T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
sterben!«
Jewel-Anne starrte sie empört an. »Du Miststück!«
»Hört auf damit! Sofort! Und zieht eure Westen an!«, brüllte Wyatt, dann kämpfte er weiter mit dem Anker – vergeblich.
Ava streifte ihre Rettungsweste über, dann rappelte sie sich auf und versuchte, auch ihre Cousine auf die Füße zu zerren, doch diese lag da wie ein nasser Sack und klammerte sich wieder an die Reling. Ava reichte ihrem Bruder und Wyatt eine Schwimmweste. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass Jewel-Anne wieder auf die Füße kam. Sie rieb sich ihre schmerzende Wange.
»Miststück!«, zischte sie. »Das ist ganz allein deine Schuld!« Dann wandte sie sich ab und starrte hinaus auf die tosende See. »Pass auf!«, kreischte sie plötzlich.
Ava folgte ihrem Blick.
Fast wäre ihr Herz stehen geblieben, als sie die Felsen bemerkte. Schwarz. Zerklüftet. Lebensbedrohlich.
Jewel-Anne stürzte sich auf Kelvin. »Dreh um! Kelvin! Dreh um!«
»Festhalten!«, brüllte Wyatt, als sich eine weitere gewaltige Wasserwand vor dem Boot aufbaute. Er streckte den Arm aus, bekam Jewel-Anne zu fassen und zog sie fest an sich. »Schluss damit! Und zieh endlich deine Rettungsweste an!«
Zu spät. Die Welle brach. Ava spürte, wie ihr die Füße weggerissen wurden.
Ihr Kopf prallte gegen das Seitendeck.
Schmerz explodierte hinter ihren Augen. Die Welt um sie herum wurde schwarz. Blind tastete sie nach etwas, woran sie sich festhalten konnte. Das eisige zurückströmende Wasser hätte sie fast mit sich gerissen, schwappte über sie hinweg, drang in ihren Mund ein, in ihre Lungen.
Die
Bloody Mary
stöhnte und ächzte.
Ava richtete sich hustend auf und kniff angestrengt die Augen zusammen, doch sie konnte nichts erkennen. Das war das Ende. Sie würden diesen Sturm niemals überstehen. Ava dachte an das Baby und wünschte sich sehnlichst, das kleine, ungeborene Wesen hätte eine Chance …
Gib nicht auf! Du darfst nicht aufgeben!
Sie schaute zu ihrem Bruder hinüber.
Mit zusammengebissenen Zähnen, einen verzweifelten Ausdruck im Gesicht, kämpfte Kelvin gegen den Sturm an.
Wyatt!
Du lieber Himmel, wo war Wyatt?
Und wo war Jewel-Anne?
Hustend und spuckend hielt sich Ava an einer Leine fest. Wo zum Teufel steckte Wyatt? Eisige Furcht schnürte ihr das Herz zusammen.
»Wyatt!« Sie wollte nicht glauben, dass sie ihren Mann verloren hatte. Er musste hier irgendwo sein! Und Jewel-Anne? Panisch fing sie an, um Hilfe zu rufen, während sie im Stillen betete, dass die beiden nicht über Bord gegangen waren.
O Gott, o Gott, o Gott …
Bitte mach, dass sie in Sicherheit sind!
Ihr angsterfüllter Blick huschte über das Deck. Wieder und wieder schrie sie den Namen ihres Mannes, doch ihre Stimme ging unter im Tosen der See.
Voller Entsetzen bemerkte sie, wie sich das Boot zur Seite neigte, dann sah sie die Felsen der Hydra … Mein Gott, sie waren ganz nah!
»Wyatt!«
Knaaaaarzz!
Das grauenvolle Geräusch von Fels auf Fiberglas drang an ihre Ohren. Der Bootsrumpf!
Die
Bloody Mary
erzitterte.
Ava klammerte sich ans Seil.
Gott steh uns bei!
Eine weitere riesige Welle flutete das Boot. »Festhalten!«, brüllte Kelvin.
Das Segelboot richtete sich auf, die Masten ächzten. Der Kiel schrammte über die scharfen Felsen, dann barst er mit einem entsetzlichen Kreischen, das klang wie ein Schmerzensschrei. Wasser ergoss sich über das Deck und strömte in die Kabine. Die
Bloody Mary,
die eben noch hilflos auf den Wellen getanzt hatte, begann zu sinken.
Eine weitere Woge türmte sich vor ihnen auf, erfasste das Boot und schleuderte es erneut gegen eine Felsspitze.
Ava wurde ins eisige Wasser gerissen, verschluckt vom tosenden Ozean. Ihre Rettungsweste würde ihr hier gar nichts nutzen.
Halt durch, Ava, du darfst nicht aufgeben!
Ihre Lungen brannten, Panik durchflutete sie.
Wumm!
Sie wurde gegen einen der Felsen geschleudert, Wange und Rippen prallten gegen den scharfkantigen Stein.
Schmerz schoss ihre Wirbelsäule hinunter, so heftig, dass sie kaum noch denken konnte. Ihr wurde schwarz vor Augen, und sie spürte, wie sie mit dem Kopf unter Wasser geriet. Wie angenehm die Schwärze war … Vielleicht sollte sie einfach aufgeben …
Nein!
Sie strampelte mit den Beinen, um von den Felsen wegzukommen, ließ sich von den Wellen mitspülen, hinein in die Bucht.
Als sie wieder etwas erkennen konnte, sah sie in der Ferne die warmen, goldenen Lichter von Neptune’s Gate durch die Dunkelheit scheinen.
Ihr Herz zog sich zusammen. Wenn sie
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