Wyatts Blick stand.
»Wenn Jewel-Anne dahintersteckt«, sagte dieser nun langsam, »nicht, dass ich das auch nur eine Sekunde lang glaube – wenn sie dir die Schuld zuschiebt und es dir heimzahlen möchte, warum sollte jemand anders sie dabei unterstützen?«
»Das weiß ich nicht«, gab Ava zu. Frustriert darüber, dass sie so kurz vor des Rätsels Lösung zu stehen schien und dennoch nicht wirklich weiterkam, warf sie die Hände in die Luft. »Womöglich steckt sie mit Jacob unter einer Decke. Er war doch immer schon gegen alles. Vielleicht auch mit ihrem Vater. Onkel Crispin ist natürlich unglücklich darüber, dass er seinen Anteil an Neptune’s Gate verloren hat. Er hat Lester Reece die Schuld an seiner Blamage in Sea Cliff gegeben. Seinetwegen wurde die Klinik geschlossen, und Onkel Crispin musste seinen Anteil an dem Anwesen verkaufen. Das hat ihm nicht gepasst.«
»Dann soll also Onkel Crispin zusammen mit Jewel-Anne eine Puppe mit Noahs Kleidung in unserem Garten vergraben haben?«
Selbst in ihren Ohren klang diese Theorie absurd. Weit hergeholt. Als klammerte sie sich an Strohhalme.
»Ich weiß nicht, warum, Wyatt, aber
irgendwer
hat es getan. Und wenn nicht Crispin, dann hat sich eben jemand anderes mit Jewel-Anne verbündet.«
»Ava«, sagte er mit unüberhörbarer Verzweiflung in der Stimme. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie Dern die Lippen zusammenkniff. »Mach es doch nicht noch schlimmer, als es schon ist.«
»Ich glaube, das ist gar nicht mehr möglich«, erwiderte sie verärgert.
»Denken Sie das Gleiche?«, fragte er Dern.
Der Rancharbeiter zuckte die Achseln. »Ich denke, dass jemand mit Absicht Ihre Frau terrorisiert.« Es schien ihm Mühe zu bereiten, die folgenden Worte auszusprechen, denn er holte tief Luft und atmete erst einmal durch. »Vielleicht sollte ich jetzt besser gehen, damit Sie beide die Angelegenheit in Ruhe klären können.«
Damit wandte er sich zur Tür. Ava hörte, wie sich seine Schritte den Flur entlang Richtung Treppe entfernten.
Wyatt schloss die Tür, und sie waren allein, Mann und Frau.
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, gab er zu.
»Wie wär’s mit: ›Jetzt verstehe ich, Ava‹ oder: ›Wow, du hattest recht – da will dich jemand fertigmachen!‹ Mir würde sogar schon ein ›Ich bin froh, dass nicht Noah in dem Sarg lag, komm, lass uns nach ihm suchen‹ genügen.«
Er starrte sie an, als sei sie eine Fremde und nicht die Frau, die er vor Jahren zu seiner Braut erwählt hatte. Wie lange das her war! Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Auf seinem Gesicht spiegelten sich Zorn und Misstrauen wider.
»Na schön.« Er strich sich das feuchte Haar aus der Stirn. »Dann lass uns genau das tun. Unseren Sohn finden.« Ihr Herz machte einen freudigen Sprung, doch er setzte nach: »Aber lass uns zunächst etwas klären. Sag mir, dass du nicht in Austin Dern verliebt bist.«
»Wie bitte?« Sie hätte beinahe gelacht. »Aber nein!«, rief sie schnell. »Ich kenne den Mann ja kaum!« Das stimmte. Ihr Mann wölbte skeptisch eine Augenbraue. »Ich bin mit dir verheiratet, Wyatt.«
»Aber du wolltest dich von mir scheiden lassen.«
Sie nickte langsam. Diese Zeit erinnerte sie nur verschwommen. Noch eine Lücke in ihrem Leben, die sich nicht schließen ließ.
»Ich wüsste gern, wie es damit
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