T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
Klarheit bekommst. Willst du dich den Rest deines Lebens damit quälen?«
»Wenn es sein muss«, erwiderte sie.
Khloes Handy, das zwischendurch verstummt war, fing wieder an zu klingeln. Sie wandte sich zur Tür und sagte: »Ich gehe besser mal dran.«
Nachdem sie fort war, blieb Ava einen Augenblick reglos sitzen, dann griff sie nach ihrem Laptop. Khloes Worte hatten sie nachdenklich gemacht. Sie spürte, wie ihr ein dicker Kloß im Hals aufstieg, wenn sie sich ein Leben in Ungewissheit vorstellte. Würde sie tatsächlich nie erfahren, was aus Noah geworden war?
Vielleicht hatten Khloe und die anderen recht. Was, wenn die Wahrheit noch schlimmer war als die Ungewissheit? Rasch schob sie diesen Gedanken beiseite. Nein. Nichts war schlimmer als diese Unsicherheit.
Sie blickte auf ihren Nachttisch. Auf die Medikamente, die jemand – Khloe? Graciela? Wyatt? – für sie bereitgestellt hatte. Sie waren verführerisch, konnten ihrem Schmerz die Schärfe nehmen, sie in einen schützenden Kokon hüllen.
»Verflucht«, wisperte sie, zog die Knie an und ließ ihren Tränen freien Lauf. Es brach ihr das Herz, sich bewusst zu machen, dass sie ihren Sohn vermutlich nie wiedersehen würde.
Wieder warf sie einen Blick auf die Tabletten, dann ballte sie die Fäuste. Sie würde nicht aufgeben.
Niemals!
Ava stieg vom Bett und tat so, als würde sie die Tabletten schlucken, dann kuschelte sie sich unter die Bettdecke und schob sie in ihre Pyjamatasche. Sie würde sie später die Toilette hinunterspülen.
Du meine Güte, du bist wirklich paranoid! Als ob dein Zimmer kameraüberwacht würde!
Doch war das wirklich so abwegig? Ava schauderte, dann nahm sie sich zusammen. Sie musste nachdenken, und zwar immer der Reihe nach, von Anfang an. Wenn Jewel-Anne tatsächlich Noahs Mutter war, wer zum Teufel mochte der Vater sein? Konnte dieser geheimnisvolle Unbekannte der Komplize ihrer Cousine sein?
Ava presste nachdenklich die Lippen aufeinander. Sie musste herausfinden, wer Jewel-Annes heimlicher Liebhaber gewesen war. Vielleicht war jener Mann der Schlüssel zu Noah.
Kapitel vierzig
V erfluchter Mist!« Snyder knallte den Telefonhörer auf und griff nach seinem Schulterholster. Zehn Sekunden später schlüpfte er in seine Jacke und machte sich auf den Weg zu Lyons Arbeitsplatz.
Seine Partnerin saß, Kopfhörer über den Ohren, am Schreibtisch. Als sie ihn näher kommen sah, legte sie einen Finger auf die Lippen.
»Einen Augenblick!« Dann, lauter als beabsichtigt: »Jesus, Maria und Josef!« Sie drückte einen Knopf auf ihrem Kassettenrekorder, spulte zurück und lauschte erneut. Der verwirrte Ausdruck auf ihrem Gesicht wich Überraschung, dann schien sie zu begreifen. Sie stellte den Rekorder aus und nahm die Kopfhörer ab.
»Ich habe soeben den Namen des Vaters von Jewel-Annes Baby erfahren. Rate mal.«
»Könnten wir das Fragespiel im Auto fortsetzen? Im Augenblick haben wir in einem eventuellen Mordfall zu ermitteln, wobei ich das
eventuell
bezweifle. Der Anrufer, der die Tat gemeldet hat, klang sehr überzeugt.«
»Was? Wer?«
»Evelyn McPherson.«
»Die Psychiaterin?«
»Ja.«
»Die, bei der Ava Garrison in Therapie ist?« Lyons warf ihm einen durchdringenden Blick zu, den er ignorierte.
»Genau die. Man hat sie in ihrem Haus gefunden. Die Nachbarin wunderte sich, weil sie McPherson heute noch nicht gesehen hat, weshalb sie sie anrief. Als niemand dranging, hat sie in der Garage nachgeschaut und McPhersons Wagen entdeckt. Sie hat mehrmals bei ihr geklingelt, doch niemand ist an die Tür gegangen. Schließlich hat sie die Polizei benachrichtigt.«
Lyons schob ihren Stuhl zurück, stand auf und griff nach Mantel, Schal und Waffe. »Was für ein Zufall. Weitere Details?«
»Noch nicht.«
Sie warf ihm ein dynamisches Lächeln zu, schloss ihre Schreibtischschublade auf und nahm ihre Geldbörse heraus. »Na dann mal los. Ich fahre.«
Zusammen gingen sie zu dem Parkplatz am Hinterausgang und hasteten durch den Nieselregen zu Lyons’ Wagen.
Während Snyder Evelyn McPhersons Adresse herunterratterte und den Sicherheitsgurt anlegte, ließ sie den Motor an und schaltete die Heizung ein.
»Okay«, sagte er. Lyons legte den Gang ein. »Spuck’s aus. Wer hat Jewel-Anne Church geschwängert?«
Sie warf ihm aus dem Augenwinkel einen Blick zu. »Niemand anders als der Lokalheld von Anchorville.«
Er starrte seine Partnerin an, als habe sie den Verstand verloren. »Lester Reece.«
»Höchstpersönlich.« Sie stellte
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