T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
vorwärtstasten.«
Demetria, den Blick auf den Bildschirm geheftet, sagte leise: »Bei der Physiotherapie arbeiten wir an der Balance und der Kräftigung der Beine, aber ich hatte keine Ahnung, dass sie schon …« Sie wandte sich ihrem Schützling zu. »Jewel-Anne?«
Doch es gab nichts mehr zu leugnen. In die Enge getrieben, funkelte Jewel-Anne Ava zornig an.
»Na schön. Ja!«, fauchte sie, dann kletterte sie zurück ins Bett zu ihren gruselig aussehenden Puppen.
»Warum?«, fragte Wyatt.
»Sie macht mich für Kelvins Tod verantwortlich«, erklärte Ava, »dafür, dass ich ihr nicht das Haus verkauft habe, für ihren Unfall und dafür, dass sie ihr Baby abgegeben hat. Ihr ganzes Elend ist meine Schuld.«
»Das ist es ja auch!«, beharrte Jewel-Anne, als sei sie tatsächlich davon überzeugt. »Du hast nie kapiert, welche Wunden du meiner Seele zugefügt hast. Für dich war ich unsichtbar!«
»Mein Gott«, flüsterte Wyatt.
»Und du erst mal!«, schnauzte sie weiter und zog sich die weiche, rosafarbene Bettdecke unters Kinn. »Du warst doch derjenige, der wollte, dass wir diese Riesenlüge aufrechterhalten! Du wolltest, dass sie glaubt, sie habe Noah zur Welt gebracht!«
Wyatt schüttelte abwehrend den Kopf.
»Aber du hast dafür gesorgt, dass ich Noahs nasse Schuhe finde«, warf Ava ihr vor. »Du hast diese perverse Puppe beerdigt.« Zorn loderte in ihr auf. »Du hast die Schlüssel zu diesem elenden Metallsarg in meine Jackentasche gesteckt und mich zu Noahs Gedenkstein gelockt!«
»Nein, ich –«, widersprach Jewel-Anne.
»Verlasse mein Haus«, fiel Ava ihr innerlich bebend ins Wort.
»Das ist auch mein Haus!«
»Wir werden dich auszahlen«, kam Wyatt Ava plötzlich zu Hilfe.
»
Ich
werde dich auszahlen«, korrigierte Ava. Wyatt war kein Unschuldiger in dieser Sache, da hatte ihre Cousine recht.
Jewel-Anne schüttelte heftig den Kopf und umschlang ihre Puppen. »Ich werde niemals verkaufen.«
»Dann finden wir eben einen anderen Weg«, drohte Ava.
»Es gibt keinen anderen Weg.«
»Reiz mich nicht«, stieß Ava zähneknirschend hervor.
Wyatt legte die Hand auf ihren Arm und zog sie zurück. »Ich denke, das reicht«, sagte er ruhig.
Sie schüttelte seine Hand ab. »Wir sind hier noch nicht fertig.«
»Wie war es Jewel-Anne nur möglich, unter dem Gedenkstein ein Grab auszuheben?«, überlegte Wyatt.
»Sie hatte Hilfe«, sagte Ava. »Mit Sicherheit hatte sie einen Komplizen.« Ava wandte sich an ihre Cousine. »Jacob. Seine Reaktion, als wir die Puppe ausgegraben haben, war gespielt.«
Jewel-Anne sah Demetria mit großen Augen an und jammerte mit ihrer Kleinmädchenstimme: »Ich bin wirklich müde.«
»Gut! Wenn du nicht die Wahrheit sagen willst, dann eben jemand anderer.« Sie wandte sich zur Tür.
»Warte!«, rief Wyatt. »Was hast du vor?«
»Ich werde mit Jacob reden!«
»Aber es ist –«
»Drei Uhr morgens. Ich weiß.« Ava setzte sich in Bewegung, Wyatt auf den Fersen.
»Du solltest warten, bis du dich beruhigt hast«, versuchte er sie aufzuhalten, doch sie schoss bereits durch die Küche und zur Hintertür hinaus. Wyatt fasste sie am Ellbogen und wirbelte sie herum, sodass sie ihm direkt ins Gesicht sah. »Nun mal langsam, Ava. Du kannst nicht einfach jemanden mitten in der Nacht mit unhaltbaren Anschuldigungen aus dem Schlaf reißen!«
Sie konnte nicht glauben, dass sie ihn jemals geliebt hatte. Ein feuchtkalter Wind fuhr durch die Äste der Kiefern, blies durch den Garten und brachte den Geruch nach Erde und Ozean mit sich. Ihre Haut kribbelte vor Kälte.
»Warum hast du mir nicht erzählt, was mit unserem leiblichen Sohn passiert ist, Wyatt? Warum nicht?«
»Weil Dr. McPherson dachte, es sei besser, du würdest es selbst herausfinden. Sie war sich sicher, dass deine Alpträume genauso viel mit dem Kind zu tun haben, das du verloren hast, wie mit Noah. Tief in deinem Unterbewusstsein weißt du von deiner Fehlgeburt, doch du willst es einfach nicht begreifen. Deshalb hast du dieses traumatische Erlebnis auf den Verlust von Noah übertragen.«
»Was für ein Psychoblabla ist das denn?« Sie riss ihren Arm los. »Danke für diesen Anfängerkurs in Psychologie, aber ich werde meinen Sohn finden!«
Damit setzte sie ihren Weg fort, stürmte die Stufen der hinteren Veranda hinunter und den Gartenweg entlang zu Jacobs Souterrainapartment. Mr. T., der sich dort versteckt hatte, schoss fauchend davon. Ava sprang die Treppe hinunter und pochte geräuschvoll an die
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