T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
lief in roten Streifen an den Schränken hinab. Tiegel und Fläschchen mit Make-up und Pflegeprodukten lagen zerschmettert auf dem Fußboden, Lippenstifte waren durch die Blutlache gerollt und hatten tiefrote Schlieren auf den Fliesen hinterlassen.
»Zweifelsfrei Mord«, stellte Lyons fest und ließ den Blick durchs Badezimmer schweifen.
»Kommt dir das bekannt vor?«, fragte Snyder, der hinter seiner Partnerin stand.
Sie nickte, als habe sie seine Gedanken gelesen. »Sieht genauso aus wie der Reynolds-Tatort. Die beiden Frauen sind ein und demselben Mörder zum Opfer gefallen.« Sie drehte sich zu ihm um. »Und beide standen Ava Garrison nahe.«
»Und wahrscheinlich einer Menge anderen Leuten.«
»Wahrscheinlich«, räumte sie ein, aber es war klar, dass ihre Gedanken in dieselbe Richtung gingen. Die offensichtliche Verbindung zwischen den beiden Frauen war eine Geisteskranke, die davon besessen war, ihren Sohn wiederzufinden, der während der Weihnachtsfeier seiner Eltern vermutlich das Haus verlassen hatte, ins Wasser gefallen und ertrunken war. Die Strömung konnte seinen Leichnam Gott weiß wohin getrieben haben. Snyder nahm an, dass Schuldgefühle hinter Ava Garrisons Besessenheit steckten, doch er war kein Psychologe, und die Frau, die sie therapiert hatte, war jetzt tot.
Er wollte sich eben zurückziehen, als ihm etwas ins Auge stach.
»Was zum Teufel ist das denn?«, fragte er und deutete auf die Wanne, auf deren Rand ein einzelnes schwarzes Haar lag. Ein langes, schwarzes Haar.
»Verdammt«, sagte Lyons und bückte sich, um besser sehen zu können. »Das ist die eindeutige Verbindung zwischen den beiden Verbrechen.« Sie blickte zu ihm hoch. »Scheint so, als sei Ava Garrison in Cheryl Reynolds’ Halloweenkostüm davonspaziert.«
»Glaubst du wirklich, sie ist zu so etwas in der Lage?« Er deutete auf Evelyn McPhersons blutüberströmten Leichnam.
»Ich denke, wer auch immer die Perücke mitgenommen hat, hat auch die Kassetten von Ms. Garrisons Sitzungen bei der Hypnotiseurin eingesteckt. Und wer würde diese dringender an sich bringen wollen als die Frau selbst?«
Snyder verspürte ein ahnungsvolles Kribbeln. »Wenn deine Theorie stimmt, befinden sich sämtliche fehlenden Aufnahmen im Besitz des Mörders.«
»Oder sind bereits vernichtet.«
Lyons richtete sich auf und schritt quer durchs Schlafzimmer zu einem Schreibtisch in einer Ecke, der leer war bis auf eine Laptop-Dockingstation. Sie wies mit dem Finger darauf. »Wir müssen ihren Computer finden.«
»Und ihr Büro überprüfen.«
Sie sahen sich noch eine Weile lang um. Die Mordwaffe fanden sie nicht, es sei denn, der Mörder hatte eines der Küchenmesser benutzt und es sauber gemacht und an seinen Platz zurückgelegt, was Snyder bezweifelte. Außer dem zur Dockingstation passenden Laptop fehlten auch die Handtasche der Toten und ihr Handy. Nichts davon hatte in ihrem Wagen gelegen, der – wie die Nachbarin gesagt hatte – in der angrenzenden Garage parkte. Es gab keinerlei Anzeichen, dass sich jemand mit Gewalt Zutritt verschafft hatte; sämtliche Türen waren abgeschlossen, die Fenster verriegelt.
Snyder vermutete, dass die Psychiaterin ihren Angreifer entweder selbst hereingelassen oder dass er einen Schlüssel gefunden und später wieder zugesperrt hatte. Seltsam. Zehn zu eins, dass sich der Killer im Besitz von Dr. McPhersons persönlichen Gegenständen befand, einschließlich ihres Laptops. Sie konnten nur hoffen, dass sie einen zweiten Computer in der Praxis der Psychiaterin fanden oder zumindest eine Sicherungsdiskette. Sobald sie wieder im Büro waren, würden sie damit anfangen, McPhersons Telefonlisten und Internetaktivitäten zu überprüfen, ihre E-Mails und sozialen Kontakte, um herauszufinden, wer sie als Letzter lebend gesehen oder gesprochen hatte.
Sie unterhielten sich kurz mit den Kriminaltechnikern, die soeben eingetroffen waren, dann sprachen sie mit der Nachbarin, die die Polizei informiert hatte, doch sie erfuhren nicht mehr, als ihnen der Officer zuvor bereits mitgeteilt hatte.
Also ließen sie die zuständigen Deputys ihre Arbeit tun und machten sich auf den Weg zu Dr. McPhersons Büro, gerade als der erste Van eines lokalen Fernsehsenders am Ende der Straße Stellung bezog.
»Und am Ende werden wir doch zur Insel übersetzen und mit Ava Garrison reden müssen«, sagte Lyons. Ihr Gesicht wurde von entgegenkommenden Scheinwerfern erhellt.
»Ja.«
»Der Fall macht dir zu schaffen, oder?«, fügte sie
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