T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
Tür.
»Jacob!«, rief sie und holte gerade erneut aus, als Wyatt ihr Handgelenk packte.
»Hör auf damit!«, befahl er ihr.
»Lass mich los!«, schimpfte sie.
Hinter der Tür war ein verschlafenes »Was zum Teufel ist denn los?« zu vernehmen.
»Mach die Tür auf, Jacob!«, rief Ava.
»Brennt es oder was?« Er riss die Tür auf. Sein Haar war zerstrubbelt, seine Augen gerötet, und er trug nichts als Boxershorts, sodass man seine dicken, haarigen Beine sah. Der Geruch nach Marihuana lag in der Luft, das gesamte Apartment war ein einziges Durcheinander aus schmutzigen Klamotten, leeren Pizzakartons und leuchtenden Bildschirmen. Sein Bett war zerwühlt, die Decke lag auf dem Fußboden.
»Was wusstest du über den Digitalplayer im zweiten Stock?«, fragte Ava.
»Über was?« Er kratzte die Bartstoppeln an seinem Kinn. »Bist du verrückt?« Er wankte in die Wohnung zurück, Ava und Wyatt folgten ihm.
Mit einiger Mühe, gelang es Ava, ihre Wut im Zaum zu halten, während sie Jacob von ihrer Entdeckung berichtete.
»Ach du Scheiße!« Jacob hatte sich auf die Bettkante fallen lassen.
»Du hast ihr dabei geholfen«, warf Ava ihm vor.
Er schüttelte den Kopf. »Nein, ganz bestimmt nicht.«
»Sie kann das kaum allein getan haben«, beharrte Ava. Wyatt schien etwas einwenden zu wollen, doch er überlegte es sich anders.
»Ja, da könntest du recht haben. Teufel, es ist echt verblüffend, was du da erzählst! Zu behaupten, sie könne keinen Schritt gehen, und dann schleppt sie sich die Treppe hoch!« Er wirkte aufrichtig erstaunt.
»Du musst ihr bei alldem geholfen haben, Jacob«, beharrte Ava. »Du bist der Techniker im Haus.«
»Ich weiß von nichts!« Er hob abwehrend beide Hände in die Höhe und blickte Wyatt an. »Echt nicht. Außerdem braucht es dazu kein großes Technikverständnis.«
Auch wenn Ava es nur ungern zugab: Er wirkte überzeugend. Entweder lieferte er eine oscarreife Vorstellung ab, oder er hatte wirklich nichts mit der Sache zu tun.
»Komm jetzt, Ava«, drängte Wyatt. »Wir klären das alles morgen früh.«
Sie wandte sich ihrem Mann zu. »Alles? Meinst du damit auch, dass du mich belogen hast, was die leiblichen Eltern unseres Sohnes betrifft? Ich habe sie angerufen und sie aufs Schmerzlichste an den Tod ihrer Tochter erinnert! Woher kanntest du sie? Waren sie Klienten deiner Kanzlei?«
Er antwortete nicht, doch sie sah, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Die Johnsons mussten um juristischen Beistand ersucht haben, daher hatte Wyatt von der Misere ihrer Tochter erfahren.
»Jewel-Anne hat recht«, sagte Jacob zu Wyatt und deutete mit dem Daumen auf Ava. »Sie ist tatsächlich durchgeknallt.«
Ava riss ungläubig die Arme in die Höhe, dann ließ sie ihren Cousin in seinem Schweinestall von Apartment stehen. Oben an der Treppe schlug ihr die kalte Novemberluft ins Gesicht. Konnte sie sich derart irren, was Jacobs Komplizenschaft anbetraf? Wenn nicht Jewel-Annes Bruder, wer dann? Für Ava bestand kein Zweifel, dass sie einen Helfer gehabt hatte. Sie würde ihn nur überführen müssen.
Oder sie. Es konnte genauso gut eine Frau sein.
Ava hörte, wie Wyatt ihr folgte. Seine Gegenwart würde ihr die Luft zum Atmen nehmen, also beschleunigte sie ihre Schritte und kehrte im Laufschritt in ihr Schlafzimmer zurück, wo sie – wieder einmal – die Kommode vor die Tür schob.
Snyder hatte am nächsten Morgen seine Bürozelle noch nicht ganz betreten, als Lyons ihm schon die Neuigkeiten entgegenschleuderte.
»Rat mal!«, rief sie und grinste ihn mit diesen funkelnden Augen an. Sie sah aus wie ein Kind, das fast platzte, weil es ein Geheimnis nicht länger für sich behalten konnte.
»Was?«
»Wer hat in den Hypnosesitzungen ausgeplaudert, schwanger zu sein?«
»Jewel-Anne Church?«
»Hmm.«
»Tatsächlich?«, sagte er und setzte sich. Lyons nickte, gegen die halbhohe Wand gelehnt, die seinen Arbeitsbereich umgab, das Handy in der einen, eine kleine Kassette in der anderen Hand.
»Hier ist alles drauf.« Sie wedelte mit der Kassette vor seinem Gesicht herum.
»Wer ist der Vater?«
»Unbekannt.«
»Und wo ist das Baby?«
»Ebenfalls unbekannt. Zumindest bislang. Ich muss mich noch durch drei weitere Sitzungen quälen, aber ich werde dich auf dem Laufenden halten.«
»Tu das«, sagte er, dann fügte er hinzu: »Obwohl ich keinen blassen Schimmer habe, was das mit dem Fall zu tun hat.«
»Ich auch nicht. Ist nur so ein Gefühl.«
»Vielleicht lauschst du auch nur
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