T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
gar nicht stimmt.« Er schwieg für eine Weile, dann fügte er, mehr wie an sich selbst gewandt, hinzu: »Aus welchem Grund könnte jemandem daran gelegen sein, Sie wieder in der Nervenklinik zu wissen?«
»Keine Ahnung.«
Nachdenklich runzelte er die Stirn. »Genau das müssen Sie herausfinden. Und ich werde Ihnen dabei helfen.« Er deutete ein Lächeln an.
Obwohl sie wusste, wie albern das war, lehnte sie sich schutzsuchend an ihn und schloss die Augen. Am liebsten hätte sie vor Erleichterung geseufzt. Wie lange war es her, dass sie sich hatte fallen lassen, dass sie jemandem vertraut hatte? Sie hörte seinen Herzschlag durch den dünnen Hemdstoff, gleichmäßig und kräftig. In der Ferne war ein weiteres Geräusch zu vernehmen, das Dröhnen eines Bootsmotors, schwach zunächst, dann immer lauter.
Dern ließ die Puppe fallen und schloss Ava in seine Arme. »Wir werden das klären«, versprach er, und sie spürte, wie ihr erneut die Tränen in die Augen traten.
»Wenn Sie wüssten, wie sehr ich das hoffe!«
Draußen stieß Rover ein heiseres Bellen aus. Eine Windböe fuhr durch die Äste der kahlen Bäume.
Ava atmete Derns Duft ein, einen Geruch nach Herbst, Regen und Erde, vermischt mit Männlichkeit. Tröstlich. Verlässlich. Beständig. Wie wenig sie über diesen Mann wusste, dachte sie und stellte erstaunt fest, dass ihr das nichts ausmachte. Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter und hätte ihm am liebsten die Arme um den Nacken geschlungen, seine warmen Lippen auf ihren gespürt. Ihr Traum fiel ihr wieder ein, wie leidenschaftlich sie ihn geliebt hatte, doch sie spürte keine Scham in sich aufsteigen. Eher Verlangen. Sehnsüchtiges Verlangen.
Sie wusste, wie albern das war, sogar gefährlich.
Eine Tür wurde geöffnet und wieder geschlossen. Die Haustür.
»Es kommt jemand«, sagte Dern und löste seine Umarmung, obwohl sie für den Bruchteil einer Sekunde gehofft hatte, er würde sie küssen.
Schritte ertönten auf der Treppe. Dern trat einen Schritt zurück.
Ein rasches Klopfen, dann flog die Schlafzimmertür auf.
Mit tropfender Regenjacke stand Wyatt auf der Schwelle, das Haar nass am Kopf klebend, das Gesicht gerötet vom Wind, einen missbilligenden Ausdruck im Gesicht.
»Was geht hier vor?«, fragte er. Seine besorgten Züge verzogen sich zu einer Maske des Zorns. »Dern? Was zum Teufel haben Sie hier bei meiner Frau zu suchen?«
Kapitel neunundzwanzig
A va wollte sich nicht von ihrem Ehemann entwürdigen lassen. »Mr. Dern hat mir geholfen, auch wenn er mich für verrückt erklärt hat, weil ich so spät am Abend im Garten grabe.«
»Ihr habt im Garten gegraben?«, fragte Wyatt barsch. »Und danach seid ihr im Schlafzimmer gelandet?«
»Mr. Dern wollte mich beruhigen. Ich war ziemlich außer mir, habe Jewel-Anne große Vorwürfe gemacht, und er hat versucht, die Situation zu entschärfen.«
»Das ist doch nicht seine Angelegenheit!« Wyatt warf dem Rancher einen durchdringenden Blick zu.
»Ich habe einen ziemlich aufwühlenden Abend hinter mir«, erklärte Ava erschöpft. Ihr fehlte einfach die Kraft für eine weitere Auseinandersetzung mit Wyatt.
Ein Teil seiner Empörung verpuffte. »Das habe ich schon gehört. Jacob hat mich angerufen. Er hat mir von der Kiste mit der Puppe erzählt.«
»Augenblick mal! Sagtest du ›Kiste mit der Puppe‹?« Sie bückte sich, hob die Puppe auf und hielt sie Wyatt vors Gesicht. »
Das
haben wir ausgegraben.« Sie schüttelte die Puppe, die mit den Augenlidern klimperte und Arme und Beine bewegte wie bei einem makabren Tanz.
»Mein Gott!« Entsetzt trat Wyatt einen Schritt zurück, die Augen auf den kleinen Stoff-Noah mit dem zersprungenen Porzellangesicht gerichtet.
Was für ein Wahnsinn!
»Na, fällt dir etwas auf? Die Puppe soll aussehen wie unser Sohn!«, rief Ava mit schriller Stimme.
Wyatts Blick wanderte zu Dern, dann zurück zu seiner Frau. »Also gut«, sagte er schließlich und verschränkte die Arme vor der Brust. »Erzähl mir, was genau passiert ist.«
»Ich hatte eine ›Erleuchtung‹, wie du es wahrscheinlich bezeichnen würdest. Ich hatte Jewel-Anne allein im Garten gesehen …« Sie berichtete Wyatt und Dern, was dann geschehen war. »Ich musste es einfach wissen«, verteidigte sie sich, rieb sich die Arme und spürte, wie die Blicke der beiden Männer auf ihr lasteten. »Jewel-Anne steckt hinter alldem, Wyatt, das weiß ich«, endete sie schließlich. »Sie will mir das Leben zur Hölle machen. Ich nehme an, es ist
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